dem er seine eigenen Züge, seinen Gang und seine Stimme, seinen ganzen Körper mit seiner Lebenskraft in das Wesen, das er uns mittheilen will, hineinträgt, indem er sich mit diesem Ideal, das er zuvor sich aus der Natur abzog, identificirt, und vor unsern Augen mit dem Charakter auch die Hand¬ lungsweise, die ganze Aeusserungsart, ja sogar die Gestalt eines Andern annimmt. Wenn nun die Schöpfungen anderer Künst¬ ler nach Jahrtausenden noch bestehen und eben das wirken, was sie neu aus der Hand des Meisters wirkten; so ist hingegen die Empfänglichkeit, die Sonderungsgabe, die bildende Energie des grossen Schauspielers, die nicht langsam und allmälig an ihrem Werke fortarbeitet, bessert, ändert, vervoll¬ kommnet, sondern im Augenblick des Em¬ pfangens schon vollendete Geburten in ihm selbst offenbart, auf die bestimmteste Weise
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dem er seine eigenen Züge, seinen Gang und seine Stimme, seinen ganzen Körper mit seiner Lebenskraft in das Wesen, das er uns mittheilen will, hineinträgt, indem er sich mit diesem Ideal, das er zuvor sich aus der Natur abzog, identificirt, und vor unsern Augen mit dem Charakter auch die Hand¬ lungsweise, die ganze Aeuſserungsart, ja sogar die Gestalt eines Andern annimmt. Wenn nun die Schöpfungen anderer Künst¬ ler nach Jahrtausenden noch bestehen und eben das wirken, was sie neu aus der Hand des Meisters wirkten; so ist hingegen die Empfänglichkeit, die Sonderungsgabe, die bildende Energie des groſsen Schauspielers, die nicht langsam und allmälig an ihrem Werke fortarbeitet, bessert, ändert, vervoll¬ kommnet, sondern im Augenblick des Em¬ pfangens schon vollendete Geburten in ihm selbst offenbart, auf die bestimmteste Weise
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und seine Stimme, seinen ganzen Körper mit
seiner Lebenskraft in das Wesen, das er
uns mittheilen will, hineinträgt, indem er
sich mit diesem Ideal, das er zuvor sich aus
der Natur abzog, identificirt, und vor unsern
Augen mit dem Charakter auch die Hand¬
lungsweise, die ganze Aeuſserungsart, ja
sogar die Gestalt eines Andern annimmt.
Wenn nun die Schöpfungen anderer Künst¬
ler nach Jahrtausenden noch bestehen und
eben das wirken, was sie neu aus der Hand
des Meisters wirkten; so ist hingegen die
Empfänglichkeit, die Sonderungsgabe, die
bildende Energie des groſsen Schauspielers,
die nicht langsam und allmälig an ihrem
Werke fortarbeitet, bessert, ändert, vervoll¬
kommnet, sondern im Augenblick des Em¬
pfangens schon vollendete Geburten in ihm
selbst offenbart, auf die bestimmteste Weise
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/99>, abgerufen am 16.02.2025.
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