chen Beweglichkeit der Geisteskräfte. Hier hingegen merkt man es jedem Wort und jeder Wendung an, dass diese Kräfte bisher brach gelegen haben. Könnte man die ver¬ schiedenen Urtheile jedesmal bis an ihre Quelle verfolgen, so würde sichs ausweisen, dass sie alle in drei oder vier Köpfen von der einen oder der andern Partei, ja, was noch merkwürdiger ist, zum Theil in frem¬ den Köpfen entstanden sind. Die gewöhn¬ liche Gewandheit in Vertheidigung, selbst angenommener Meinungen, die von einigem Nachdenken unzertrennlich ist, vermissen wir hier in einem kaum glaublichen Grade. Die Eingebungen sind so kenntlich, dass man den Hauch zu bemerken glaubt, mit dem sie aus einem Kopf in den andern übergingen. Die Verfechter der Stände, bei weitem die zahlreichste Partei, führen nur die alte Verfassung und die Joyeuse Entree
chen Beweglichkeit der Geisteskräfte. Hier hingegen merkt man es jedem Wort und jeder Wendung an, daſs diese Kräfte bisher brach gelegen haben. Könnte man die ver¬ schiedenen Urtheile jedesmal bis an ihre Quelle verfolgen, so würde sichs ausweisen, daſs sie alle in drei oder vier Köpfen von der einen oder der andern Partei, ja, was noch merkwürdiger ist, zum Theil in frem¬ den Köpfen entstanden sind. Die gewöhn¬ liche Gewandheit in Vertheidigung, selbst angenommener Meinungen, die von einigem Nachdenken unzertrennlich ist, vermissen wir hier in einem kaum glaublichen Grade. Die Eingebungen sind so kenntlich, daſs man den Hauch zu bemerken glaubt, mit dem sie aus einem Kopf in den andern übergingen. Die Verfechter der Stände, bei weitem die zahlreichste Partei, führen nur die alte Verfassung und die Joyeuse Entrée
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0126"n="120"/>
chen Beweglichkeit der Geisteskräfte. Hier<lb/>
hingegen merkt man es jedem Wort und<lb/>
jeder Wendung an, daſs diese Kräfte bisher<lb/>
brach gelegen haben. Könnte man die ver¬<lb/>
schiedenen Urtheile jedesmal bis an ihre<lb/>
Quelle verfolgen, so würde sichs ausweisen,<lb/>
daſs sie alle in drei oder vier Köpfen von<lb/>
der einen oder der andern Partei, ja, was<lb/>
noch merkwürdiger ist, zum Theil in <hirendition="#i">frem¬<lb/>
den</hi> Köpfen entstanden sind. Die gewöhn¬<lb/>
liche Gewandheit in Vertheidigung, selbst<lb/>
angenommener Meinungen, die von einigem<lb/>
Nachdenken unzertrennlich ist, vermissen<lb/>
wir hier in einem kaum glaublichen Grade.<lb/>
Die Eingebungen sind so kenntlich, daſs<lb/>
man den Hauch zu bemerken glaubt, mit<lb/>
dem sie aus einem Kopf in den andern<lb/>
übergingen. Die Verfechter der Stände, bei<lb/>
weitem die zahlreichste Partei, führen nur<lb/>
die alte Verfassung und die <hirendition="#i">Joyeuse Entrée</hi><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[120/0126]
chen Beweglichkeit der Geisteskräfte. Hier
hingegen merkt man es jedem Wort und
jeder Wendung an, daſs diese Kräfte bisher
brach gelegen haben. Könnte man die ver¬
schiedenen Urtheile jedesmal bis an ihre
Quelle verfolgen, so würde sichs ausweisen,
daſs sie alle in drei oder vier Köpfen von
der einen oder der andern Partei, ja, was
noch merkwürdiger ist, zum Theil in frem¬
den Köpfen entstanden sind. Die gewöhn¬
liche Gewandheit in Vertheidigung, selbst
angenommener Meinungen, die von einigem
Nachdenken unzertrennlich ist, vermissen
wir hier in einem kaum glaublichen Grade.
Die Eingebungen sind so kenntlich, daſs
man den Hauch zu bemerken glaubt, mit
dem sie aus einem Kopf in den andern
übergingen. Die Verfechter der Stände, bei
weitem die zahlreichste Partei, führen nur
die alte Verfassung und die Joyeuse Entrée
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/126>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.