Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.Forster's Reise um die Welt 1773.Septem- ber.sicherte uns unser jetziger Gesellschafter, sie wären sämmtlich bewohnt, bis auf Adiha, welches nur dann und wann besucht würde. Uborruh sollte nach sei- nem Bericht ein Whennua oder hohes Land, alle übrigen hingegen Motuh, d. i. dergleichen flache Inseln seyn, die nur aus Coral-Rieffen bestehen. Diese Nachrichten waren aber für unsre Neugierde nichts weniger als Forſter’s Reiſe um die Welt 1773.Septem- ber.ſicherte uns unſer jetziger Geſellſchafter, ſie waͤren ſaͤmmtlich bewohnt, bis auf Adiha, welches nur dann und wann beſucht wuͤrde. Uborruh ſollte nach ſei- nem Bericht ein Whennua oder hohes Land, alle uͤbrigen hingegen Motuh, d. i. dergleichen flache Inſeln ſeyn, die nur aus Coral-Rieffen beſtehen. Dieſe Nachrichten waren aber fuͤr unſre Neugierde nichts weniger als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0355" n="300"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1773.<lb/> Septem-<lb/> ber.</note>ſicherte uns unſer jetziger Geſellſchafter, ſie waͤren ſaͤmmtlich bewohnt, bis auf<lb/><hi rendition="#fr"><placeName>Adiha</placeName>,</hi> welches nur dann und wann beſucht wuͤrde. <hi rendition="#fr"><placeName>Uborruh</placeName></hi> ſollte nach ſei-<lb/> nem Bericht ein <hi rendition="#fr"><placeName>Whennua</placeName></hi> oder hohes Land, alle uͤbrigen hingegen <hi rendition="#fr"><placeName>Motuh</placeName>,</hi><lb/> d. i. dergleichen flache Inſeln ſeyn, die nur aus Coral-Rieffen beſtehen.</p><lb/> <p>Dieſe Nachrichten waren aber fuͤr unſre Neugierde nichts weniger als<lb/> befriedigend. Wir wandten uns alſo, naͤherer Auskunft wegen, an <hi rendition="#fr"><persName>Orea</persName>,</hi><lb/> der am folgenden Morgen, nebſt ſeinem Sohn <persName><hi rendition="#fr">Teha</hi><hi rendition="#aq">ï</hi><hi rendition="#fr">ura</hi></persName> und verſchiednen<lb/> andern Befehlshabern, an Bord kam. Die Ausſage dieſer Leute ſtimmte<lb/> mit dem Bericht unſers geſtrigen Fuͤhrers, nur zum Theil uͤberein; denn<lb/> von allen neun Inſeln, deren jener gedacht hatte, nannten ſie uns nicht mehr<lb/> als die erſte, zweyte, ſiebente und neunte; behaupteten auch, die zweyte ſey<lb/> allerdings bewohnt. Dagegen ſprachen ſie noch von <hi rendition="#fr"><placeName>Worio</placeName></hi> oder <hi rendition="#fr"><placeName>Woriea</placeName>,</hi><lb/> einer großen <hi rendition="#fr">Inſel,</hi> imgleichen von einer andern, <hi rendition="#fr"><placeName>Orimatarra</placeName></hi> genannt, die<lb/> beyde beſtaͤndig bewohnt waͤren; <hi rendition="#fr">wo</hi> aber dieſe Inſeln eigentlich liegen ſollten,<lb/> und <hi rendition="#fr">wie weit</hi> von hier, darinn waren ſie gar nicht einig. Auch war von allen<lb/> denen, die wir darum befragten, keiner ſelbſt da geweſen. So unbeſtimmt<lb/> indeſſen dieſe Berichte lauten; ſo laͤßt ſich aus denſelben doch abnehmen, daß<lb/> die Schifffahrt dieſer Voͤlker vordem ziemlich ausgebreitet geweſen ſeyn muͤſſe,<lb/> wenn ſie es gleich jetzt nicht mehr ſeyn mag. Der bekannte <hi rendition="#fr"><persName>Tupaia</persName>,</hi> der ſich<lb/> ehemals, von <hi rendition="#fr"><placeName>Tahiti</placeName></hi> aus, auf der <hi rendition="#fr">Endeavour</hi> einſchiffte, hatte eine ungleich<lb/> groͤßere Anzahl von Inſeln nahmhaft gemacht, und ſolche, ihrer Groͤße und Lage<lb/> nach, auf eine Charte gezeichnet, von welcher mir der Lieutenant <hi