Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.in den Jahren 1772 bis 1775. gen Windes wegen, nur wenig fort, und da bey Anbruch des folgenden Tages1772.Decem- ber. fast gar keiner zu spühren war; so bedienten wir uns dieser Gelegenheit von neuem ein Boot auszusetzen und in unsern Untersuchungen über die Strömung und Wär- me der See fortzufahren. Auch verabsäumten wir nicht die Sturmvögel, die häufig um uns her schwärmten, näher zu untersuchen, zu beschreiben und abzu- zeichnen, welches heute desto besser geschehen konnte, weil wir mehrere derselben schossen, die mit einer Art von Neugierde über dem Boot herschwebten. Wir such- ten uns zwar so viel möglich Südwärts zu halten, mußten aber, weil der Wind sich ganz in Süd-Süd-Ost herum setzte, heute eine gute Strecke gegen Westen zu- rückmachen. Am folgenden Morgen führte uns ein ziemlich frischer Wind an ver- Am folgenden Morgen seegelten wir durch viel gebrochenes oder soge- K 3
in den Jahren 1772 bis 1775. gen Windes wegen, nur wenig fort, und da bey Anbruch des folgenden Tages1772.Decem- ber. faſt gar keiner zu ſpuͤhren war; ſo bedienten wir uns dieſer Gelegenheit von neuem ein Boot auszuſetzen und in unſern Unterſuchungen uͤber die Stroͤmung und Waͤr- me der See fortzufahren. Auch verabſaͤumten wir nicht die Sturmvoͤgel, die haͤufig um uns her ſchwaͤrmten, naͤher zu unterſuchen, zu beſchreiben und abzu- zeichnen, welches heute deſto beſſer geſchehen konnte, weil wir mehrere derſelben ſchoſſen, die mit einer Art von Neugierde uͤber dem Boot herſchwebten. Wir ſuch- ten uns zwar ſo viel moͤglich Suͤdwaͤrts zu halten, mußten aber, weil der Wind ſich ganz in Suͤd-Suͤd-Oſt herum ſetzte, heute eine gute Strecke gegen Weſten zu- ruͤckmachen. Am folgenden Morgen fuͤhrte uns ein ziemlich friſcher Wind an ver- Am folgenden Morgen ſeegelten wir durch viel gebrochenes oder ſoge- K 3
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in den Jahren 1772 bis 1775.
gen Windes wegen, nur wenig fort, und da bey Anbruch des folgenden Tages
faſt gar keiner zu ſpuͤhren war; ſo bedienten wir uns dieſer Gelegenheit von neuem
ein Boot auszuſetzen und in unſern Unterſuchungen uͤber die Stroͤmung und Waͤr-
me der See fortzufahren. Auch verabſaͤumten wir nicht die Sturmvoͤgel, die
haͤufig um uns her ſchwaͤrmten, naͤher zu unterſuchen, zu beſchreiben und abzu-
zeichnen, welches heute deſto beſſer geſchehen konnte, weil wir mehrere derſelben
ſchoſſen, die mit einer Art von Neugierde uͤber dem Boot herſchwebten. Wir ſuch-
ten uns zwar ſo viel moͤglich Suͤdwaͤrts zu halten, mußten aber, weil der Wind
ſich ganz in Suͤd-Suͤd-Oſt herum ſetzte, heute eine gute Strecke gegen Weſten zu-
ruͤckmachen.
1772.
Decem-
ber.
Am folgenden Morgen fuͤhrte uns ein ziemlich friſcher Wind an ver-
ſchiednen Eis-Infeln vorbey, und außer unſerer gewoͤhnlichen Begleitung von
Voͤgeln, ließen ſich auch etliche Wallfiſche ſehen. Wir Paſſagiers feyerten den
heutigen erſten Chriſttag in Geſellſchaft unſrer See-Officiere, dem alten Herkom-
men nach, recht vergnuͤgt, und die Matroſen ließen ſich durch die gefaͤhrliche
Nachbarſchaft der Eisberge, womit wir gleichſam umringt waren, im geringſten
nicht abhalten, dieſen Feſttag unter wilden Laͤrm und Trunkenheit hinzubrin-
gen, wozu ſie denſelben beſonders beſtimmt zu haben ſcheinen.
Am folgenden Morgen ſeegelten wir durch viel gebrochenes oder ſoge-
nanntes Pack-Eis, darunter manches ganz ſchmutzig und thauend ausſahe.
Die untergehende Sonne verſchaffte uns heute Abend einen uͤber alle maaßen
herrlichen Anblick, denn ſie faͤrbte die Spitzen einer in Weſten liegenden Eis-In-
ſel mit funkelndem Golde und theilte der ganzen Maſſe einen blendenden Pur-
purglanz mit. Eine voͤllige Windſtille, welche am 27ſten erfolgte, verſtattete
uns, in einem Boot auf die Pinguins- und Petrell-Jagd auszugehen; ob es
uns nun gleich mit den erſteren nicht ſonderlich gluͤcken wollte, ſo beluſtigten ſie uns
doch wenigſtens durch die Geſchwindigkeit und Verſchiedenheit ihrer Bewegun-
gen. Sie tauchten zum Beyſpiel, blieben eine ganze Weile lang unter Waſſer,
kamen wieder herauf, tauchten von neuem unglaublich oft und ſchnell hintereinan-
der, und ſchoſſen zuletzt in gerader Linie fort, ſo, daß ſie mit einemmahl außer
Schuß waren, und wir die Jagd aufgeben mußten. Endlich kamen wir doch
einem nahe genug, ihn anzuſchießen; allein, ohnerachtet wir ihn ſcharf verfolgten,
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