Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.Junius.Cirkeln, sind die Hunde das dummste und einfältigste Thier das man sich vor- stellen kann. Sie scheinen daselbst um nichts klüger und gelehriger zu seyn als unsre Schaafe, die man für Sinnbilder der größten Einfalt und Dumm- heit gelten läßt. In Neu-Seeland werden sie mit Fischen gefuttert; in den andern Inseln mit Früchten und Kräutern. Vielleicht verändert beydes ihre natürliche Anlage; vielleicht bringt auch die Erziehung neue Instincte hervor. Die Neu-Seeländischen Hunde kriegen was von ihrer Herren Mahlzeiten übrig bleibt, mithin auch andre Hundeknochen abzunagen; und so werden die jungen Hunde, von Klein auf, Cannibalen. Wir hatten einen jungen Neu-Seeländischen Hund an Bord, der, wie wir ihn kauften, wohl noch nichts als Muttermilch geschmekt hatte, gleichwohl fras er von dem heutigen Hundebraten, das Fleisch so gut als die Knochen, mit großer Gierigkeit, dahingegen andre, von europäi- scher Art, die wir vom Cap mitgenommen, beydes nicht anrühren, geschweige fressen mochten. Bis zum 16ten steuerten wir immer südostwärts und waren stets von Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.Junius.Cirkeln, ſind die Hunde das dummſte und einfaͤltigſte Thier das man ſich vor- ſtellen kann. Sie ſcheinen daſelbſt um nichts kluͤger und gelehriger zu ſeyn als unſre Schaafe, die man fuͤr Sinnbilder der groͤßten Einfalt und Dumm- heit gelten laͤßt. In Neu-Seeland werden ſie mit Fiſchen gefuttert; in den andern Inſeln mit Fruͤchten und Kraͤutern. Vielleicht veraͤndert beydes ihre natuͤrliche Anlage; vielleicht bringt auch die Erziehung neue Inſtincte hervor. Die Neu-Seelaͤndiſchen Hunde kriegen was von ihrer Herren Mahlzeiten uͤbrig bleibt, mithin auch andre Hundeknochen abzunagen; und ſo werden die jungen Hunde, von Klein auf, Cannibalen. Wir hatten einen jungen Neu-Seelaͤndiſchen Hund an Bord, der, wie wir ihn kauften, wohl noch nichts als Muttermilch geſchmekt hatte, gleichwohl fras er von dem heutigen Hundebraten, das Fleiſch ſo gut als die Knochen, mit großer Gierigkeit, dahingegen andre, von europaͤi- ſcher Art, die wir vom Cap mitgenommen, beydes nicht anruͤhren, geſchweige freſſen mochten. Bis zum 16ten ſteuerten wir immer ſuͤdoſtwaͤrts und waren ſtets von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0231" n="178"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1773.<lb/> Junius.</note>Cirkeln, ſind die Hunde das dummſte und einfaͤltigſte Thier das man ſich vor-<lb/> ſtellen kann. Sie ſcheinen daſelbſt um nichts kluͤger und gelehriger zu ſeyn<lb/> als unſre Schaafe, die man fuͤr Sinnbilder der groͤßten Einfalt und Dumm-<lb/> heit gelten laͤßt. In <placeName>Neu-Seeland</placeName> werden ſie mit Fiſchen gefuttert; in den<lb/> andern Inſeln mit Fruͤchten und Kraͤutern. Vielleicht veraͤndert beydes ihre<lb/> natuͤrliche Anlage; vielleicht bringt auch die Erziehung neue Inſtincte hervor.<lb/> Die Neu-Seelaͤndiſchen Hunde kriegen was von ihrer Herren Mahlzeiten uͤbrig<lb/> bleibt, mithin auch andre Hundeknochen abzunagen; und ſo werden die jungen<lb/> Hunde, von Klein auf, Cannibalen. Wir hatten einen jungen Neu-Seelaͤndiſchen<lb/> Hund an Bord, der, wie wir ihn kauften, wohl noch nichts als Muttermilch<lb/> geſchmekt hatte, gleichwohl fras er von dem heutigen Hundebraten, das Fleiſch<lb/> ſo gut als die Knochen, mit großer Gierigkeit, dahingegen andre, von europaͤi-<lb/> ſcher Art, die wir vom <placeName>Cap</placeName> mitgenommen, beydes nicht anruͤhren, geſchweige<lb/> freſſen mochten.