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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Matrosen, die ehemals auf Ostindienfahrern gedient hatten, versicherten ihre Ca-1773.
Junius.

meraden, daß eine Reise nach Ostindien, in Vergleich derer Mühseeligkeiten welche
wir auf dieser hier auszustehen hätten, für gar nichts zu rechnen wäre. Sie er-
zählten hierauf wie gut und bequem sichs unter andern die Capitains auf derglei-
chen Reisen zu machen pflegten, und nach mancher Anecdote und Spötterey
darüber, geriethen sie endlich auf den poßierlichen Einfall, daß die abgeschiede-
nen Seelen aller dieser Capitains, zur Strafe für ihre ehemalige üppige Lebens-
art zur See, hier in diese Albatroße wandern müßten, und nun auf die Süd-
See
gebannt wären, für die sie sich bey ihren Lebzeiten wohl zu hüten ge-
wußt hätten. Hier müßten sie sich, statt ihres vorigen Ueberflusses, kärglich
genug behelfen, und wären nun endlich ein Spiel der Stürme und Wellen, wo-
von sie sich sonst in ihren Cajütten nicht viel hätten anfechten lassen. Dieser Ein-
fall ist witzig und poetisch genug, um zu Bestätigung dessen zu dienen, was ich
schon weiter oben, von der originellen Laune der Seeleute, gesagt habe.

Die Officiers, denen nach der Neu-Seeländischen frischen Kost das
eingesalzne Fleisch noch nicht wieder schmecken wollte, ließen ihren schwarzen
Hund, dessen ich oben Seite 102. u. 117. erwähnt habe, abschlachten, und
schickten dem Capitain die Hälfte davon. Wir ließen die Keule braten und speisten
solchergestalt heute zum erstenmale Hundefleisch. Es schmeckt vollkommen wie
Hammelfleisch, so daß nicht der geringste Unterschied zu bemerken war. In
unsern kalten Ländern, wo Fleisch-Speisen so üblich sind, und wo es vielleicht
dem Menschen natürlich oder unumgänglich nöthig ist von Fleisch zu leben, ist es
warlich sonderbar, daß man einen jüdischen Abscheu gegen Hundefleisch hat,
da doch das Fleisch von dem unreinlichsten aller Thiere, nämlich vom Schwei-
ne, ohne Bedenken gegessen wird. In Betracht seiner schnellen und häufi-
gen Vermehrung, scheint die Natur den Hund ausdrücklich dazu geschaffen zu
haben, daß er uns zur Speise dienen solle. Man könnte vielleicht besorgen,
daß es uns, wegen der natürlichen Fähigkeiten unsrer Hunde, schwer ankom-
men möchte sie umzubringen und zu essen Allein man bedenkt alsdenn
nicht, daß ihre großen Fähigkeiten und ihre Anhänglichkeit an uns blos Fol-
gen der Erziehung sind die wir an sie wenden! In Neu-Seeland und, wie ältere
Seefahrer melden, auch in den Inseln der Süd-See, zwischen den Wende-

Forsters Reise u. d. W. erster Th. Z

in den Jahren 1772 bis 1775.
Matroſen, die ehemals auf Oſtindienfahrern gedient hatten, verſicherten ihre Ca-1773.
Junius.

meraden, daß eine Reiſe nach Oſtindien, in Vergleich derer Muͤhſeeligkeiten welche
wir auf dieſer hier auszuſtehen haͤtten, fuͤr gar nichts zu rechnen waͤre. Sie er-
zaͤhlten hierauf wie gut und bequem ſichs unter andern die Capitains auf derglei-
chen Reiſen zu machen pflegten, und nach mancher Anecdote und Spoͤtterey
daruͤber, geriethen ſie endlich auf den poßierlichen Einfall, daß die abgeſchiede-
nen Seelen aller dieſer Capitains, zur Strafe fuͤr ihre ehemalige uͤppige Lebens-
art zur See, hier in dieſe Albatroße wandern muͤßten, und nun auf die Suͤd-
See
gebannt waͤren, fuͤr die ſie ſich bey ihren Lebzeiten wohl zu huͤten ge-
wußt haͤtten. Hier muͤßten ſie ſich, ſtatt ihres vorigen Ueberfluſſes, kaͤrglich
genug behelfen, und waͤren nun endlich ein Spiel der Stuͤrme und Wellen, wo-
von ſie ſich ſonſt in ihren Cajuͤtten nicht viel haͤtten anfechten laſſen. Dieſer Ein-
fall iſt witzig und poetiſch genug, um zu Beſtaͤtigung deſſen zu dienen, was ich
ſchon weiter oben, von der originellen Laune der Seeleute, geſagt habe.

