dort sind die Geschöpfe des Bildhauers nur von relativer Vortrefflichkeit, welche mit der Antike keinen Vergleich aushalten kann. Die Kräfte unserer Bildhauer ver- schwendet aber der kleinliche Egoismus der Zeitgenossen größtentheils an Mauso- leen, die mit dem Wunderwerke, welches Artemisia ihrem Gemahl errichten ließ, nur den Namen gemein haben, und wo die Decenz, die Eitelkeit, der Wahn, und tausend Bedenklichkeiten dem Genie Fes- seln anlegen, und es in einen engen Kreis von anmuthslosen Bildern bannen. In England müßte die Bildhauerkunst wahr- scheinlich betteln gehen, wenn sie nicht die Kirchen mit Grabmählern füllte, an denen Grazie und Schönheit, Erfindung und Anordnung, den Zuschauer selten mehr befriedigen, als die Armseligkeiten an dem prunkvollen Grabe des Marschalls von Sach-
dort sind die Geschöpfe des Bildhauers nur von relativer Vortrefflichkeit, welche mit der Antike keinen Vergleich aushalten kann. Die Kräfte unserer Bildhauer ver- schwendet aber der kleinliche Egoismus der Zeitgenossen größtentheils an Mauso- leen, die mit dem Wunderwerke, welches Artemisia ihrem Gemahl errichten ließ, nur den Namen gemein haben, und wo die Decenz, die Eitelkeit, der Wahn, und tausend Bedenklichkeiten dem Genie Fes- seln anlegen, und es in einen engen Kreis von anmuthslosen Bildern bannen. In England müßte die Bildhauerkunst wahr- scheinlich betteln gehen, wenn sie nicht die Kirchen mit Grabmählern füllte, an denen Grazie und Schönheit, Erfindung und Anordnung, den Zuschauer selten mehr befriedigen, als die Armseligkeiten an dem prunkvollen Grabe des Marschalls von Sach-
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dort sind die Geschöpfe des Bildhauers
nur von relativer Vortrefflichkeit, welche
mit der Antike keinen Vergleich aushalten
kann. Die Kräfte unserer Bildhauer ver-
schwendet aber der kleinliche Egoismus
der Zeitgenossen größtentheils an Mauso-
leen, die mit dem Wunderwerke, welches
Artemisia ihrem Gemahl errichten ließ,
nur den Namen gemein haben, und wo
die Decenz, die Eitelkeit, der Wahn, und
tausend Bedenklichkeiten dem Genie Fes-
seln anlegen, und es in einen engen Kreis
von anmuthslosen Bildern bannen. In
England müßte die Bildhauerkunst wahr-
scheinlich betteln gehen, wenn sie nicht
die Kirchen mit Grabmählern füllte, an
denen Grazie und Schönheit, Erfindung
und Anordnung, den Zuschauer selten mehr
befriedigen, als die Armseligkeiten an dem
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/314>, abgerufen am 24.11.2024.
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