</p><lb/> <p>Bis zum 16ten ſteuerten wir immer ſuͤdoſtwaͤrts und waren ſtets von<lb/> Sturmvoͤgeln und Albatroßen, zuweilen auch wohl von einzelnen grauen Moͤven,<lb/> (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">larus catarractes</hi></hi>) umgeben, und große Haufen von See-Gras ſchwom-<lb/> men vielfaͤltig in der See: Allein an alles dies waren wir ſchon zu ſehr gewoͤhnt,<lb/> als daß wirs haͤtten wagen ſollen einige Folgerungen daraus herzuleiten. Das<lb/> Thermometer, deſſen Standpunkt allemahl des Morgens um 8 Uhr beobachtet<lb/> wurde, und welches bey unſrer Abreiſe von <placeName>Neu-Seeland</placeName> 51. Grad angezeigt<lb/> hatte, fiel, in eben dem Verhaͤltniß als wir gen Suͤden herab giengen, auf 48.<lb/> zuweilen auch auf 47. Doch muß ich ſagen, daß Waͤrme und Wetter uͤber-<lb/> haupt ſehr veraͤnderlich waren. Daher kams, daß wir alle Tage, und gemeinig-<lb/> lich des Morgens, Regenbogen oder wenigſtens Stuͤcke davon auf dem Hori-<lb/> zont zu ſehn bekamen. Auch der Wind war bisher immer ſehr abwechſelnd und<lb/> lief rund um den Compas von Weſten uͤber Norden nach Oſten und ſo weiter,<lb/> doch kam er die mehreſte Zeit aus Oſten, welches wir nicht nur keinesweges er-<lb/> wartet hatten, ſondern auch uͤbel damit zufrieden waren, weil er uns ſolchergeſtalt<lb/> gerade entgegen blies und uͤberdem gemeiniglich mit Nebel, Regen und hoch-<lb/> laufenden Wellen begleitet zu ſeyn pflegte. Nachdem wir 46 Grad 17 Minu-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [178/0231]
Forſter’s Reiſe um die Welt
Cirkeln, ſind die Hunde das dummſte und einfaͤltigſte Thier das man ſich vor-
ſtellen kann. Sie ſcheinen daſelbſt um nichts kluͤger und gelehriger zu ſeyn
als unſre Schaafe, die man fuͤr Sinnbilder der groͤßten Einfalt und Dumm-
heit gelten laͤßt. In Neu-Seeland werden ſie mit Fiſchen gefuttert; in den
andern Inſeln mit Fruͤchten und Kraͤutern. Vielleicht veraͤndert beydes ihre
natuͤrliche Anlage; vielleicht bringt auch die Erziehung neue Inſtincte hervor.
Die Neu-Seelaͤndiſchen Hunde kriegen was von ihrer Herren Mahlzeiten uͤbrig
bleibt, mithin auch andre Hundeknochen abzunagen; und ſo werden die jungen
Hunde, von Klein auf, Cannibalen. Wir hatten einen jungen Neu-Seelaͤndiſchen
Hund an Bord, der, wie wir ihn kauften, wohl noch nichts als Muttermilch
geſchmekt hatte, gleichwohl fras er von dem heutigen Hundebraten, das Fleiſch
ſo gut als die Knochen, mit großer Gierigkeit, dahingegen andre, von europaͤi-
ſcher Art, die wir vom Cap mitgenommen, beydes nicht anruͤhren, geſchweige
freſſen mochten.
1773.
Junius.
Bis zum 16ten ſteuerten wir immer ſuͤdoſtwaͤrts und waren ſtets von
Sturmvoͤgeln und Albatroßen, zuweilen auch wohl von einzelnen grauen Moͤven,
(larus catarractes) umgeben, und große Haufen von See-Gras ſchwom-
men vielfaͤltig in der See: Allein an alles dies waren wir ſchon zu ſehr gewoͤhnt,
als daß wirs haͤtten wagen ſollen einige Folgerungen daraus herzuleiten. Das
Thermometer, deſſen Standpunkt allemahl des Morgens um 8 Uhr beobachtet
wurde, und welches bey unſrer Abreiſe von Neu-Seeland 51. Grad angezeigt
hatte, fiel, in eben dem Verhaͤltniß als wir gen Suͤden herab giengen, auf 48.
zuweilen auch auf 47. Doch muß ich ſagen, daß Waͤrme und Wetter uͤber-
haupt ſehr veraͤnderlich waren. Daher kams, daß wir alle Tage, und gemeinig-
lich des Morgens, Regenbogen oder wenigſtens Stuͤcke davon auf dem Hori-
zont zu ſehn bekamen. Auch der Wind war bisher immer ſehr abwechſelnd und
lief rund um den Compas von Weſten uͤber Norden nach Oſten und ſo weiter,
doch kam er die mehreſte Zeit aus Oſten, welches wir nicht nur keinesweges er-
wartet hatten, ſondern auch uͤbel damit zufrieden waren, weil er uns ſolchergeſtalt
gerade entgegen blies und uͤberdem gemeiniglich mit Nebel, Regen und hoch-
laufenden Wellen begleitet zu ſeyn pflegte. Nachdem wir 46 Grad 17 Minu-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |