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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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von Eroberern oder von Priestern seyn. Wie
man einen Rasenden bindet, um nicht das
Opfer seiner Wuth zu werden, so sind auch
alle Maassregeln erlaubt, welche die Selbst¬
erhaltung gegen eine Gesellschaft von sol¬
chen Grundsätzen heischt; sobald sie fremdes
Recht mit Füssen tritt, ist sie alles eigenen
verlustig.

Gegen die Römer, als sie nach der Allein¬
herrschaft über die bekannte Erde dürsteten,
gegen Philipp den Zweiten, gegen die Hil¬
debrande
und die Borgia sollte der allge¬
meine Völkerbund aufgestanden seyn, ihre
Schwerter und Zepter zerbrochen und ihren
Mörderhänden Fesseln angelegt haben. Spa¬
niens Ohnmacht zur Zeit des Münsteri¬
schen Friedens drohte ja den Europäischen
Mächten mit keiner Universalmonarchie; die
schwache Seele Philipps des Vierten durfte
und konnte diesen Riesengedanken nicht

II. Theil. R

von Eroberern oder von Priestern seyn. Wie
man einen Rasenden bindet, um nicht das
Opfer seiner Wuth zu werden, so sind auch
alle Maaſsregeln erlaubt, welche die Selbst¬
erhaltung gegen eine Gesellschaft von sol¬
chen Grundsätzen heischt; sobald sie fremdes
Recht mit Füſsen tritt, ist sie alles eigenen
verlustig.

Gegen die Römer, als sie nach der Allein¬
herrschaft über die bekannte Erde dürsteten,
gegen Philipp den Zweiten, gegen die Hil¬
debrande
und die Borgia sollte der allge¬
meine Völkerbund aufgestanden seyn, ihre
Schwerter und Zepter zerbrochen und ihren
Mörderhänden Fesseln angelegt haben. Spa¬
niens Ohnmacht zur Zeit des Münsteri¬
schen Friedens drohte ja den Europäischen
Mächten mit keiner Universalmonarchie; die
schwache Seele Philipps des Vierten durfte
und konnte diesen Riesengedanken nicht

II. Theil. R
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[257/0263] von Eroberern oder von Priestern seyn. Wie man einen Rasenden bindet, um nicht das Opfer seiner Wuth zu werden, so sind auch alle Maaſsregeln erlaubt, welche die Selbst¬ erhaltung gegen eine Gesellschaft von sol¬ chen Grundsätzen heischt; sobald sie fremdes Recht mit Füſsen tritt, ist sie alles eigenen verlustig. Gegen die Römer, als sie nach der Allein¬ herrschaft über die bekannte Erde dürsteten, gegen Philipp den Zweiten, gegen die Hil¬ debrande und die Borgia sollte der allge¬ meine Völkerbund aufgestanden seyn, ihre Schwerter und Zepter zerbrochen und ihren Mörderhänden Fesseln angelegt haben. Spa¬ niens Ohnmacht zur Zeit des Münsteri¬ schen Friedens drohte ja den Europäischen Mächten mit keiner Universalmonarchie; die schwache Seele Philipps des Vierten durfte und konnte diesen Riesengedanken nicht II. Theil. R

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/263>, abgerufen am 22.11.2024.