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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
nen sehr hohen Grad von Wollust anzudeuten und müssen im Ganzen allerdings1773.
August.

Einfluß auf die Nation haben. Die natürlichste Folge davon, die mir auch
sogleich in die Augen fiel, bestand darinn, daß das gemeine Volk, zu welchem
alle diese liederlichen Weibsbilder gehören, durchgehends von kleiner Statur
war. Nur wenige einzelne Leute aus demselben, waren von mehr als mitt-
lerer Größe; die übrigen alle unter diesem Maaße -- ein Beweis, daß die Mey-
nung des Grafen Büffon, über die frühzeitige Vermischung beyder Geschlech-
ter (S. dessen Hist. naturelle) sehr gegründet ist. Sie hatten unregelmäßige,
gemeine Gesichtszüge, aber schöne, große Augen, die durchgehends sehr lebhaft
waren; nächst diesen ersetzte auch ein ungezwungnes Lächeln und ein beständiges
Bemühen zu gefallen, den Mangel der Schönheit so vollkommen, daß unsre
Matrosen ganz von ihnen bezaubert wurden und auf die leichtsinnigste Weise
von der Welt, Hemder und Kleider weggaben, um sich diesen neuen Mätressen ge-
fällig zu bezeigen. Die ungekünstelte Einfalt der Landes-Tracht, die einen wohl-
gebildeten Busen nebst schönen Armen und Händen unbedeckt ließ, mogte freylich
das ihrige beytragen, unsre Leute in Flammen zu setzen; und der Anblick ver-
schiedner solcher Nymphen, welche bald in dieser, bald in jener verführe-
rischen Positur behend um das Schiff her schwammen, so nackt als die Natur
sie gebildet hatte, war allerdings mehr denn hinreichend, das bischen Vernunft
ganz zu blenden, das ein Matrose zu Beherrschung der Leidenschaften etwa noch
übrig haben mag. Eine Kleinigkeit hatte Veranlassung dazu gegeben, daß
ihrer so viel neben uns herum schwammen. Einer von den Officiers, welcher seine
Freude an einem Knaben von ohngefähr 6 Jahren hatte, der dicht am Schiff in
einem Canot war, wollte demselben vom hintern Verdeck herab, eine Schnur
Corallen zuwerfen; der Wurf gieng aber fehl und ins Wasser; nun besann sich
der Junge nicht lange, sondern plumpte hinter drein, tauchte und brachte die
Corallen wieder herauf. Um diese Geschicklichkeit zu belohnen, warfen wir
ihm mehrere zu, und das bewog eine Menge von Männern und Weibern, uns
ihre Fertigkeit im Wasser ebenfalls zu zeigen. Sie holten nicht nur einzelne
Corallen, davon wir mehrere auf einmal ins Wasser warfen, sondern auch
große Nägel wieder herauf, ohngeachtet diese, ihrer Schwere wegen, sehr schnell
in die Tiefe hinab funken. Manchmal blieben sie lange unter Wasser; was uns

Forster's Reise u. d. W. erster Th. C c

in den Jahren 1772 bis 1775.
nen ſehr hohen Grad von Wolluſt anzudeuten und muͤſſen im Ganzen allerdings1773.
Auguſt.

Einfluß auf die Nation haben. Die natuͤrlichſte Folge davon, die mir auch
ſogleich in die Augen fiel, beſtand darinn, daß das gemeine Volk, zu welchem
alle dieſe liederlichen Weibsbilder gehoͤren, durchgehends von kleiner Statur
war. Nur wenige einzelne Leute aus demſelben, waren von mehr als mitt-
lerer Groͤße; die uͤbrigen alle unter dieſem Maaße — ein Beweis, daß die Mey-
nung des Grafen Buͤffon, uͤber die fruͤhzeitige Vermiſchung beyder Geſchlech-
ter (S. deſſen Hiſt. naturelle) ſehr gegruͤndet iſt. Sie hatten unregelmaͤßige,
gemeine Geſichtszuͤge, aber ſchoͤne, große Augen, die durchgehends ſehr lebhaft
waren; naͤchſt dieſen erſetzte auch ein ungezwungnes Laͤcheln und ein beſtaͤndiges
Bemuͤhen zu gefallen, den Mangel der Schoͤnheit ſo vollkommen, daß unſre
Matroſen ganz von ihnen bezaubert wurden und auf die leichtſinnigſte Weiſe
von der Welt, Hemder und Kleider weggaben, um ſich dieſen neuen Maͤtreſſen ge-
faͤllig zu bezeigen. Die ungekuͤnſtelte Einfalt der Landes-Tracht, die einen wohl-
gebildeten Buſen nebſt ſchoͤnen Armen und Haͤnden unbedeckt ließ, mogte freylich
das ihrige beytragen, unſre Leute in Flammen zu ſetzen; und der Anblick ver-
ſchiedner ſolcher Nymphen, welche bald in dieſer, bald in jener verfuͤhre-
riſchen Poſitur behend um das Schiff her ſchwammen, ſo nackt als die Natur
ſie gebildet hatte, war allerdings mehr denn hinreichend, das bischen Vernunft
ganz zu blenden, das ein Matroſe zu Beherrſchung der Leidenſchaften etwa noch
uͤbrig haben mag. Eine Kleinigkeit hatte Veranlaſſung dazu gegeben, daß
ihrer ſo viel neben uns herum ſchwammen. Einer von den Officiers, welcher ſeine
Freude an einem Knaben von ohngefaͤhr 6 Jahren hatte, der dicht am Schiff in
einem Canot war, wollte demſelben vom hintern Verdeck herab, eine Schnur
Corallen zuwerfen; der Wurf gieng aber fehl und ins Waſſer; nun beſann ſich
der Junge nicht lange, ſondern plumpte hinter drein, tauchte und brachte die
Corallen wieder herauf. Um dieſe Geſchicklichkeit zu belohnen, warfen wir
ihm mehrere zu, und das bewog eine Menge von Maͤnnern und Weibern, uns
ihre Fertigkeit im Waſſer ebenfalls zu zeigen. Sie holten nicht nur einzelne
Corallen, davon wir mehrere auf einmal ins Waſſer warfen, ſondern auch
große Naͤgel wieder herauf, ohngeachtet dieſe, ihrer Schwere wegen, ſehr ſchnell
in die Tiefe hinab funken. Manchmal blieben ſie lange unter Waſſer; was uns

