Fontane, Theodor: Die Poggenpuhls. 6. Aufl. Berlin, 1902.morgen früh geliefert werden, kleine Aenderungen seien leicht zu bewerkstelligen; alles andre aber habe sie gleich erstanden und in einem großen Karton mitgebracht. Es waren dies Krepphüte, lange schwarze Schleier und drei Trauerhauben mit einer tiefen Stirnschneppe. "Gehst du davon aus," sagte Manon, "daß wir diese Hauben mit Schneppe wirklich tragen sollen?" "Eine sonderbare Frage." "Das heißt also ,ja'?" Therese nickte. "Nun dann erlaube mir, dir zu sagen, daß ich mich davon ausschließen werde." "Das wirst du nicht. An solchem Tage wenigstens wirst du dich auf das besinnen, was du deinem Namen schuldig bist." "Jch weiß, was ich meinem Namen schuldig bin." "Und das wäre?" "Wenn es sein kann, nicht ins Ridiküle zu fallen." "Was in deinen Augen worin besteht?" "... Uns a tout prix als Königinwitwe herauszustaffieren. Wir sind einfach die Nichten eines alten Generals." "Des Generals von Poggenpuhl. Jch wenigstens stehe in der alten guten Tradition." "Aber nicht in der des guten Geschmacks." morgen früh geliefert werden, kleine Aenderungen seien leicht zu bewerkstelligen; alles andre aber habe sie gleich erstanden und in einem großen Karton mitgebracht. Es waren dies Krepphüte, lange schwarze Schleier und drei Trauerhauben mit einer tiefen Stirnschneppe. „Gehst du davon aus,“ sagte Manon, „daß wir diese Hauben mit Schneppe wirklich tragen sollen?“ „Eine sonderbare Frage.“ „Das heißt also ‚ja‘?“ Therese nickte. „Nun dann erlaube mir, dir zu sagen, daß ich mich davon ausschließen werde.“ „Das wirst du nicht. An solchem Tage wenigstens wirst du dich auf das besinnen, was du deinem Namen schuldig bist.“ „Jch weiß, was ich meinem Namen schuldig bin.“ „Und das wäre?“ „Wenn es sein kann, nicht ins Ridiküle zu fallen.“ „Was in deinen Augen worin besteht?“ „… Uns à tout prix als Königinwitwe herauszustaffieren. Wir sind einfach die Nichten eines alten Generals.“ „Des Generals von Poggenpuhl. Jch wenigstens stehe in der alten guten Tradition.“ „Aber nicht in der des guten Geschmacks.“ <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0155" n="148"/> morgen früh geliefert werden, kleine Aenderungen seien leicht zu bewerkstelligen; alles andre aber habe sie gleich erstanden und in einem großen Karton mitgebracht. Es waren dies Krepphüte, lange schwarze Schleier und drei Trauerhauben mit einer tiefen Stirnschneppe.</p><lb/> <p>„Gehst du davon aus,“ sagte Manon, „daß wir diese Hauben mit Schneppe wirklich tragen sollen?“</p><lb/> <p>„Eine sonderbare Frage.“</p><lb/> <p>„Das heißt also ‚ja‘?“</p><lb/> <p>Therese nickte.</p><lb/> <p>„Nun dann erlaube mir, dir zu sagen, daß ich mich davon ausschließen werde.“</p><lb/> <p>„Das wirst du nicht. An solchem Tage wenigstens wirst du dich auf das besinnen, was du deinem Namen schuldig bist.“</p><lb/> <p>„Jch weiß, was ich meinem Namen schuldig bin.“</p><lb/> <p>„Und das wäre?“</p><lb/> <p>„Wenn es sein kann, nicht ins Ridiküle zu fallen.“</p><lb/> <p>„Was in deinen Augen worin besteht?“</p><lb/> <p>„… Uns à tout prix als Königinwitwe herauszustaffieren. Wir sind einfach die Nichten eines alten Generals.“</p><lb/> <p>„Des Generals von Poggenpuhl. Jch wenigstens stehe in der alten guten Tradition.“</p><lb/> <p>„Aber nicht in der des guten Geschmacks.“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [148/0155]
morgen früh geliefert werden, kleine Aenderungen seien leicht zu bewerkstelligen; alles andre aber habe sie gleich erstanden und in einem großen Karton mitgebracht. Es waren dies Krepphüte, lange schwarze Schleier und drei Trauerhauben mit einer tiefen Stirnschneppe.
„Gehst du davon aus,“ sagte Manon, „daß wir diese Hauben mit Schneppe wirklich tragen sollen?“
„Eine sonderbare Frage.“
„Das heißt also ‚ja‘?“
Therese nickte.
„Nun dann erlaube mir, dir zu sagen, daß ich mich davon ausschließen werde.“
„Das wirst du nicht. An solchem Tage wenigstens wirst du dich auf das besinnen, was du deinem Namen schuldig bist.“
„Jch weiß, was ich meinem Namen schuldig bin.“
„Und das wäre?“
„Wenn es sein kann, nicht ins Ridiküle zu fallen.“
„Was in deinen Augen worin besteht?“
„… Uns à tout prix als Königinwitwe herauszustaffieren. Wir sind einfach die Nichten eines alten Generals.“
„Des Generals von Poggenpuhl. Jch wenigstens stehe in der alten guten Tradition.“
„Aber nicht in der des guten Geschmacks.“
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(2018-07-25T11:03:16Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Alexandra Priesterath, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T11:03:16Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Die Poggenpuhls. Hrsg. von Gabriele Radecke. Berlin 2006 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 16]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Anmerkungen zur Transkription:
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