Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.die wären alle für frische Luft und manche wären "Gewiß, liebe Frau Dörr; alles was Sie wollen. Und ehe sich Frau Dörr zwischen Punsch und "Ah, das hast Du gut gemacht," sagte Botho, die wären alle für friſche Luft und manche wären „Gewiß, liebe Frau Dörr; alles was Sie wollen. Und ehe ſich Frau Dörr zwiſchen Punſch und „Ah, das haſt Du gut gemacht,“ ſagte Botho, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="40"/> die wären alle für friſche Luft und manche wären<lb/> ſo für's Friſche, daß ihnen im Winter das Deckbett<lb/> an den Mund fröre. Denn Athem wäre daſſelbe<lb/> wie Wraſen, grade wie der, der aus der Tülle käm'.<lb/> Alſo die Fenſter müßten aufbleiben, davon ließe ſie<lb/> nicht. Aber wenn Lenechen ſo für's Innerliche was<lb/> hätte, ſo 'was für Herz und Seele . . .“</p><lb/> <p>„Gewiß, liebe Frau Dörr; alles was Sie wollen.<lb/> Ich kann einen Thee machen oder einen Punſch,<lb/> oder noch beſſer, ich habe ja noch das Kirſchwaſſer,<lb/> das Sie Mutter Nimptſchen und mir letzten Weih¬<lb/> nachten zu der großen Mandelſtolle geſchenkt haben. . .“</p><lb/> <p>Und ehe ſich Frau Dörr zwiſchen Punſch und<lb/> Thee entſcheiden konnte, war auch die Kirſchwaſſer-<lb/> Flaſche ſchon da, mit Gläſern, großen und kleinen,<lb/> in die ſich nun jeder nach Gutdünken hinein that.<lb/> Und nun ging Lene, den rußigen Herdkeſſel in der<lb/> Hand, reihum und goß das kochſprudelnde Waſſer<lb/> ein. „Nicht zu viel, Leneken, nicht zu viel. Immer<lb/> auf's Ganze. Waſſer nimmt die Kraft.“ Und im<lb/> Nu füllte ſich der Raum mit dem aufſteigenden<lb/> Kirſchmandel-Arom.</p><lb/> <p>„Ah, das haſt Du gut gemacht,“ ſagte Botho,<lb/> während er aus dem Glaſe nippte. „Weiß es Gott,<lb/> ich habe geſtern nichts gehabt und heute im Klub<lb/> erſt recht nicht, was mir ſo geſchmeckt hätte. Hoch<lb/> Lene! Das eigentliche Verdienſt in der Sache hat<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [40/0050]
die wären alle für friſche Luft und manche wären
ſo für's Friſche, daß ihnen im Winter das Deckbett
an den Mund fröre. Denn Athem wäre daſſelbe
wie Wraſen, grade wie der, der aus der Tülle käm'.
Alſo die Fenſter müßten aufbleiben, davon ließe ſie
nicht. Aber wenn Lenechen ſo für's Innerliche was
hätte, ſo 'was für Herz und Seele . . .“
„Gewiß, liebe Frau Dörr; alles was Sie wollen.
Ich kann einen Thee machen oder einen Punſch,
oder noch beſſer, ich habe ja noch das Kirſchwaſſer,
das Sie Mutter Nimptſchen und mir letzten Weih¬
nachten zu der großen Mandelſtolle geſchenkt haben. . .“
Und ehe ſich Frau Dörr zwiſchen Punſch und
Thee entſcheiden konnte, war auch die Kirſchwaſſer-
Flaſche ſchon da, mit Gläſern, großen und kleinen,
in die ſich nun jeder nach Gutdünken hinein that.
Und nun ging Lene, den rußigen Herdkeſſel in der
Hand, reihum und goß das kochſprudelnde Waſſer
ein. „Nicht zu viel, Leneken, nicht zu viel. Immer
auf's Ganze. Waſſer nimmt die Kraft.“ Und im
Nu füllte ſich der Raum mit dem aufſteigenden
Kirſchmandel-Arom.
„Ah, das haſt Du gut gemacht,“ ſagte Botho,
während er aus dem Glaſe nippte. „Weiß es Gott,
ich habe geſtern nichts gehabt und heute im Klub
erſt recht nicht, was mir ſo geſchmeckt hätte. Hoch
Lene! Das eigentliche Verdienſt in der Sache hat
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