Fontane, Theodor: Meine Kinderjahre. Berlin, 1894.wie gleich hier bemerkt werden mag, durch Brauchbarkeit und gute Manieren und hatte das Glück, seine durch zwei lange Jahre hin nicht blos von Erfolgen, sondern auch von "Folgen" begleiteten Liebesverhältnisse beständig pardonnirt zu sehen, bis ihm endlich eine junge, bildschöne Person, ein Liebling meiner Eltern, zum Opfer fiel. Da fiel er denn, sehr berechtigt, mit. Aber das alles stand zu der Zeit, von der ich hier spreche, noch weit aus. Vorläufig war er, trotz weiterer Beengung des ohnehin engen Platzes, ein sehr angenehmer Reisegefährte, der sich mit uns Kindern ebenso geschickt wie liebenswürdig unterhielt und in seiner mehr als korrekten Haltung der Amme gegenüber, auch nicht das Geringste von seiner starken "schwachen Seite" vermuthen ließ. Der zweite Tag führte uns bis Anklam. "Hier sind wir nun schon in Pommern," sagte mein Vater, der eine Gelegenheit etwas Geographisch-Historisches anzubringen, nicht gern vorübergehen ließ. "Anklam hat den höchsten Thurm in ganz Pommern und Gustav Adolph ist, so viel ich weiß, hier durchgekommen. Es ist aber auch möglich, daß es Karl XII. war." Von Anklam bis Swinemünde war die kürzeste Wegstrecke, nur noch sechs Meilen. Auf einer Fähre setzten wir, ich weiß nicht mehr von welchem Punkt aus, nach der Insel Usedom wie gleich hier bemerkt werden mag, durch Brauchbarkeit und gute Manieren und hatte das Glück, seine durch zwei lange Jahre hin nicht blos von Erfolgen, sondern auch von „Folgen“ begleiteten Liebesverhältnisse beständig pardonnirt zu sehen, bis ihm endlich eine junge, bildschöne Person, ein Liebling meiner Eltern, zum Opfer fiel. Da fiel er denn, sehr berechtigt, mit. Aber das alles stand zu der Zeit, von der ich hier spreche, noch weit aus. Vorläufig war er, trotz weiterer Beengung des ohnehin engen Platzes, ein sehr angenehmer Reisegefährte, der sich mit uns Kindern ebenso geschickt wie liebenswürdig unterhielt und in seiner mehr als korrekten Haltung der Amme gegenüber, auch nicht das Geringste von seiner starken „schwachen Seite“ vermuthen ließ. Der zweite Tag führte uns bis Anklam. „Hier sind wir nun schon in Pommern,“ sagte mein Vater, der eine Gelegenheit etwas Geographisch-Historisches anzubringen, nicht gern vorübergehen ließ. „Anklam hat den höchsten Thurm in ganz Pommern und Gustav Adolph ist, so viel ich weiß, hier durchgekommen. Es ist aber auch möglich, daß es Karl XII. war.“ Von Anklam bis Swinemünde war die kürzeste Wegstrecke, nur noch sechs Meilen. Auf einer Fähre setzten wir, ich weiß nicht mehr von welchem Punkt aus, nach der Insel Usedom <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0049" n="41"/> wie gleich hier bemerkt werden mag, <choice><sic>dur</sic><corr>durch</corr></choice> Brauchbarkeit und gute Manieren und hatte das Glück, seine durch zwei lange Jahre hin nicht blos von Erfolgen, sondern auch von „Folgen“ begleiteten Liebesverhältnisse beständig pardonnirt zu sehen, bis ihm endlich eine junge, bildschöne Person, ein Liebling meiner Eltern, zum Opfer fiel. Da fiel er denn, sehr berechtigt, mit. Aber das alles stand zu der Zeit, von der ich hier spreche, noch weit aus. Vorläufig war er, trotz weiterer Beengung des ohnehin engen Platzes, ein sehr angenehmer Reisegefährte, der sich mit uns Kindern ebenso geschickt wie liebenswürdig unterhielt und in seiner mehr als korrekten Haltung der Amme gegenüber, auch nicht das Geringste von seiner starken „schwachen Seite“ vermuthen ließ. Der zweite Tag führte uns bis Anklam. „Hier sind wir nun schon in Pommern,“ sagte mein Vater, der eine Gelegenheit etwas Geographisch-Historisches anzubringen, nicht gern vorübergehen ließ. „Anklam hat den höchsten Thurm in ganz Pommern und Gustav Adolph ist, so viel ich weiß, hier durchgekommen. Es ist aber auch möglich, daß es Karl <hi rendition="#aq">XII.</hi> war.“ Von Anklam bis Swinemünde war die kürzeste Wegstrecke, nur noch sechs Meilen. Auf einer Fähre setzten wir, ich weiß nicht mehr von welchem Punkt aus, nach der Insel Usedom </p> </div> </body> </text> </TEI> [41/0049]
wie gleich hier bemerkt werden mag, durch Brauchbarkeit und gute Manieren und hatte das Glück, seine durch zwei lange Jahre hin nicht blos von Erfolgen, sondern auch von „Folgen“ begleiteten Liebesverhältnisse beständig pardonnirt zu sehen, bis ihm endlich eine junge, bildschöne Person, ein Liebling meiner Eltern, zum Opfer fiel. Da fiel er denn, sehr berechtigt, mit. Aber das alles stand zu der Zeit, von der ich hier spreche, noch weit aus. Vorläufig war er, trotz weiterer Beengung des ohnehin engen Platzes, ein sehr angenehmer Reisegefährte, der sich mit uns Kindern ebenso geschickt wie liebenswürdig unterhielt und in seiner mehr als korrekten Haltung der Amme gegenüber, auch nicht das Geringste von seiner starken „schwachen Seite“ vermuthen ließ. Der zweite Tag führte uns bis Anklam. „Hier sind wir nun schon in Pommern,“ sagte mein Vater, der eine Gelegenheit etwas Geographisch-Historisches anzubringen, nicht gern vorübergehen ließ. „Anklam hat den höchsten Thurm in ganz Pommern und Gustav Adolph ist, so viel ich weiß, hier durchgekommen. Es ist aber auch möglich, daß es Karl XII. war.“ Von Anklam bis Swinemünde war die kürzeste Wegstrecke, nur noch sechs Meilen. Auf einer Fähre setzten wir, ich weiß nicht mehr von welchem Punkt aus, nach der Insel Usedom
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-21T13:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Digitale Drucke der Uni Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-21T13:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-21T13:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |