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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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jedem Fürsten den täglichen Anblick dieses
Gemäldes wünschen; es sollte ihn erinnern
an das Bedürfniss des Volkes, nach voll¬
brachter Arbeit zu geniessen und des Lebens
froh zu werden, an den Beruf des Herrschers,
den Sinn für Freude zu erwecken und rege
zu halten, an die grosse Erfahrung, dass die
Menschen mit leichten Ketten spielen, die
schweren aber zerbrechen oder unter ihrer
Last hinsinken. Ausserdem nähmen sich
freilich die Belustigungen der zahlreichsten
Klasse des Menschengeschlechts im Leben
besser aus als auf der Leinwand, wenn der
Künstler (wie es hier der Fall ist) nur Kar¬
rikaturen einer tölpischen Fröhlichkeit schaf¬
fen kann. -- Ostadens Bauern sind noch
plumper, noch grotesker ungeschickt, als die
von Teniers; in einem von seinen Gemälden
zeigte man uns sogar, als etwas Verdienstli¬
ches, eine kleine menschenähnliche Figur im

II. Theil. X

jedem Fürsten den täglichen Anblick dieses
Gemäldes wünschen; es sollte ihn erinnern
an das Bedürfniſs des Volkes, nach voll¬
brachter Arbeit zu genieſsen und des Lebens
froh zu werden, an den Beruf des Herrschers,
den Sinn für Freude zu erwecken und rege
zu halten, an die groſse Erfahrung, daſs die
Menschen mit leichten Ketten spielen, die
schweren aber zerbrechen oder unter ihrer
Last hinsinken. Auſserdem nähmen sich
freilich die Belustigungen der zahlreichsten
Klasse des Menschengeschlechts im Leben
besser aus als auf der Leinwand, wenn der
Künstler (wie es hier der Fall ist) nur Kar¬
rikaturen einer tölpischen Fröhlichkeit schaf¬
fen kann. — Ostadens Bauern sind noch
plumper, noch grotesker ungeschickt, als die
von Teniers; in einem von seinen Gemälden
zeigte man uns sogar, als etwas Verdienstli¬
ches, eine kleine menschenähnliche Figur im

II. Theil. X
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[321/0327] jedem Fürsten den täglichen Anblick dieses Gemäldes wünschen; es sollte ihn erinnern an das Bedürfniſs des Volkes, nach voll¬ brachter Arbeit zu genieſsen und des Lebens froh zu werden, an den Beruf des Herrschers, den Sinn für Freude zu erwecken und rege zu halten, an die groſse Erfahrung, daſs die Menschen mit leichten Ketten spielen, die schweren aber zerbrechen oder unter ihrer Last hinsinken. Auſserdem nähmen sich freilich die Belustigungen der zahlreichsten Klasse des Menschengeschlechts im Leben besser aus als auf der Leinwand, wenn der Künstler (wie es hier der Fall ist) nur Kar¬ rikaturen einer tölpischen Fröhlichkeit schaf¬ fen kann. — Ostadens Bauern sind noch plumper, noch grotesker ungeschickt, als die von Teniers; in einem von seinen Gemälden zeigte man uns sogar, als etwas Verdienstli¬ ches, eine kleine menschenähnliche Figur im II. Theil. X

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/327>, abgerufen am 22.11.2024.