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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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Berghem, Wynants, Roos und anderen, eine
reicher, niedlicher, vollendeter als die an¬
dere und jede mit dem eigenthümlichen Ver¬
dienst ihrer Urheber bezeichnet, buhlen hier
um den Beifall des Kenners. Unstreitig hat
die Phantasie des Landschaftsmalers ein gro¬
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des Welltalls, die regen Elemente des Lich¬
tes, des Äthers, des Wassers und der allge¬
bärenden Erde geben ihr das begeisternde
Schauspiel jenes grössten, anbetungswürdig¬
sten Wunders, einer immer jungen, aus ihrer
Zerstörung stets wieder erstehenden Schöp¬
fung. Das Verhältniss aber zwischen der
Landschaftsmalerei und ihrer älteren Schwe¬
ster, der Menschenbildnerin, scheint mir am
besten dadurch bezeichnet zu werden, dass
in der einen alles schon deutlicher, umgränz¬
ter Gedanke ist, was in der andern noch
unbestimmbares, zartes, ergreifendes Gefühl

Berghem, Wynants, Roos und anderen, eine
reicher, niedlicher, vollendeter als die an¬
dere und jede mit dem eigenthümlichen Ver¬
dienst ihrer Urheber bezeichnet, buhlen hier
um den Beifall des Kenners. Unstreitig hat
die Phantasie des Landschaftsmalers ein gro¬
ſses, weites Feld; die allgemeine Lebenskraft
des Welltalls, die regen Elemente des Lich¬
tes, des Äthers, des Wassers und der allge¬
bärenden Erde geben ihr das begeisternde
Schauspiel jenes gröſsten, anbetungswürdig¬
sten Wunders, einer immer jungen, aus ihrer
Zerstörung stets wieder erstehenden Schöp¬
fung. Das Verhältniſs aber zwischen der
Landschaftsmalerei und ihrer älteren Schwe¬
ster, der Menschenbildnerin, scheint mir am
besten dadurch bezeichnet zu werden, daſs
in der einen alles schon deutlicher, umgränz¬
ter Gedanke ist, was in der andern noch
unbestimmbares, zartes, ergreifendes Gefühl

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[315/0321] Berghem, Wynants, Roos und anderen, eine reicher, niedlicher, vollendeter als die an¬ dere und jede mit dem eigenthümlichen Ver¬ dienst ihrer Urheber bezeichnet, buhlen hier um den Beifall des Kenners. Unstreitig hat die Phantasie des Landschaftsmalers ein gro¬ ſses, weites Feld; die allgemeine Lebenskraft des Welltalls, die regen Elemente des Lich¬ tes, des Äthers, des Wassers und der allge¬ bärenden Erde geben ihr das begeisternde Schauspiel jenes gröſsten, anbetungswürdig¬ sten Wunders, einer immer jungen, aus ihrer Zerstörung stets wieder erstehenden Schöp¬ fung. Das Verhältniſs aber zwischen der Landschaftsmalerei und ihrer älteren Schwe¬ ster, der Menschenbildnerin, scheint mir am besten dadurch bezeichnet zu werden, daſs in der einen alles schon deutlicher, umgränz¬ ter Gedanke ist, was in der andern noch unbestimmbares, zartes, ergreifendes Gefühl

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/321>, abgerufen am 22.11.2024.