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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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Wirklich, es waren Knallbonbons und die Tüte
ging reihum.

"Aber nun müssen wir auch ziehen, Lene; halt'
fest und Augen zu."

Frau Dörr war entzückt, als es einen Knall
gab, und noch mehr, als Lene's Zeigefinger blutete.
"Das thut nich weh, Lene, das kenn' ich; das is,
wie wenn sich 'ne Braut in'n Finger sticht. Ich
kannte mal eine, die war so versessen drauf, die stach
sich immer zu un lutschte und lutschte, wie wenn
es Wunder 'was wäre."

Lene wurde roth. Aber Frau Dörr sah es
nicht und fuhr fort: "Und nu den Vers lesen, Herr
Baron."

Und dieser las denn auch:

In Liebe selbstvergessen sein,
Freut Gott und die lieben Engelein.

"Jott," sagte Frau Dörr und faltete die Hände.
"Das is ja wie aus'n Gesangbuch. Is es denn
immer so fromm?"

"I bewahre," sagte Botho. "Nicht immer.
Kommen Sie, liebe Frau Dörr, wir wollen auch
'mal ziehn und sehn, was dabei herauskommt."

Und nun zog er wieder und las:

Wo Amors Pfeil recht tief getroffen,
Da stehen Himmel und Hölle offen.
Fontane, Irrungen. 3

Wirklich, es waren Knallbonbons und die Tüte
ging reihum.

„Aber nun müſſen wir auch ziehen, Lene; halt'
feſt und Augen zu.“

Frau Dörr war entzückt, als es einen Knall
gab, und noch mehr, als Lene's Zeigefinger blutete.
„Das thut nich weh, Lene, das kenn' ich; das is,
wie wenn ſich 'ne Braut in'n Finger ſticht. Ich
kannte mal eine, die war ſo verſeſſen drauf, die ſtach
ſich immer zu un lutſchte und lutſchte, wie wenn
es Wunder 'was wäre.“

Lene wurde roth. Aber Frau Dörr ſah es
nicht und fuhr fort: „Und nu den Vers leſen, Herr
Baron.“

Und dieſer las denn auch:

In Liebe ſelbſtvergeſſen ſein,
Freut Gott und die lieben Engelein.

„Jott,“ ſagte Frau Dörr und faltete die Hände.
„Das is ja wie aus'n Geſangbuch. Is es denn
immer ſo fromm?“

„I bewahre,“ ſagte Botho. „Nicht immer.
Kommen Sie, liebe Frau Dörr, wir wollen auch
'mal ziehn und ſehn, was dabei herauskommt.“

Und nun zog er wieder und las:

Wo Amors Pfeil recht tief getroffen,
Da ſtehen Himmel und Hölle offen.
Fontane, Irrungen. 3
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[33/0043] Wirklich, es waren Knallbonbons und die Tüte ging reihum. „Aber nun müſſen wir auch ziehen, Lene; halt' feſt und Augen zu.“ Frau Dörr war entzückt, als es einen Knall gab, und noch mehr, als Lene's Zeigefinger blutete. „Das thut nich weh, Lene, das kenn' ich; das is, wie wenn ſich 'ne Braut in'n Finger ſticht. Ich kannte mal eine, die war ſo verſeſſen drauf, die ſtach ſich immer zu un lutſchte und lutſchte, wie wenn es Wunder 'was wäre.“ Lene wurde roth. Aber Frau Dörr ſah es nicht und fuhr fort: „Und nu den Vers leſen, Herr Baron.“ Und dieſer las denn auch: In Liebe ſelbſtvergeſſen ſein, Freut Gott und die lieben Engelein. „Jott,“ ſagte Frau Dörr und faltete die Hände. „Das is ja wie aus'n Geſangbuch. Is es denn immer ſo fromm?“ „I bewahre,“ ſagte Botho. „Nicht immer. Kommen Sie, liebe Frau Dörr, wir wollen auch 'mal ziehn und ſehn, was dabei herauskommt.“ Und nun zog er wieder und las: Wo Amors Pfeil recht tief getroffen, Da ſtehen Himmel und Hölle offen. Fontane, Irrungen. 3

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/43>, abgerufen am 21.11.2024.