1773. May.hangha, die andern aber Kotughä-a, Koghoää, Khoää, Kolläkh, und Taywaherua hießen. Dieser letztbenannte war ein Knabe von ohngefähr vierzehen Jahren, der etwas sehr gefälliges an sich hatte, auch der lebhafteste und verständigste von allen zu seyn schien. Wir nahmen ihn mit uns in die Ca- jütte, und behielten ihn zu Tische, wo er sichs tapfer schmecken ließ. Unter an- dern verzehrte oder verschlang er vielmehr, mit recht gefräßigein Appetit, ein Stück von einer See-Raben-Pastete, (Shag-pye) und wider alle Erwartung war ihm der Teig davon lieber als das Fleisch. Der Capitain schenkte ihm Madera-Wein ein, wovon er etwas mehr als ein Glas trank, anfänglich aber viel saure und schiefe Gesichter dabey machte. Als hierauf eine Flasche von ganz süßem Cap-Wein auf den Tisch kam, so ward ihm auch davon ein Glas vor- gesetzt; dieser schmeckte ihm so gut, daß er die Lippen ohne Aufhören darnach leckte, und bald noch ein zweytes Glas verlangte, welches ihm auch gegeben ward. Nunmehro fieng er an überaus lebhaft und gesprächig zu werden. Er tanzte in der Cajüte herum, und verfiel mit einemmal darauf des Capitains Boot-Mantel zu haben, der auf einem Stuhle lag. Als er eine abschlägige Antwort hierauf bekam, ward er sehr verdrüßlich. Es währte nicht lange, so forderte er eine ledige Bouteille, und da ihm auch diese versagt ward; so lief er im größten Zorn zur Cajütte hinaus. Auf dem Verdeck fand er einige un- srer Bedienten, die Leinenzeug zusammen legten, welches sie getrocknet hat- ten. Von diesem hatte er in einem Augenblick ein Tischtuch weggehascht; man nahm es ihm aber gleich wieder ab. Nun wußte er sich gar nicht mehr zu bändigen; er stampfte mit den Füßen, drohte, brummte oder grunzte vielmehr etwas zwischen den Zähnen her, und ward zuletzt so tückisch, daß er kein Wort mehr sprechen wollte. Die empfindliche, leicht zu beleidigende Gemüthsart dieses Volks zeigte sich nirgends deutlicher als in dieses Knaben Aufführung; und wir sahen bey dieser Gelegenheit, welch ein Glück es für sie ist, daß sie von berauschenden Getränken nichts wissen, denn derglei- chen würde sie ohnfehlbar noch wilder und unbändiger machen.
Am folgenden Morgen hatten wir verschiedne Canots um uns her, in de- nen zusammen genommen etwa dreyßig Indianer seyn mochten. Sie brachten allerhand Werkzeuge und Waffen zu Markte, und bekamen eine Menge andrer
Forſter’s Reiſe um die Welt
1773. May.hangha, die andern aber Kotughaͤ-a, Koghoaͤaͤ, Khoaͤaͤ, Kollaͤkh, und Taywaherua hießen. Dieſer letztbenannte war ein Knabe von ohngefaͤhr vierzehen Jahren, der etwas ſehr gefaͤlliges an ſich hatte, auch der lebhafteſte und verſtaͤndigſte von allen zu ſeyn ſchien. Wir nahmen ihn mit uns in die Ca- juͤtte, und behielten ihn zu Tiſche, wo er ſichs tapfer ſchmecken ließ. Unter an- dern verzehrte oder verſchlang er vielmehr, mit recht gefraͤßigein Appetit, ein Stuͤck von einer See-Raben-Paſtete, (Shag-pye) und wider alle Erwartung war ihm der Teig davon lieber als das Fleiſch. Der Capitain ſchenkte ihm Madera-Wein ein, wovon er etwas mehr als ein Glas trank, anfaͤnglich aber viel ſaure und ſchiefe Geſichter dabey machte. Als hierauf eine Flaſche von ganz ſuͤßem Cap-Wein auf den Tiſch kam, ſo ward ihm auch davon ein Glas vor- geſetzt; dieſer ſchmeckte ihm ſo gut, daß er die Lippen ohne Aufhoͤren darnach leckte, und bald noch ein zweytes Glas verlangte, welches ihm auch gegeben ward. Nunmehro fieng er an uͤberaus lebhaft und geſpraͤchig zu werden. Er tanzte in der Cajuͤte herum, und verfiel mit einemmal darauf des Capitains Boot-Mantel zu haben, der auf einem Stuhle lag. Als er eine abſchlaͤgige Antwort hierauf bekam, ward er ſehr verdruͤßlich. Es waͤhrte nicht lange, ſo forderte er eine ledige Bouteille, und da ihm auch dieſe verſagt ward; ſo lief er im groͤßten Zorn zur Cajuͤtte hinaus. Auf dem Verdeck fand er einige un- ſrer Bedienten, die Leinenzeug zuſammen legten, welches ſie getrocknet hat- ten. Von dieſem hatte er in einem Augenblick ein Tiſchtuch weggehaſcht; man nahm es ihm aber gleich wieder ab. Nun wußte er ſich gar nicht mehr zu baͤndigen; er ſtampfte mit den Fuͤßen, drohte, brummte oder grunzte vielmehr etwas zwiſchen den Zaͤhnen her, und ward zuletzt ſo tuͤckiſch, daß er kein Wort mehr ſprechen wollte. Die empfindliche, leicht zu beleidigende Gemuͤthsart dieſes Volks zeigte ſich nirgends deutlicher als in dieſes Knaben Auffuͤhrung; und wir ſahen bey dieſer Gelegenheit, welch ein Gluͤck es fuͤr ſie iſt, daß ſie von berauſchenden Getraͤnken nichts wiſſen, denn derglei- chen wuͤrde ſie ohnfehlbar noch wilder und unbaͤndiger machen.