Forſter’s Reiſe u. d. W. erſter Th. C c
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[201/0254] in den Jahren 1772 bis 1775. nen ſehr hohen Grad von Wolluſt anzudeuten und muͤſſen im Ganzen allerdings Einfluß auf die Nation haben. Die natuͤrlichſte Folge davon, die mir auch ſogleich in die Augen fiel, beſtand darinn, daß das gemeine Volk, zu welchem alle dieſe liederlichen Weibsbilder gehoͤren, durchgehends von kleiner Statur war. Nur wenige einzelne Leute aus demſelben, waren von mehr als mitt- lerer Groͤße; die uͤbrigen alle unter dieſem Maaße — ein Beweis, daß die Mey- nung des Grafen Buͤffon, uͤber die fruͤhzeitige Vermiſchung beyder Geſchlech- ter (S. deſſen Hiſt. naturelle) ſehr gegruͤndet iſt. Sie hatten unregelmaͤßige, gemeine Geſichtszuͤge, aber ſchoͤne, große Augen, die durchgehends ſehr lebhaft waren; naͤchſt dieſen erſetzte auch ein ungezwungnes Laͤcheln und ein beſtaͤndiges Bemuͤhen zu gefallen, den Mangel der Schoͤnheit ſo vollkommen, daß unſre Matroſen ganz von ihnen bezaubert wurden und auf die leichtſinnigſte Weiſe von der Welt, Hemder und Kleider weggaben, um ſich dieſen neuen Maͤtreſſen ge- faͤllig zu bezeigen. Die ungekuͤnſtelte Einfalt der Landes-Tracht, die einen wohl- gebildeten Buſen nebſt ſchoͤnen Armen und Haͤnden unbedeckt ließ, mogte freylich das ihrige beytragen, unſre Leute in Flammen zu ſetzen; und der Anblick ver- ſchiedner ſolcher Nymphen, welche bald in dieſer, bald in jener verfuͤhre- riſchen Poſitur behend um das Schiff her ſchwammen, ſo nackt als die Natur ſie gebildet hatte, war allerdings mehr denn hinreichend, das bischen Vernunft ganz zu blenden, das ein Matroſe zu Beherrſchung der Leidenſchaften etwa noch uͤbrig haben mag. Eine Kleinigkeit hatte Veranlaſſung dazu gegeben, daß ihrer ſo viel neben uns herum ſchwammen. Einer von den Officiers, welcher ſeine Freude an einem Knaben von ohngefaͤhr 6 Jahren hatte, der dicht am Schiff in einem Canot war, wollte demſelben vom hintern Verdeck herab, eine Schnur Corallen zuwerfen; der Wurf gieng aber fehl und ins Waſſer; nun beſann ſich der Junge nicht lange, ſondern plumpte hinter drein, tauchte und brachte die Corallen wieder herauf. Um dieſe Geſchicklichkeit zu belohnen, warfen wir ihm mehrere zu, und das bewog eine Menge von Maͤnnern und Weibern, uns ihre Fertigkeit im Waſſer ebenfalls zu zeigen. Sie holten nicht nur einzelne Corallen, davon wir mehrere auf einmal ins Waſſer warfen, ſondern auch große Naͤgel wieder herauf, ohngeachtet dieſe, ihrer Schwere wegen, ſehr ſchnell in die Tiefe hinab funken. Manchmal blieben ſie lange unter Waſſer; was uns 1773. Auguſt. Forſter’s Reiſe u. d. W. erſter Th. C c

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/254>, abgerufen am 25.11.2024.