Die Officiers, denen nach der Neu-Seelaͤndiſchen friſchen Koſt das
eingeſalzne Fleiſch noch nicht wieder ſchmecken wollte, ließen ihren ſchwarzen
Hund, deſſen ich oben Seite 102. u. 117. erwaͤhnt habe, abſchlachten, und
ſchickten dem Capitain die Haͤlfte davon. Wir ließen die Keule braten und ſpeiſten
ſolchergeſtalt heute zum erſtenmale Hundefleiſch. Es ſchmeckt vollkommen wie
Hammelfleiſch, ſo daß nicht der geringſte Unterſchied zu bemerken war. In
unſern kalten Laͤndern, wo Fleiſch-Speiſen ſo uͤblich ſind, und wo es vielleicht
dem Menſchen natuͤrlich oder unumgaͤnglich noͤthig iſt von Fleiſch zu leben, iſt es
warlich ſonderbar, daß man einen juͤdiſchen Abſcheu gegen Hundefleiſch hat,
da doch das Fleiſch von dem unreinlichſten aller Thiere, naͤmlich vom Schwei-
ne, ohne Bedenken gegeſſen wird. In Betracht ſeiner ſchnellen und haͤufi-
gen Vermehrung, ſcheint die Natur den Hund ausdruͤcklich dazu geſchaffen zu
haben, daß er uns zur Speiſe dienen ſolle. Man koͤnnte vielleicht beſorgen,
daß es uns, wegen der natuͤrlichen Faͤhigkeiten unſrer Hunde, ſchwer ankom-
men moͤchte ſie umzubringen und zu eſſen Allein man bedenkt alsdenn
nicht, daß ihre großen Faͤhigkeiten und ihre Anhaͤnglichkeit an uns blos Fol-
gen der Erziehung ſind die wir an ſie wenden! In Neu-Seeland und, wie aͤltere
Seefahrer melden, auch in den Inſeln der Suͤd-See, zwiſchen den Wende-

Forſters Reiſe u. d. W. erſter Th. Z
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[177/0230] in den Jahren 1772 bis 1775. Matroſen, die ehemals auf Oſtindienfahrern gedient hatten, verſicherten ihre Ca- meraden, daß eine Reiſe nach Oſtindien, in Vergleich derer Muͤhſeeligkeiten welche wir auf dieſer hier auszuſtehen haͤtten, fuͤr gar nichts zu rechnen waͤre. Sie er- zaͤhlten hierauf wie gut und bequem ſichs unter andern die Capitains auf derglei- chen Reiſen zu machen pflegten, und nach mancher Anecdote und Spoͤtterey daruͤber, geriethen ſie endlich auf den poßierlichen Einfall, daß die abgeſchiede- nen Seelen aller dieſer Capitains, zur Strafe fuͤr ihre ehemalige uͤppige Lebens- art zur See, hier in dieſe Albatroße wandern muͤßten, und nun auf die Suͤd- See gebannt waͤren, fuͤr die ſie ſich bey ihren Lebzeiten wohl zu huͤten ge- wußt haͤtten. Hier muͤßten ſie ſich, ſtatt ihres vorigen Ueberfluſſes, kaͤrglich genug behelfen, und waͤren nun endlich ein Spiel der Stuͤrme und Wellen, wo- von ſie ſich ſonſt in ihren Cajuͤtten nicht viel haͤtten anfechten laſſen. Dieſer Ein- fall iſt witzig und poetiſch genug, um zu Beſtaͤtigung deſſen zu dienen, was ich ſchon weiter oben, von der originellen Laune der Seeleute, geſagt habe. 1773. Junius. Die Officiers, denen nach der Neu-Seelaͤndiſchen friſchen Koſt das eingeſalzne Fleiſch noch nicht wieder ſchmecken wollte, ließen ihren ſchwarzen Hund, deſſen ich oben Seite 102. u. 117. erwaͤhnt habe, abſchlachten, und ſchickten dem Capitain die Haͤlfte davon. Wir ließen die Keule braten und ſpeiſten ſolchergeſtalt heute zum erſtenmale Hundefleiſch. Es ſchmeckt vollkommen wie Hammelfleiſch, ſo daß nicht der geringſte Unterſchied zu bemerken war. In unſern kalten Laͤndern, wo Fleiſch-Speiſen ſo uͤblich ſind, und wo es vielleicht dem Menſchen natuͤrlich oder unumgaͤnglich noͤthig iſt von Fleiſch zu leben, iſt es warlich ſonderbar, daß man einen juͤdiſchen Abſcheu gegen Hundefleiſch hat, da doch das Fleiſch von dem unreinlichſten aller Thiere, naͤmlich vom Schwei- ne, ohne Bedenken gegeſſen wird. In Betracht ſeiner ſchnellen und haͤufi- gen Vermehrung, ſcheint die Natur den Hund ausdruͤcklich dazu geſchaffen zu haben, daß er uns zur Speiſe dienen ſolle. Man koͤnnte vielleicht beſorgen, daß es uns, wegen der natuͤrlichen Faͤhigkeiten unſrer Hunde, ſchwer ankom- men moͤchte ſie umzubringen und zu eſſen Allein man bedenkt alsdenn nicht, daß ihre großen Faͤhigkeiten und ihre Anhaͤnglichkeit an uns blos Fol- gen der Erziehung ſind die wir an ſie wenden! In Neu-Seeland und, wie aͤltere Seefahrer melden, auch in den Inſeln der Suͤd-See, zwiſchen den Wende- Forſters Reiſe u. d. W. erſter Th. Z

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/230>, abgerufen am 24.11.2024.