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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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muß ich auch schwach sein. Aber da kennen sie den
alten Stechlin schlecht, und er wird nun wohl seinen
märkischen Dickkopf aufsetzen. Auch sogar gegen Ippe-
Büchsenstein und die Elfenbeinkugeln, die ja schon der
reine Rosenkranz sind. Und es wird auch noch so was.
Eigentlich bin ich übrigens selber schuld. Ich habe
mir durch den prinzeßlichen Augenaufschlag und die vier
Kindergräber im Garten zu sehr imponieren lassen.
Aber es fällt doch allmählich wieder ab, und ein Glück,
daß ich meinen Engelke habe."

Vor Erregung war er aus seinem Rollstuhl auf¬
gestanden und drückte auf den Klingelknopf. "Engelke,
geh zu Lorenzen und sag ihm, ich ließ ihn bitten. Der
soll dann aber heut auch der letzte sein ... Denke
dir, Engelke, sie wollen mich bekehren!"

"Aber, gnäd'ger Herr, das is ja doch das beste."

"Gott, nu fängt der auch noch an."


muß ich auch ſchwach ſein. Aber da kennen ſie den
alten Stechlin ſchlecht, und er wird nun wohl ſeinen
märkiſchen Dickkopf aufſetzen. Auch ſogar gegen Ippe-
Büchſenſtein und die Elfenbeinkugeln, die ja ſchon der
reine Roſenkranz ſind. Und es wird auch noch ſo was.
Eigentlich bin ich übrigens ſelber ſchuld. Ich habe
mir durch den prinzeßlichen Augenaufſchlag und die vier
Kindergräber im Garten zu ſehr imponieren laſſen.
Aber es fällt doch allmählich wieder ab, und ein Glück,
daß ich meinen Engelke habe.“

Vor Erregung war er aus ſeinem Rollſtuhl auf¬
geſtanden und drückte auf den Klingelknopf. „Engelke,
geh zu Lorenzen und ſag ihm, ich ließ ihn bitten. Der
ſoll dann aber heut auch der letzte ſein ... Denke
dir, Engelke, ſie wollen mich bekehren!“

„Aber, gnäd'ger Herr, das is ja doch das beſte.“

„Gott, nu fängt der auch noch an.“


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[438/0445] muß ich auch ſchwach ſein. Aber da kennen ſie den alten Stechlin ſchlecht, und er wird nun wohl ſeinen märkiſchen Dickkopf aufſetzen. Auch ſogar gegen Ippe- Büchſenſtein und die Elfenbeinkugeln, die ja ſchon der reine Roſenkranz ſind. Und es wird auch noch ſo was. Eigentlich bin ich übrigens ſelber ſchuld. Ich habe mir durch den prinzeßlichen Augenaufſchlag und die vier Kindergräber im Garten zu ſehr imponieren laſſen. Aber es fällt doch allmählich wieder ab, und ein Glück, daß ich meinen Engelke habe.“ Vor Erregung war er aus ſeinem Rollſtuhl auf¬ geſtanden und drückte auf den Klingelknopf. „Engelke, geh zu Lorenzen und ſag ihm, ich ließ ihn bitten. Der ſoll dann aber heut auch der letzte ſein ... Denke dir, Engelke, ſie wollen mich bekehren!“ „Aber, gnäd'ger Herr, das is ja doch das beſte.“ „Gott, nu fängt der auch noch an.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/445>, abgerufen am 22.11.2024.