Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.will, so lang ich noch kein "Avancierter" war, beschränkte sich mein Ehrgeiz, was den Wachdienst angeht, darauf, auf die "Schloßwache" zu kommen und zwar um hier vielleicht, auf einem wegen seiner Spukerei verrufenen Korridor, der "weißen Frau" zu begegnen. Ich kam denn auch wirklich auf "Schloßwache", leider aber, statt auf den ersehnten Korridor, in das architektonisch berühmte Eosandersche Portal, wo es, da es gerade ziemlich windig war, furchtbar zog. Die Folge davon war, prosaischerweise, daß ich statt mit der "weißen Frau", mit einer drei Tage später sich einstellenden dicken Backe abschloß. So verlief der sommerliche Wachdienst. Im Winterhalbjahr aber, ich war inzwischen mit den Tressen ausgerüstet, fielen mir verschiedene Wachkommandos zu, zuletzt das "bei den Pulvermühlen", die schon damals für unsicher galten. Von diesem Wachkommando, meiner militärischen Großthat, muß ich hier noch erzählen. Ende gut, alles gut. Ich erfuhr also eines Tages, daß ich für die Pulvermühlenwache designiert sei, - fatal genug. Was mir aber viel fataler war, war die Zubemerkung, "daß ich das Kommando nicht über Leute meiner eignen sechsten Kompagnie, sondern über Mannschaften der fünften anzutreten hätte." Das mag nun für einen altgedienten Unteroffizier nicht will, so lang ich noch kein „Avancierter“ war, beschränkte sich mein Ehrgeiz, was den Wachdienst angeht, darauf, auf die „Schloßwache“ zu kommen und zwar um hier vielleicht, auf einem wegen seiner Spukerei verrufenen Korridor, der „weißen Frau“ zu begegnen. Ich kam denn auch wirklich auf „Schloßwache“, leider aber, statt auf den ersehnten Korridor, in das architektonisch berühmte Eosandersche Portal, wo es, da es gerade ziemlich windig war, furchtbar zog. Die Folge davon war, prosaischerweise, daß ich statt mit der „weißen Frau“, mit einer drei Tage später sich einstellenden dicken Backe abschloß. So verlief der sommerliche Wachdienst. Im Winterhalbjahr aber, ich war inzwischen mit den Tressen ausgerüstet, fielen mir verschiedene Wachkommandos zu, zuletzt das „bei den Pulvermühlen“, die schon damals für unsicher galten. Von diesem Wachkommando, meiner militärischen Großthat, muß ich hier noch erzählen. Ende gut, alles gut. Ich erfuhr also eines Tages, daß ich für die Pulvermühlenwache designiert sei, – fatal genug. Was mir aber viel fataler war, war die Zubemerkung, „daß ich das Kommando nicht über Leute meiner eignen sechsten Kompagnie, sondern über Mannschaften der fünften anzutreten hätte.“ Das mag nun für einen altgedienten Unteroffizier nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0257" n="248"/> will, so lang ich noch kein „Avancierter“ war, beschränkte sich mein Ehrgeiz, was den Wachdienst angeht, darauf, auf die „Schloßwache“ zu kommen und zwar um hier vielleicht, auf einem wegen seiner Spukerei verrufenen Korridor, der „weißen Frau“ zu begegnen. Ich kam denn auch wirklich auf „Schloßwache“, leider aber, statt auf den ersehnten Korridor, in das architektonisch berühmte Eosandersche Portal, wo es, da es gerade ziemlich windig war, furchtbar zog. Die Folge davon war, prosaischerweise, daß ich statt mit der „weißen Frau“, mit einer drei Tage später sich einstellenden dicken Backe abschloß. So verlief der sommerliche Wachdienst. Im Winterhalbjahr aber, ich war inzwischen mit den Tressen ausgerüstet, fielen mir verschiedene Wachkommandos zu, zuletzt das „bei den Pulvermühlen“, die schon damals für unsicher galten. Von diesem Wachkommando, meiner militärischen Großthat, muß ich hier noch erzählen. Ende gut, alles gut.</p><lb/> <p>Ich erfuhr also eines Tages, daß ich für die Pulvermühlenwache designiert sei, – fatal genug. Was mir aber viel fataler war, war die Zubemerkung, „daß ich das Kommando nicht über Leute meiner eignen sechsten Kompagnie, sondern über Mannschaften der fünften anzutreten hätte.“ Das mag nun für einen altgedienten Unteroffizier nicht<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [248/0257]
will, so lang ich noch kein „Avancierter“ war, beschränkte sich mein Ehrgeiz, was den Wachdienst angeht, darauf, auf die „Schloßwache“ zu kommen und zwar um hier vielleicht, auf einem wegen seiner Spukerei verrufenen Korridor, der „weißen Frau“ zu begegnen. Ich kam denn auch wirklich auf „Schloßwache“, leider aber, statt auf den ersehnten Korridor, in das architektonisch berühmte Eosandersche Portal, wo es, da es gerade ziemlich windig war, furchtbar zog. Die Folge davon war, prosaischerweise, daß ich statt mit der „weißen Frau“, mit einer drei Tage später sich einstellenden dicken Backe abschloß. So verlief der sommerliche Wachdienst. Im Winterhalbjahr aber, ich war inzwischen mit den Tressen ausgerüstet, fielen mir verschiedene Wachkommandos zu, zuletzt das „bei den Pulvermühlen“, die schon damals für unsicher galten. Von diesem Wachkommando, meiner militärischen Großthat, muß ich hier noch erzählen. Ende gut, alles gut.
Ich erfuhr also eines Tages, daß ich für die Pulvermühlenwache designiert sei, – fatal genug. Was mir aber viel fataler war, war die Zubemerkung, „daß ich das Kommando nicht über Leute meiner eignen sechsten Kompagnie, sondern über Mannschaften der fünften anzutreten hätte.“ Das mag nun für einen altgedienten Unteroffizier nicht
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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