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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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verdienen als Werke van Dyks genannt zu
werden. Auch leuchtete uns hier ein Stral
aus Rembrandts Phantasie, in Gestalt eines
prächtigen Sultans, entgegen. Die Tochter
des Blumenmalers Seghers und eine Nonne
(hospitaliere) von Rubens, hatten seine be¬
kannte Kraft im Porträt. Die Frische der
Farben in dem letztern Bildniss war unüber¬
treflich; man möchte glauben, es käme nur
eben von der Staffelei. Dass dieser wichtige
Theil der Vorkenntnisse, welche die Malerei
voraussetzt, die Wahl dauerhafter Farben,
heutiges Tages so sehr vernachlässigt wird,
gereicht unsern Künstlern schon jetzt zum
Vorwurf, und bringt sie einst um den Ruhm,
den sie von der Nachwelt ärndten könnten.

Das Kabinet des Herrn van Lancker ent¬
hält einen noch ungleich grösseren Schatz
von Niederländischen Schildereien. Die
Landschaften von Both, van Goyen, Cuyp,

verdienen als Werke van Dyks genannt zu
werden. Auch leuchtete uns hier ein Stral
aus Rembrandts Phantasie, in Gestalt eines
prächtigen Sultans, entgegen. Die Tochter
des Blumenmalers Seghers und eine Nonne
(hospitalière) von Rubens, hatten seine be¬
kannte Kraft im Porträt. Die Frische der
Farben in dem letztern Bildniſs war unüber¬
treflich; man möchte glauben, es käme nur
eben von der Staffelei. Daſs dieser wichtige
Theil der Vorkenntnisse, welche die Malerei
voraussetzt, die Wahl dauerhafter Farben,
heutiges Tages so sehr vernachlässigt wird,
gereicht unsern Künstlern schon jetzt zum
Vorwurf, und bringt sie einst um den Ruhm,
den sie von der Nachwelt ärndten könnten.

Das Kabinet des Herrn van Lancker ent¬
hält einen noch ungleich gröſseren Schatz
von Niederländischen Schildereien. Die
Landschaften von Both, van Goyen, Cuyp,

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[314/0320] verdienen als Werke van Dyks genannt zu werden. Auch leuchtete uns hier ein Stral aus Rembrandts Phantasie, in Gestalt eines prächtigen Sultans, entgegen. Die Tochter des Blumenmalers Seghers und eine Nonne (hospitalière) von Rubens, hatten seine be¬ kannte Kraft im Porträt. Die Frische der Farben in dem letztern Bildniſs war unüber¬ treflich; man möchte glauben, es käme nur eben von der Staffelei. Daſs dieser wichtige Theil der Vorkenntnisse, welche die Malerei voraussetzt, die Wahl dauerhafter Farben, heutiges Tages so sehr vernachlässigt wird, gereicht unsern Künstlern schon jetzt zum Vorwurf, und bringt sie einst um den Ruhm, den sie von der Nachwelt ärndten könnten. Das Kabinet des Herrn van Lancker ent¬ hält einen noch ungleich gröſseren Schatz von Niederländischen Schildereien. Die Landschaften von Both, van Goyen, Cuyp,

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/320>, abgerufen am 22.11.2024.