ser Forderung verleitet, macht ihrem Herzen Ehre; indess freilich nur auf Kosten des Verstandes. Sie verwechseln nämlich han deln und denken, und ohne es selbst zu wollen, begünstigen sie dadurch einen ärge¬ ren Despotismus, als denjenigen, den sie be¬ streiten. Die Folge der kaiserlichen Refor¬ men war Widerstand, Aufruhr, Krieg; das Blut von Tausenden musste fliessen, die Ru¬ he von Millionen ward geopfert -- für was? -- für den Einfall eines Monarchen. Rühm¬ lich und gut war seine Absicht; aber bei ei¬ nem zweifelhaften Erfolg, und wenn so vie¬ ler Menschen Wohl auf dem Spiele steht, darf niemand selbst das Gute nicht durch gewaltsame Mittel erzwingen, dem Volke die gewissen oder eingebildeten Vortheile, die es schon geniesst, nicht eigenmächtig entreissen, so lange es in demjenigen, was man ihm an ihrer Stelle darbietet, keinen
ser Forderung verleitet, macht ihrem Herzen Ehre; indeſs freilich nur auf Kosten des Verstandes. Sie verwechseln nämlich han deln und denken, und ohne es selbst zu wollen, begünstigen sie dadurch einen ärge¬ ren Despotismus, als denjenigen, den sie be¬ streiten. Die Folge der kaiserlichen Refor¬ men war Widerstand, Aufruhr, Krieg; das Blut von Tausenden muſste flieſsen, die Ru¬ he von Millionen ward geopfert — für was? — für den Einfall eines Monarchen. Rühm¬ lich und gut war seine Absicht; aber bei ei¬ nem zweifelhaften Erfolg, und wenn so vie¬ ler Menschen Wohl auf dem Spiele steht, darf niemand selbst das Gute nicht durch gewaltsame Mittel erzwingen, dem Volke die gewissen oder eingebildeten Vortheile, die es schon genieſst, nicht eigenmächtig entreiſsen, so lange es in demjenigen, was man ihm an ihrer Stelle darbietet, keinen
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ser Forderung verleitet, macht ihrem Herzen
Ehre; indeſs freilich nur auf Kosten des
Verstandes. Sie verwechseln nämlich han
deln und denken, und ohne es selbst zu
wollen, begünstigen sie dadurch einen ärge¬
ren Despotismus, als denjenigen, den sie be¬
streiten. Die Folge der kaiserlichen Refor¬
men war Widerstand, Aufruhr, Krieg; das
Blut von Tausenden muſste flieſsen, die Ru¬
he von Millionen ward geopfert — für was?
— für den Einfall eines Monarchen. Rühm¬
lich und gut war seine Absicht; aber bei ei¬
nem zweifelhaften Erfolg, und wenn so vie¬
ler Menschen Wohl auf dem Spiele steht,
darf niemand selbst das Gute nicht durch
gewaltsame Mittel erzwingen, dem Volke
die gewissen oder eingebildeten Vortheile,
die es schon genieſst, nicht eigenmächtig
entreiſsen, so lange es in demjenigen, was
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/37>, abgerufen am 03.12.2024.
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