Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.maler, Liebling des Hofes und der Damen und noch besonders geschätzt, weil er die Befreiungskriege mitgemacht hatte. Alles ließ sich gut an und Onkel August malte Verschiedenes, zuletzt auch ein Porträt seines Vaters. Es war, ich hab es oft vor Augen gehabt, ein ganz vorzügliches Bildnis, aber Wach selbst hatte wohl die Hauptsache daran gethan und niemand wußte dies besser als der, unter dessen Namen es ging: Onkel August selbst, der übrigens inzwischen ein neues Talent in sich entdeckt hatte. Natürlich das des Bühnenkünstlers und zwar des Schauspielers und Sängers zugleich. Er setzte seinen Professor von dieser Neu-Entdeckung in Kenntnis und Wach, der wohl nur darauf gewartet hatte, gab sofort seinen Segen, der Vater, wohl oder übel auch und Onkel August verließ Berlin, um in Magdeburg als Bonvivant und bei sich darbietender Gelegenheit auch in der komischen Oper aufzutreten. Er sang flottweg den Figaro in Figaro's Hochzeit. Unzählige Male habe ich ihn später allerhand Ueberbleibsel aus jener Sängerzeit her am Klavier vortragen hören. Er sah dann immer ganz verklärt aus, Beweis, daß jene Sängertage seine schönsten gewesen waren. Es war 1826, daß er in Magdeburg eintraf, wo er sich bald danach für eine junge, kaum sieb- maler, Liebling des Hofes und der Damen und noch besonders geschätzt, weil er die Befreiungskriege mitgemacht hatte. Alles ließ sich gut an und Onkel August malte Verschiedenes, zuletzt auch ein Porträt seines Vaters. Es war, ich hab es oft vor Augen gehabt, ein ganz vorzügliches Bildnis, aber Wach selbst hatte wohl die Hauptsache daran gethan und niemand wußte dies besser als der, unter dessen Namen es ging: Onkel August selbst, der übrigens inzwischen ein neues Talent in sich entdeckt hatte. Natürlich das des Bühnenkünstlers und zwar des Schauspielers und Sängers zugleich. Er setzte seinen Professor von dieser Neu-Entdeckung in Kenntnis und Wach, der wohl nur darauf gewartet hatte, gab sofort seinen Segen, der Vater, wohl oder übel auch und Onkel August verließ Berlin, um in Magdeburg als Bonvivant und bei sich darbietender Gelegenheit auch in der komischen Oper aufzutreten. Er sang flottweg den Figaro in Figaro’s Hochzeit. Unzählige Male habe ich ihn später allerhand Ueberbleibsel aus jener Sängerzeit her am Klavier vortragen hören. Er sah dann immer ganz verklärt aus, Beweis, daß jene Sängertage seine schönsten gewesen waren. Es war 1826, daß er in Magdeburg eintraf, wo er sich bald danach für eine junge, kaum sieb- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0180" n="171"/> maler, Liebling des Hofes und der Damen und noch besonders geschätzt, weil er die Befreiungskriege mitgemacht hatte. Alles ließ sich gut an und Onkel August malte Verschiedenes, zuletzt auch ein Porträt seines Vaters. Es war, ich hab es oft vor Augen gehabt, ein ganz vorzügliches Bildnis, aber Wach selbst hatte wohl die Hauptsache daran gethan und niemand wußte dies besser als <hi rendition="#g">der</hi>, unter dessen Namen es ging: Onkel August selbst, der übrigens inzwischen ein neues Talent in sich entdeckt hatte. Natürlich das des Bühnenkünstlers und zwar des Schauspielers und Sängers zugleich. Er setzte seinen Professor von dieser Neu-Entdeckung in Kenntnis und Wach, der wohl nur darauf gewartet hatte, gab sofort seinen Segen, der Vater, wohl oder übel auch und Onkel August verließ Berlin, um in Magdeburg als Bonvivant und bei sich darbietender Gelegenheit auch in der komischen Oper aufzutreten. Er sang flottweg den Figaro in Figaro’s Hochzeit. Unzählige Male habe ich ihn später allerhand Ueberbleibsel aus jener Sängerzeit her am Klavier vortragen hören. Er sah dann immer ganz verklärt aus, Beweis, daß jene Sängertage seine schönsten gewesen waren.</p><lb/> <p>Es war 1826, daß er in Magdeburg eintraf, wo er sich bald danach für eine junge, kaum sieb-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [171/0180]
maler, Liebling des Hofes und der Damen und noch besonders geschätzt, weil er die Befreiungskriege mitgemacht hatte. Alles ließ sich gut an und Onkel August malte Verschiedenes, zuletzt auch ein Porträt seines Vaters. Es war, ich hab es oft vor Augen gehabt, ein ganz vorzügliches Bildnis, aber Wach selbst hatte wohl die Hauptsache daran gethan und niemand wußte dies besser als der, unter dessen Namen es ging: Onkel August selbst, der übrigens inzwischen ein neues Talent in sich entdeckt hatte. Natürlich das des Bühnenkünstlers und zwar des Schauspielers und Sängers zugleich. Er setzte seinen Professor von dieser Neu-Entdeckung in Kenntnis und Wach, der wohl nur darauf gewartet hatte, gab sofort seinen Segen, der Vater, wohl oder übel auch und Onkel August verließ Berlin, um in Magdeburg als Bonvivant und bei sich darbietender Gelegenheit auch in der komischen Oper aufzutreten. Er sang flottweg den Figaro in Figaro’s Hochzeit. Unzählige Male habe ich ihn später allerhand Ueberbleibsel aus jener Sängerzeit her am Klavier vortragen hören. Er sah dann immer ganz verklärt aus, Beweis, daß jene Sängertage seine schönsten gewesen waren.
Es war 1826, daß er in Magdeburg eintraf, wo er sich bald danach für eine junge, kaum sieb-
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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