Berghem, Wynants, Roos und anderen, eine reicher, niedlicher, vollendeter als die an¬ dere und jede mit dem eigenthümlichen Ver¬ dienst ihrer Urheber bezeichnet, buhlen hier um den Beifall des Kenners. Unstreitig hat die Phantasie des Landschaftsmalers ein gro¬ sses, weites Feld; die allgemeine Lebenskraft des Welltalls, die regen Elemente des Lich¬ tes, des Äthers, des Wassers und der allge¬ bärenden Erde geben ihr das begeisternde Schauspiel jenes grössten, anbetungswürdig¬ sten Wunders, einer immer jungen, aus ihrer Zerstörung stets wieder erstehenden Schöp¬ fung. Das Verhältniss aber zwischen der Landschaftsmalerei und ihrer älteren Schwe¬ ster, der Menschenbildnerin, scheint mir am besten dadurch bezeichnet zu werden, dass in der einen alles schon deutlicher, umgränz¬ ter Gedanke ist, was in der andern noch unbestimmbares, zartes, ergreifendes Gefühl
Berghem, Wynants, Roos und anderen, eine reicher, niedlicher, vollendeter als die an¬ dere und jede mit dem eigenthümlichen Ver¬ dienst ihrer Urheber bezeichnet, buhlen hier um den Beifall des Kenners. Unstreitig hat die Phantasie des Landschaftsmalers ein gro¬ ſses, weites Feld; die allgemeine Lebenskraft des Welltalls, die regen Elemente des Lich¬ tes, des Äthers, des Wassers und der allge¬ bärenden Erde geben ihr das begeisternde Schauspiel jenes gröſsten, anbetungswürdig¬ sten Wunders, einer immer jungen, aus ihrer Zerstörung stets wieder erstehenden Schöp¬ fung. Das Verhältniſs aber zwischen der Landschaftsmalerei und ihrer älteren Schwe¬ ster, der Menschenbildnerin, scheint mir am besten dadurch bezeichnet zu werden, daſs in der einen alles schon deutlicher, umgränz¬ ter Gedanke ist, was in der andern noch unbestimmbares, zartes, ergreifendes Gefühl
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0321"n="315"/><hirendition="#i">Berghem</hi>, <hirendition="#i">Wynants</hi>, <hirendition="#i">Roos</hi> und anderen, eine<lb/>
reicher, niedlicher, vollendeter als die an¬<lb/>
dere und jede mit dem eigenthümlichen Ver¬<lb/>
dienst ihrer Urheber bezeichnet, buhlen hier<lb/>
um den Beifall des Kenners. Unstreitig hat<lb/>
die Phantasie des Landschaftsmalers ein gro¬<lb/>ſses, weites Feld; die allgemeine Lebenskraft<lb/>
des Welltalls, die regen Elemente des Lich¬<lb/>
tes, des Äthers, des Wassers und der allge¬<lb/>
bärenden Erde geben ihr das begeisternde<lb/>
Schauspiel jenes gröſsten, anbetungswürdig¬<lb/>
sten Wunders, einer immer jungen, aus ihrer<lb/>
Zerstörung stets wieder erstehenden Schöp¬<lb/>
fung. Das Verhältniſs aber zwischen der<lb/>
Landschaftsmalerei und ihrer älteren Schwe¬<lb/>
ster, der Menschenbildnerin, scheint mir am<lb/>
besten dadurch bezeichnet zu werden, daſs<lb/>
in der einen alles schon deutlicher, umgränz¬<lb/>
ter Gedanke ist, was in der andern noch<lb/>
unbestimmbares, zartes, ergreifendes Gefühl<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[315/0321]
Berghem, Wynants, Roos und anderen, eine
reicher, niedlicher, vollendeter als die an¬
dere und jede mit dem eigenthümlichen Ver¬
dienst ihrer Urheber bezeichnet, buhlen hier
um den Beifall des Kenners. Unstreitig hat
die Phantasie des Landschaftsmalers ein gro¬
ſses, weites Feld; die allgemeine Lebenskraft
des Welltalls, die regen Elemente des Lich¬
tes, des Äthers, des Wassers und der allge¬
bärenden Erde geben ihr das begeisternde
Schauspiel jenes gröſsten, anbetungswürdig¬
sten Wunders, einer immer jungen, aus ihrer
Zerstörung stets wieder erstehenden Schöp¬
fung. Das Verhältniſs aber zwischen der
Landschaftsmalerei und ihrer älteren Schwe¬
ster, der Menschenbildnerin, scheint mir am
besten dadurch bezeichnet zu werden, daſs
in der einen alles schon deutlicher, umgränz¬
ter Gedanke ist, was in der andern noch
unbestimmbares, zartes, ergreifendes Gefühl
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/321>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.