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Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888.

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"Eben der."

"O den kenn' ich, d. h. dem Namen nach. Etwas
Verwandtschaft. Meine Großmutter war eine Osten.
Ist doch derselbe, der mit Bismarck auf dem Kriegs¬
fuß steht?"

"Derselbe. Wissen Sie was, Wedell, kommen
Sie mit. Der Club läuft Ihnen nicht weg und
Pitt und Serge auch nicht; Sie finden sie um Drei
gerad so gut wie um Eins. Der Alte schwärmt
noch immer für Dragonerblau mit Gold und ist
Neumärker genug, um sich über jeden Wedell zu
freuen."

"Gut, Rienäcker. Aber auf Ihre Verantwor¬
tung."

"Mit Vergnügen."

Unter solchem Gespräche waren sie bei Hiller
angelangt, wo der alte Baron bereits an der Glas¬
thür stand und ausschaute, denn es war eine Minute
nach Eins. Er unterließ aber jede Bemerkung und
war augenscheinlich erfreut, als Botho vorstellte:
"Leutnant v. Wedell."

"Ihr Herr Neffe . . ."

"Nichts von Entschuldigungen, Herr v. Wedell,
Alles, was Wedell heißt, ist mir willkommen und
wenn es diesen Rock trägt, doppelt und dreifach.
Kommen Sie, meine Herren, wir wollen uns aus
diesem Stuhl- und Tisch-Defile heraus ziehen und

„Eben der.“

„O den kenn' ich, d. h. dem Namen nach. Etwas
Verwandtſchaft. Meine Großmutter war eine Oſten.
Iſt doch derſelbe, der mit Bismarck auf dem Kriegs¬
fuß ſteht?“

„Derſelbe. Wiſſen Sie was, Wedell, kommen
Sie mit. Der Club läuft Ihnen nicht weg und
Pitt und Serge auch nicht; Sie finden ſie um Drei
gerad ſo gut wie um Eins. Der Alte ſchwärmt
noch immer für Dragonerblau mit Gold und iſt
Neumärker genug, um ſich über jeden Wedell zu
freuen.“

„Gut, Rienäcker. Aber auf Ihre Verantwor¬
tung.“

„Mit Vergnügen.“

Unter ſolchem Geſpräche waren ſie bei Hiller
angelangt, wo der alte Baron bereits an der Glas¬
thür ſtand und ausſchaute, denn es war eine Minute
nach Eins. Er unterließ aber jede Bemerkung und
war augenſcheinlich erfreut, als Botho vorſtellte:
„Leutnant v. Wedell.“

„Ihr Herr Neffe . . .“

„Nichts von Entſchuldigungen, Herr v. Wedell,
Alles, was Wedell heißt, iſt mir willkommen und
wenn es dieſen Rock trägt, doppelt und dreifach.
Kommen Sie, meine Herren, wir wollen uns aus
dieſem Stuhl- und Tiſch-Defilé heraus ziehen und

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[62/0072] „Eben der.“ „O den kenn' ich, d. h. dem Namen nach. Etwas Verwandtſchaft. Meine Großmutter war eine Oſten. Iſt doch derſelbe, der mit Bismarck auf dem Kriegs¬ fuß ſteht?“ „Derſelbe. Wiſſen Sie was, Wedell, kommen Sie mit. Der Club läuft Ihnen nicht weg und Pitt und Serge auch nicht; Sie finden ſie um Drei gerad ſo gut wie um Eins. Der Alte ſchwärmt noch immer für Dragonerblau mit Gold und iſt Neumärker genug, um ſich über jeden Wedell zu freuen.“ „Gut, Rienäcker. Aber auf Ihre Verantwor¬ tung.“ „Mit Vergnügen.“ Unter ſolchem Geſpräche waren ſie bei Hiller angelangt, wo der alte Baron bereits an der Glas¬ thür ſtand und ausſchaute, denn es war eine Minute nach Eins. Er unterließ aber jede Bemerkung und war augenſcheinlich erfreut, als Botho vorſtellte: „Leutnant v. Wedell.“ „Ihr Herr Neffe . . .“ „Nichts von Entſchuldigungen, Herr v. Wedell, Alles, was Wedell heißt, iſt mir willkommen und wenn es dieſen Rock trägt, doppelt und dreifach. Kommen Sie, meine Herren, wir wollen uns aus dieſem Stuhl- und Tiſch-Defilé heraus ziehen und

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Irrungen, Wirrungen. Leipzig, 1888, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_irrungen_1888/72>, abgerufen am 24.11.2024.