Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

sahen die ganze Fläche eines grossen Blumen¬
gartens, wo Tulpen von verschiedenen Farben
in langen Beeten mit einander abwechselten
und ein streifiges Band von Feuerfarb, Citro¬
nengelb, Schneeweiss, Karminroth und vielen
andern Schattirungen darstellten. Die minder
glänzende Hyacinthenflor befriedigte das Auge
fast noch mehr bei einer näheren Untersuchung
der Grösse, Zahl und Gestalt ihrer Glocken,
und ihrer mannichfaltigen Farbenstufung. Wie
man sonst einen zu grossen Werth auf die¬
sen Zweig der Gartenkunst legte, so wird er
jetzt beinahe zu sehr verachtet. Es ist doch
keine Kleinigkeit, dass der Mensch die We¬
sen der Natur modificiren kann, ohne sie
bloss zu verunstalten! Das ehemalige Aktien¬
spiel, wozu die seltenen Tulpenzwiebeln nur
die eingebildete Veranlassung oder eigentlich
nur die Form und Einkleidung hergaben, hat
gänzlich aufgehört.

I i 4

sahen die ganze Fläche eines groſsen Blumen¬
gartens, wo Tulpen von verschiedenen Farben
in langen Beeten mit einander abwechselten
und ein streifiges Band von Feuerfarb, Citro¬
nengelb, Schneeweiſs, Karminroth und vielen
andern Schattirungen darstellten. Die minder
glänzende Hyacinthenflor befriedigte das Auge
fast noch mehr bei einer näheren Untersuchung
der Gröſse, Zahl und Gestalt ihrer Glocken,
und ihrer mannichfaltigen Farbenstufung. Wie
man sonst einen zu groſsen Werth auf die¬
sen Zweig der Gartenkunst legte, so wird er
jetzt beinahe zu sehr verachtet. Es ist doch
keine Kleinigkeit, daſs der Mensch die We¬
sen der Natur modificiren kann, ohne sie
bloſs zu verunstalten! Das ehemalige Aktien¬
spiel, wozu die seltenen Tulpenzwiebeln nur
die eingebildete Veranlassung oder eigentlich
nur die Form und Einkleidung hergaben, hat
gänzlich aufgehört.

I i 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0509" n="503"/>
sahen die ganze Fläche eines gro&#x017F;sen Blumen¬<lb/>
gartens, wo Tulpen von verschiedenen Farben<lb/>
in langen Beeten mit einander abwechselten<lb/>
und ein streifiges Band von Feuerfarb, Citro¬<lb/>
nengelb, Schneewei&#x017F;s, Karminroth und vielen<lb/>
andern Schattirungen darstellten. Die minder<lb/>
glänzende Hyacinthenflor befriedigte das Auge<lb/>
fast noch mehr bei einer näheren Untersuchung<lb/>
der Grö&#x017F;se, Zahl und Gestalt ihrer Glocken,<lb/>
und ihrer mannichfaltigen Farbenstufung. Wie<lb/>
man sonst einen zu gro&#x017F;sen Werth auf die¬<lb/>
sen Zweig der Gartenkunst legte, so wird er<lb/>
jetzt beinahe zu sehr verachtet. Es ist doch<lb/>
keine Kleinigkeit, da&#x017F;s der Mensch die We¬<lb/>
sen der Natur modificiren kann, ohne sie<lb/>
blo&#x017F;s zu verunstalten! Das ehemalige Aktien¬<lb/>
spiel, wozu die seltenen Tulpenzwiebeln nur<lb/>
die eingebildete Veranlassung oder eigentlich<lb/>
nur die Form und Einkleidung hergaben, hat<lb/>
gänzlich aufgehört.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">I i 4<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[503/0509] sahen die ganze Fläche eines groſsen Blumen¬ gartens, wo Tulpen von verschiedenen Farben in langen Beeten mit einander abwechselten und ein streifiges Band von Feuerfarb, Citro¬ nengelb, Schneeweiſs, Karminroth und vielen andern Schattirungen darstellten. Die minder glänzende Hyacinthenflor befriedigte das Auge fast noch mehr bei einer näheren Untersuchung der Gröſse, Zahl und Gestalt ihrer Glocken, und ihrer mannichfaltigen Farbenstufung. Wie man sonst einen zu groſsen Werth auf die¬ sen Zweig der Gartenkunst legte, so wird er jetzt beinahe zu sehr verachtet. Es ist doch keine Kleinigkeit, daſs der Mensch die We¬ sen der Natur modificiren kann, ohne sie bloſs zu verunstalten! Das ehemalige Aktien¬ spiel, wozu die seltenen Tulpenzwiebeln nur die eingebildete Veranlassung oder eigentlich nur die Form und Einkleidung hergaben, hat gänzlich aufgehört. I i 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/509
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/509>, abgerufen am 23.11.2024.