Um Zwölf war der Dienst in der Kaserne gethan und Botho v. Rienäcker ging die Linden hinunter aufs Thor zu, lediglich in der Absicht, die Stunde bis zum Rendezvous bei Hiller, so gut sich's thun ließ, auszufüllen. Zwei, drei Bilderläden waren ihm dabei sehr willkommen. Bei Lepke standen ein paar Oswald Achenbach's im Schaufenster, darunter eine palermitanische Straße, schmutzig und sonnig, und von einer geradezu frappirenden Wahrheit des Lebens und Kolorits. "Es giebt doch Dinge, worüber man nie ins Reine kommt. So mit den Achen¬ bach's. Bis vor Kurzem hab' ich auf Andreas ge¬ schworen; aber wenn ich so was sehe wie das hier, so weiß ich nicht, ob ihm der Oswald nicht gleich¬ kommt oder ihn überholt. Jedenfalls ist er bunter und mannigfacher. All dergleichen aber ist mir blos zu denken erlaubt; vor den Leuten es aussprechen,
Siebentes Kapitel.
Um Zwölf war der Dienſt in der Kaſerne gethan und Botho v. Rienäcker ging die Linden hinunter aufs Thor zu, lediglich in der Abſicht, die Stunde bis zum Rendezvous bei Hiller, ſo gut ſich's thun ließ, auszufüllen. Zwei, drei Bilderläden waren ihm dabei ſehr willkommen. Bei Lepke ſtanden ein paar Oswald Achenbach's im Schaufenſter, darunter eine palermitaniſche Straße, ſchmutzig und ſonnig, und von einer geradezu frappirenden Wahrheit des Lebens und Kolorits. „Es giebt doch Dinge, worüber man nie ins Reine kommt. So mit den Achen¬ bach's. Bis vor Kurzem hab' ich auf Andreas ge¬ ſchworen; aber wenn ich ſo was ſehe wie das hier, ſo weiß ich nicht, ob ihm der Oswald nicht gleich¬ kommt oder ihn überholt. Jedenfalls iſt er bunter und mannigfacher. All dergleichen aber iſt mir blos zu denken erlaubt; vor den Leuten es ausſprechen,
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[[60]/0070]
Siebentes Kapitel.
Um Zwölf war der Dienſt in der Kaſerne gethan
und Botho v. Rienäcker ging die Linden hinunter
aufs Thor zu, lediglich in der Abſicht, die Stunde
bis zum Rendezvous bei Hiller, ſo gut ſich's thun
ließ, auszufüllen. Zwei, drei Bilderläden waren
ihm dabei ſehr willkommen. Bei Lepke ſtanden ein
paar Oswald Achenbach's im Schaufenſter, darunter
eine palermitaniſche Straße, ſchmutzig und ſonnig,
und von einer geradezu frappirenden Wahrheit des
Lebens und Kolorits. „Es giebt doch Dinge, worüber
man nie ins Reine kommt. So mit den Achen¬
bach's. Bis vor Kurzem hab' ich auf Andreas ge¬
ſchworen; aber wenn ich ſo was ſehe wie das hier,
ſo weiß ich nicht, ob ihm der Oswald nicht gleich¬
kommt oder ihn überholt. Jedenfalls iſt er bunter
und mannigfacher. All dergleichen aber iſt mir blos
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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. [60]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/70>, abgerufen am 24.11.2024.
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