rendition="#fr"><persName>Pickersgill</persName></hi><lb/> eine Copey mitgetheilt hat. Dieſe ſchien in gewiſſer Abſicht glaubwuͤrdig genug<lb/> zu ſeyn, denn wir fanden alle vorerwaͤhnte Namen, nur allein <hi rendition="#fr"><placeName>Uborruh</placeName></hi> und<lb/><placeName><hi rendition="#fr">Tubua</hi><hi rendition="#aq">ï</hi></placeName> nicht, auf derſelben anzeigt; dagegen konnten die Groͤßen und Lagen<lb/> der Inſeln unmoͤglich richtig angegeben ſeyn, weil wir ſonſt auf unſrer<lb/> nachmaligen Fahrt, ſchlechterdings mehrere derſelben haͤtten beruͤhren muͤſ-<lb/> ſen, welches gleichwohl nicht geſchahe. Es iſt daher ſehr wahrſcheinlich,<lb/> daß <hi rendition="#fr"><persName>Tupaia</persName>,</hi> um ſich das Anſehn einer groͤßern Einſicht und Wiſſen-<lb/> ſchaft zu geben, dieſe Charte der <placeName>Suͤd-See</placeName> blos aus der Fantaſie entworfen<lb/> und vielleicht manche Namen erdichtet habe, denn er hatte deren mehr als funf-<lb/> zig angezeigt.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [300/0355]
Forſter’s Reiſe um die Welt
ſicherte uns unſer jetziger Geſellſchafter, ſie waͤren ſaͤmmtlich bewohnt, bis auf
Adiha, welches nur dann und wann beſucht wuͤrde. Uborruh ſollte nach ſei-
nem Bericht ein Whennua oder hohes Land, alle uͤbrigen hingegen Motuh,
d. i. dergleichen flache Inſeln ſeyn, die nur aus Coral-Rieffen beſtehen.
1773.
Septem-
ber.
Dieſe Nachrichten waren aber fuͤr unſre Neugierde nichts weniger als
befriedigend. Wir wandten uns alſo, naͤherer Auskunft wegen, an Orea,
der am folgenden Morgen, nebſt ſeinem Sohn Tehaïura und verſchiednen
andern Befehlshabern, an Bord kam. Die Ausſage dieſer Leute ſtimmte
mit dem Bericht unſers geſtrigen Fuͤhrers, nur zum Theil uͤberein; denn
von allen neun Inſeln, deren jener gedacht hatte, nannten ſie uns nicht mehr
als die erſte, zweyte, ſiebente und neunte; behaupteten auch, die zweyte ſey
allerdings bewohnt. Dagegen ſprachen ſie noch von Worio oder Woriea,
einer großen Inſel, imgleichen von einer andern, Orimatarra genannt, die
beyde beſtaͤndig bewohnt waͤren; wo aber dieſe Inſeln eigentlich liegen ſollten,
und wie weit von hier, darinn waren ſie gar nicht einig. Auch war von allen
denen, die wir darum befragten, keiner ſelbſt da geweſen. So unbeſtimmt
indeſſen dieſe Berichte lauten; ſo laͤßt ſich aus denſelben doch abnehmen, daß
die Schifffahrt dieſer Voͤlker vordem ziemlich ausgebreitet geweſen ſeyn muͤſſe,
wenn ſie es gleich jetzt nicht mehr ſeyn mag. Der bekannte Tupaia, der ſich
ehemals, von Tahiti aus, auf der Endeavour einſchiffte, hatte eine ungleich
groͤßere Anzahl von Inſeln nahmhaft gemacht, und ſolche, ihrer Groͤße und Lage
nach, auf eine Charte gezeichnet, von welcher mir der Lieutenant Pickersgill
eine Copey mitgetheilt hat. Dieſe ſchien in gewiſſer Abſicht glaubwuͤrdig genug
zu ſeyn, denn wir fanden alle vorerwaͤhnte Namen, nur allein Uborruh und
Tubuaï nicht, auf derſelben anzeigt; dagegen konnten die Groͤßen und Lagen
der Inſeln unmoͤglich richtig angegeben ſeyn, weil wir ſonſt auf unſrer
nachmaligen Fahrt, ſchlechterdings mehrere derſelben haͤtten beruͤhren muͤſ-
ſen, welches gleichwohl nicht geſchahe. Es iſt daher ſehr wahrſcheinlich,
daß Tupaia, um ſich das Anſehn einer groͤßern Einſicht und Wiſſen-
ſchaft zu geben, dieſe Charte der Suͤd-See blos aus der Fantaſie entworfen
und vielleicht manche Namen erdichtet habe, denn er hatte deren mehr als funf-
zig angezeigt.
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