Am folgenden Morgen hatten wir verſchiedne Canots um uns her, in de- nen zuſammen genommen etwa dreyßig Indianer ſeyn mochten. Sie brachten allerhand Werkzeuge und Waffen zu Markte, und bekamen eine Menge andrer
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Forſter’s Reiſe um die Welt
hangha, die andern aber Kotughaͤ-a, Koghoaͤaͤ, Khoaͤaͤ, Kollaͤkh, und
Taywaherua hießen. Dieſer letztbenannte war ein Knabe von ohngefaͤhr
vierzehen Jahren, der etwas ſehr gefaͤlliges an ſich hatte, auch der lebhafteſte und
verſtaͤndigſte von allen zu ſeyn ſchien. Wir nahmen ihn mit uns in die Ca-
juͤtte, und behielten ihn zu Tiſche, wo er ſichs tapfer ſchmecken ließ. Unter an-
dern verzehrte oder verſchlang er vielmehr, mit recht gefraͤßigein Appetit, ein
Stuͤck von einer See-Raben-Paſtete, (Shag-pye) und wider alle Erwartung
war ihm der Teig davon lieber als das Fleiſch. Der Capitain ſchenkte ihm
Madera-Wein ein, wovon er etwas mehr als ein Glas trank, anfaͤnglich aber
viel ſaure und ſchiefe Geſichter dabey machte. Als hierauf eine Flaſche von ganz
ſuͤßem Cap-Wein auf den Tiſch kam, ſo ward ihm auch davon ein Glas vor-
geſetzt; dieſer ſchmeckte ihm ſo gut, daß er die Lippen ohne Aufhoͤren darnach
leckte, und bald noch ein zweytes Glas verlangte, welches ihm auch gegeben
ward. Nunmehro fieng er an uͤberaus lebhaft und geſpraͤchig zu werden. Er
tanzte in der Cajuͤte herum, und verfiel mit einemmal darauf des Capitains
Boot-Mantel zu haben, der auf einem Stuhle lag. Als er eine abſchlaͤgige
Antwort hierauf bekam, ward er ſehr verdruͤßlich. Es waͤhrte nicht lange, ſo
forderte er eine ledige Bouteille, und da ihm auch dieſe verſagt ward; ſo lief
er im groͤßten Zorn zur Cajuͤtte hinaus. Auf dem Verdeck fand er einige un-
ſrer Bedienten, die Leinenzeug zuſammen legten, welches ſie getrocknet hat-
ten. Von dieſem hatte er in einem Augenblick ein Tiſchtuch weggehaſcht;
man nahm es ihm aber gleich wieder ab. Nun wußte er ſich gar nicht
mehr zu baͤndigen; er ſtampfte mit den Fuͤßen, drohte, brummte oder
grunzte vielmehr etwas zwiſchen den Zaͤhnen her, und ward zuletzt ſo
tuͤckiſch, daß er kein Wort mehr ſprechen wollte. Die empfindliche, leicht zu
beleidigende Gemuͤthsart dieſes Volks zeigte ſich nirgends deutlicher als in
dieſes Knaben Auffuͤhrung; und wir ſahen bey dieſer Gelegenheit, welch ein Gluͤck
es fuͤr ſie iſt, daß ſie von berauſchenden Getraͤnken nichts wiſſen, denn derglei-
chen wuͤrde ſie ohnfehlbar noch wilder und unbaͤndiger machen.
Am folgenden Morgen hatten wir verſchiedne Canots um uns her, in de-
nen zuſammen genommen etwa dreyßig Indianer ſeyn mochten. Sie brachten
allerhand Werkzeuge und Waffen zu Markte, und bekamen eine Menge andrer
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/209>, abgerufen am 18.12.2024.
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