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Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899.

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nichts taugen. Selbst ist der Mann. Aber ich glaube,
das Frühstück wartet."

Wirklich, es war so. Während die Herren zu zwei
und zwei an der Buchsbaumwandung auf und ab schritten,
hatte Engelke den Tisch arrangiert, an den jetzt Wirt und
Gäste herantraten.

Es war eine längliche Tafel, deren dem Rundell
zugekehrte Längsseite man frei gelassen hatte, was allen
einen Überblick über das hübsche Gartenbild gestattete.
Dubslav, das Arrangement musternd, nickte Engelke zu,
zum Zeichen, daß er's getroffen habe. Dann aber nahm er
die Mittelschüssel und sagte, während er sie Rex reichte:
"Toujours perdrix." Das heißt, es sind eigentlich
Krammetsvögel, wie schon gestern abend. Aber wer weiß,
wie Krammetsvögel auf französisch heißen? Ich wenigstens
weiß es nicht. Und ich glaube, nicht einmal Tucheband
wird uns helfen können."

Ein allgemeines verlegenes Schweigen bestätigte
Dubslavs Vermutung über französische Vokabelkenntnis.

"Wir kamen übrigens," fuhr dieser fort, "dicht vor
Globsow durch einen Dohnenstrich, überall hingen noch
viele Krammetsvögel in den Schleifen, was mir auffiel
und was ich doch, wie so vieles Gute, meinem alten
Krippenstapel zuschreiben muß. Es wäre doch 'ne Kleinig¬
keit für die Jungens, den Dohnenstrich auszuplündern.
Aber so was kommt nicht vor. Was meinen Sie,
Lorenzen?"

"Ich freue mich, daß es ist, wie es ist, und daß die
Dohnenstriche nicht ausgeplündert werden. Aber ich
glaube, Herr von Stechlin, Sie dürfen es Krippenstapel
nicht anrechnen."

Dubslav lachte herzlich. "Da haben wir wieder die
alte Geschichte. Jeder Schulmeister schulmeistert an seinem
Pastor herum, und jeder Pastor pastort über seinen Schul¬
meister. Ewige Rivalität. Der natürliche Zug ist doch,

nichts taugen. Selbſt iſt der Mann. Aber ich glaube,
das Frühſtück wartet.“

Wirklich, es war ſo. Während die Herren zu zwei
und zwei an der Buchsbaumwandung auf und ab ſchritten,
hatte Engelke den Tiſch arrangiert, an den jetzt Wirt und
Gäſte herantraten.

Es war eine längliche Tafel, deren dem Rundell
zugekehrte Längsſeite man frei gelaſſen hatte, was allen
einen Überblick über das hübſche Gartenbild geſtattete.
Dubslav, das Arrangement muſternd, nickte Engelke zu,
zum Zeichen, daß er's getroffen habe. Dann aber nahm er
die Mittelſchüſſel und ſagte, während er ſie Rex reichte:
Toujours perdrix.“ Das heißt, es ſind eigentlich
Krammetsvögel, wie ſchon geſtern abend. Aber wer weiß,
wie Krammetsvögel auf franzöſiſch heißen? Ich wenigſtens
weiß es nicht. Und ich glaube, nicht einmal Tucheband
wird uns helfen können.“

Ein allgemeines verlegenes Schweigen beſtätigte
Dubslavs Vermutung über franzöſiſche Vokabelkenntnis.

„Wir kamen übrigens,“ fuhr dieſer fort, „dicht vor
Globſow durch einen Dohnenſtrich, überall hingen noch
viele Krammetsvögel in den Schleifen, was mir auffiel
und was ich doch, wie ſo vieles Gute, meinem alten
Krippenſtapel zuſchreiben muß. Es wäre doch 'ne Kleinig¬
keit für die Jungens, den Dohnenſtrich auszuplündern.
Aber ſo was kommt nicht vor. Was meinen Sie,
Lorenzen?“

„Ich freue mich, daß es iſt, wie es iſt, und daß die
Dohnenſtriche nicht ausgeplündert werden. Aber ich
glaube, Herr von Stechlin, Sie dürfen es Krippenſtapel
nicht anrechnen.“

Dubslav lachte herzlich. „Da haben wir wieder die
alte Geſchichte. Jeder Schulmeiſter ſchulmeiſtert an ſeinem
Paſtor herum, und jeder Paſtor paſtort über ſeinen Schul¬
meiſter. Ewige Rivalität. Der natürliche Zug iſt doch,

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[78/0085] nichts taugen. Selbſt iſt der Mann. Aber ich glaube, das Frühſtück wartet.“ Wirklich, es war ſo. Während die Herren zu zwei und zwei an der Buchsbaumwandung auf und ab ſchritten, hatte Engelke den Tiſch arrangiert, an den jetzt Wirt und Gäſte herantraten. Es war eine längliche Tafel, deren dem Rundell zugekehrte Längsſeite man frei gelaſſen hatte, was allen einen Überblick über das hübſche Gartenbild geſtattete. Dubslav, das Arrangement muſternd, nickte Engelke zu, zum Zeichen, daß er's getroffen habe. Dann aber nahm er die Mittelſchüſſel und ſagte, während er ſie Rex reichte: „Toujours perdrix.“ Das heißt, es ſind eigentlich Krammetsvögel, wie ſchon geſtern abend. Aber wer weiß, wie Krammetsvögel auf franzöſiſch heißen? Ich wenigſtens weiß es nicht. Und ich glaube, nicht einmal Tucheband wird uns helfen können.“ Ein allgemeines verlegenes Schweigen beſtätigte Dubslavs Vermutung über franzöſiſche Vokabelkenntnis. „Wir kamen übrigens,“ fuhr dieſer fort, „dicht vor Globſow durch einen Dohnenſtrich, überall hingen noch viele Krammetsvögel in den Schleifen, was mir auffiel und was ich doch, wie ſo vieles Gute, meinem alten Krippenſtapel zuſchreiben muß. Es wäre doch 'ne Kleinig¬ keit für die Jungens, den Dohnenſtrich auszuplündern. Aber ſo was kommt nicht vor. Was meinen Sie, Lorenzen?“ „Ich freue mich, daß es iſt, wie es iſt, und daß die Dohnenſtriche nicht ausgeplündert werden. Aber ich glaube, Herr von Stechlin, Sie dürfen es Krippenſtapel nicht anrechnen.“ Dubslav lachte herzlich. „Da haben wir wieder die alte Geſchichte. Jeder Schulmeiſter ſchulmeiſtert an ſeinem Paſtor herum, und jeder Paſtor paſtort über ſeinen Schul¬ meiſter. Ewige Rivalität. Der natürliche Zug iſt doch,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Der Stechlin. Berlin, 1899, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_stechlin_1899/85>, abgerufen am 21.11.2024.