die uns umgab, sich an die Brust zu schla¬ gen und den Blick auf die Erde zu heften, als den Gegenstand seiner Andacht verwegen ins Auge zu fassen. So lange man nicht weiss, was man anbetet, kann man sich seine Gottheit so göttlich träumen wie man will; ein Blick in dieses Empyräum, und es ist um alle Täuschung geschehen. Die dicke Lady Rubens sitzt zum Skandal der Christen¬ heit leibhaftig in den Wolken, so gemächlich und so fest wie in ihrem Lehnstuhl. Ob sie sich nicht schämen sollte, eine Göttin vor¬ zustellen -- und eine Jungfrau dazu? Es scheint in der That nicht, als ob etwas ver¬ mögend wäre, sie aus ihrer gleichgültigen, phlegmatischen Ruhe zu bringen und in Entzücken oder wenigstens in Erstaunen zu versetzen; eine Himmelfahrt oder eine Fahrt auf der Treckschuit, alles ist ihr gleich. Was könnte denn auch Lady Rubens auf einer
II. Theil. Y
die uns umgab, sich an die Brust zu schla¬ gen und den Blick auf die Erde zu heften, als den Gegenstand seiner Andacht verwegen ins Auge zu fassen. So lange man nicht weiſs, was man anbetet, kann man sich seine Gottheit so göttlich träumen wie man will; ein Blick in dieses Empyräum, und es ist um alle Täuschung geschehen. Die dicke Lady Rubens sitzt zum Skandal der Christen¬ heit leibhaftig in den Wolken, so gemächlich und so fest wie in ihrem Lehnstuhl. Ob sie sich nicht schämen sollte, eine Göttin vor¬ zustellen — und eine Jungfrau dazu? Es scheint in der That nicht, als ob etwas ver¬ mögend wäre, sie aus ihrer gleichgültigen, phlegmatischen Ruhe zu bringen und in Entzücken oder wenigstens in Erstaunen zu versetzen; eine Himmelfahrt oder eine Fahrt auf der Treckschuit, alles ist ihr gleich. Was könnte denn auch Lady Rubens auf einer
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die uns umgab, sich an die Brust zu schla¬
gen und den Blick auf die Erde zu heften,
als den Gegenstand seiner Andacht verwegen
ins Auge zu fassen. So lange man nicht
weiſs, was man anbetet, kann man sich seine
Gottheit so göttlich träumen wie man will;
ein Blick in dieses Empyräum, und es ist
um alle Täuschung geschehen. Die dicke
Lady Rubens sitzt zum Skandal der Christen¬
heit leibhaftig in den Wolken, so gemächlich
und so fest wie in ihrem Lehnstuhl. Ob sie
sich nicht schämen sollte, eine Göttin vor¬
zustellen — und eine Jungfrau dazu? Es
scheint in der That nicht, als ob etwas ver¬
mögend wäre, sie aus ihrer gleichgültigen,
phlegmatischen Ruhe zu bringen und in
Entzücken oder wenigstens in Erstaunen zu
versetzen; eine Himmelfahrt oder eine Fahrt
auf der Treckschuit, alles ist ihr gleich. Was
könnte denn auch Lady Rubens auf einer
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/343>, abgerufen am 22.11.2024.
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