Seit zwölf Jahren zum erstenmal begrüsste ich hier wieder das Meer. Ich werde Dir nicht schildern können, was dabei in mir vorging. Dem Eindrucke ganz überlassen, den dieser Anblick auf mich machte, sank ich gleichsam unwillkührlich in mich selbst zurück, und das Bild jener drei Jahre, die ich auf dem Ocean zubrachte, und die mein ganzes Schicksal bestimmten, stand vor mei¬ ner Seele. Die Unermesslichkeit des Meeres ergreift den Schauenden finstrer und tiefer, als die des gestirnten Himmels. Dort an der stillen, unbeweglichen Bühne funkeln ewig unauslöschliche Lichter. Hier hingegen ist nichts wesentlich getrennt; ein grosses Ganze, und die Wellen nur vergängliche Phänomene. Ihr Spiel lässt nicht den Ein¬ druck der Selbstständigkeit des Mannichfal¬ tigen zurück; sie entstehen und thürmen sich, sie schäumen und verschwinden; das
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Seit zwölf Jahren zum erstenmal begrüſste ich hier wieder das Meer. Ich werde Dir nicht schildern können, was dabei in mir vorging. Dem Eindrucke ganz überlassen, den dieser Anblick auf mich machte, sank ich gleichsam unwillkührlich in mich selbst zurück, und das Bild jener drei Jahre, die ich auf dem Ocean zubrachte, und die mein ganzes Schicksal bestimmten, stand vor mei¬ ner Seele. Die Unermeſslichkeit des Meeres ergreift den Schauenden finstrer und tiefer, als die des gestirnten Himmels. Dort an der stillen, unbeweglichen Bühne funkeln ewig unauslöschliche Lichter. Hier hingegen ist nichts wesentlich getrennt; ein groſses Ganze, und die Wellen nur vergängliche Phänomene. Ihr Spiel läſst nicht den Ein¬ druck der Selbstständigkeit des Mannichfal¬ tigen zurück; sie entstehen und thürmen sich, sie schäumen und verschwinden; das
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Seit zwölf Jahren zum erstenmal begrüſste
ich hier wieder das Meer. Ich werde Dir
nicht schildern können, was dabei in mir
vorging. Dem Eindrucke ganz überlassen,
den dieser Anblick auf mich machte, sank
ich gleichsam unwillkührlich in mich selbst
zurück, und das Bild jener drei Jahre, die
ich auf dem Ocean zubrachte, und die mein
ganzes Schicksal bestimmten, stand vor mei¬
ner Seele. Die Unermeſslichkeit des Meeres
ergreift den Schauenden finstrer und tiefer,
als die des gestirnten Himmels. Dort an
der stillen, unbeweglichen Bühne funkeln
ewig unauslöschliche Lichter. Hier hingegen
ist nichts wesentlich getrennt; ein groſses
Ganze, und die Wellen nur vergängliche
Phänomene. Ihr Spiel läſst nicht den Ein¬
druck der Selbstständigkeit des Mannichfal¬
tigen zurück; sie entstehen und thürmen
sich, sie schäumen und verschwinden; das
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/239>, abgerufen am 21.11.2024.
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