Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

Bild:
<< vorherige Seite

paar Decken in das rasch in Stand gesetzte Boot
getragen, als man vom Garten her Stimmen und
herzliches Lachen hörte, was auf Besuch zu deuten
und eine Störung ihrer Einsamkeit in Aussicht zu
stellen schien.

"Ah, Segler und Ruderklubleute," sagte Botho.
"Gott sei Dank, daß wir ihnen entgehen, Lene. Laß
uns eilen."

Und beide brachen auf, um so rasch wie möglich
ins Boot zu kommen. Aber ehe sie noch den Wasser¬
steg erreichen konnten, sahen sie sich bereits umstellt
und eingefangen. Es waren Kameraden und noch
dazu die intimsten: Pitt, Serge, Balafre. Alle drei
mit ihren Damen.

"Ah les beaux esprits se rencontrent," sagte
Balafre voll übermüthiger Laune, die jedoch rasch
einer gesetzteren Haltung wich, als er wahrnahm,
daß er von der Hausschwelle her, auf der Wirth
und Wirthin standen, beobachtet wurde. "Welche
glückliche Begegnung an dieser Stelle. Gestatten
Sie mir, Gaston, Ihnen unsere Damen vorstellen
zu dürfen: Königin Isabeau, Fräulein Johanna,
Fräulein Margot."

Botho sah, welche Parole heute galt, und sich
rasch hineinfindend, entgegnete er, nunmehr auch
seinerseits vorstellend, mit leichter Handbewegung
auf Lene: "Mademoiselle Agnes Sorel."

paar Decken in das raſch in Stand geſetzte Boot
getragen, als man vom Garten her Stimmen und
herzliches Lachen hörte, was auf Beſuch zu deuten
und eine Störung ihrer Einſamkeit in Ausſicht zu
ſtellen ſchien.

„Ah, Segler und Ruderklubleute,“ ſagte Botho.
„Gott ſei Dank, daß wir ihnen entgehen, Lene. Laß
uns eilen.“

Und beide brachen auf, um ſo raſch wie möglich
ins Boot zu kommen. Aber ehe ſie noch den Waſſer¬
ſteg erreichen konnten, ſahen ſie ſich bereits umſtellt
und eingefangen. Es waren Kameraden und noch
dazu die intimſten: Pitt, Serge, Balafré. Alle drei
mit ihren Damen.

Ah les beaux esprits se rencontrent,“ ſagte
Balafré voll übermüthiger Laune, die jedoch raſch
einer geſetzteren Haltung wich, als er wahrnahm,
daß er von der Hausſchwelle her, auf der Wirth
und Wirthin ſtanden, beobachtet wurde. „Welche
glückliche Begegnung an dieſer Stelle. Geſtatten
Sie mir, Gaſton, Ihnen unſere Damen vorſtellen
zu dürfen: Königin Iſabeau, Fräulein Johanna,
Fräulein Margot.“

Botho ſah, welche Parole heute galt, und ſich
raſch hineinfindend, entgegnete er, nunmehr auch
ſeinerſeits vorſtellend, mit leichter Handbewegung
auf Lene: „Mademoiſelle Agnes Sorel.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0140" n="130"/>
paar Decken in das ra&#x017F;ch in Stand ge&#x017F;etzte Boot<lb/>
getragen, als man vom Garten her Stimmen und<lb/>
herzliches Lachen hörte, was auf Be&#x017F;uch zu deuten<lb/>
und eine Störung ihrer Ein&#x017F;amkeit in Aus&#x017F;icht zu<lb/>
&#x017F;tellen &#x017F;chien.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ah, Segler und Ruderklubleute,&#x201C; &#x017F;agte Botho.<lb/>
&#x201E;Gott &#x017F;ei Dank, daß wir ihnen entgehen, Lene. Laß<lb/>
uns eilen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Und beide brachen auf, um &#x017F;o ra&#x017F;ch wie möglich<lb/>
ins Boot zu kommen. Aber ehe &#x017F;ie noch den Wa&#x017F;&#x017F;er¬<lb/>
&#x017F;teg erreichen konnten, &#x017F;ahen &#x017F;ie &#x017F;ich bereits um&#x017F;tellt<lb/>
und eingefangen. Es waren Kameraden und noch<lb/>
dazu die intim&#x017F;ten: Pitt, Serge, Balafr<hi rendition="#aq">é</hi>. Alle drei<lb/>
mit ihren Damen.</p><lb/>
        <p>&#x201E;<hi rendition="#aq">Ah les beaux esprits se rencontrent</hi>,&#x201C; &#x017F;agte<lb/>
Balafr<hi rendition="#aq">é</hi> voll übermüthiger Laune, die jedoch ra&#x017F;ch<lb/>
einer ge&#x017F;etzteren Haltung wich, als er wahrnahm,<lb/>
daß er von der Haus&#x017F;chwelle her, auf der Wirth<lb/>
und Wirthin &#x017F;tanden, beobachtet wurde. &#x201E;Welche<lb/>
glückliche Begegnung an die&#x017F;er Stelle. Ge&#x017F;tatten<lb/>
Sie mir, Ga&#x017F;ton, Ihnen un&#x017F;ere Damen vor&#x017F;tellen<lb/>
zu dürfen: Königin I&#x017F;abeau, Fräulein Johanna,<lb/>
Fräulein Margot.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Botho &#x017F;ah, welche Parole heute galt, und &#x017F;ich<lb/>
ra&#x017F;ch hineinfindend, entgegnete er, nunmehr auch<lb/>
&#x017F;einer&#x017F;eits vor&#x017F;tellend, mit leichter Handbewegung<lb/>
auf Lene: &#x201E;Mademoi&#x017F;elle Agnes Sorel.&#x201C;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0140] paar Decken in das raſch in Stand geſetzte Boot getragen, als man vom Garten her Stimmen und herzliches Lachen hörte, was auf Beſuch zu deuten und eine Störung ihrer Einſamkeit in Ausſicht zu ſtellen ſchien. „Ah, Segler und Ruderklubleute,“ ſagte Botho. „Gott ſei Dank, daß wir ihnen entgehen, Lene. Laß uns eilen.“ Und beide brachen auf, um ſo raſch wie möglich ins Boot zu kommen. Aber ehe ſie noch den Waſſer¬ ſteg erreichen konnten, ſahen ſie ſich bereits umſtellt und eingefangen. Es waren Kameraden und noch dazu die intimſten: Pitt, Serge, Balafré. Alle drei mit ihren Damen. „Ah les beaux esprits se rencontrent,“ ſagte Balafré voll übermüthiger Laune, die jedoch raſch einer geſetzteren Haltung wich, als er wahrnahm, daß er von der Hausſchwelle her, auf der Wirth und Wirthin ſtanden, beobachtet wurde. „Welche glückliche Begegnung an dieſer Stelle. Geſtatten Sie mir, Gaſton, Ihnen unſere Damen vorſtellen zu dürfen: Königin Iſabeau, Fräulein Johanna, Fräulein Margot.“ Botho ſah, welche Parole heute galt, und ſich raſch hineinfindend, entgegnete er, nunmehr auch ſeinerſeits vorſtellend, mit leichter Handbewegung auf Lene: „Mademoiſelle Agnes Sorel.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/140
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/140>, abgerufen am 21.11.2024.