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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
anzumahlen, ist also nicht blos auf die Damen eingeschränkt, welche das Glück1774.
März.

haben die Französischen Moden nachzuahmen. Die Weiber waren alle in Zeug
gekleidet, aber so sparsam, daß es in Vergleichung mit den vollständigen und
verschwenderischen Trachten, die in Tahiti Mode waren, hier ungleich seltner
zu seyn schien. Männer und Weiber hatten hagere Gesichtsbildungen, doch
war nichts wildes in ihren Zügen; dagegen hatte die brennende Sonnenhitze,
für welche man in diesem kahlen Lande fast nirgends Schatten findet, bey verschie-
denen eine wiedernatürliche Verzerrung des Gesichts zuwege gebracht, indem die
Augenbraunen zusammen und die Muskeln vom Untertheil des Gesichts gegen
die Augen heraufgezogen waren. Die Nasen sind nicht breit, zwischen den Au-
gen aber ziemlich flach. Die Lippenstark, aber nicht so dick als bey den Negern.
Das Haar ist schwarz und kräuselt sich, aber durchgehends verschnitten, und nie
über drey Zoll lang. Ihre Augen sind schwarzbraun und klein; und das Weiße
derselben ist nicht so helle als bey den andern Völkern der Südsee; daß sie lange
Ohren, und in den Ohrläppchen ungewöhnlich große Löcher haben, ist bereits
erwähnt. Um letztere so groß zu machen, bedienten sie sich eines Blattes von
Zuckerrohr, das aufgerollt hindurch gesteckt war, und vermöge seiner eigenthüm-
lichen Elasticität den Einschnitt im Ohre beständig aufgespannt hielt. Die un-
erträgliche Sonnenhitze hat sie genöthigt auf allerhand Mittel zu denken, um den
Kopf dagegen zu schützen. In dieser Absicht trugen die Männer zum Theil ei-
nen zwey Zoll dicken Ring von stark und künstlich geflochtnen Grase um den Kopf,
der rund umher mit einer Menge langer schwarzer Federn vom Halse des Fregat-
tenvogels besteckt war. Andre hatten große buschichte Mützen von braunen Me-
wen-Federn, die fast eben so dick waren, als die großen Doctor-Perücken des vo-
rigen Jahrhunderts. Noch andre hatten einen bloßen hölzernen Reif auf dem
Kopfe, in welchem eine große Anzahl langer weißer Federn von der Soland-Gans
befestigt waren, die bey dem geringsten Lüftchen hin und her schwankten, und auf
die Art den Kopf nicht nur vor der Sonne schützten, sondern zugleich kühl erhiel-
ten. Die Frauenspersonen trugen einen weiten Hut von artigen Mattenwerk.
Vorn war er spitz; die Vertiefung für den Kopf aber, war nicht wie bey unserm
Hute rund und oben platt, sondern längligt, und von beyden Seiten, nach oben
hin, schräg zusammen laufend, und hinten fielen zwey einzelne Krempen herab,

Forster's Reise u. d. W. erster Th. H h h

in den Jahren 1772 bis 1775.
anzumahlen, iſt alſo nicht blos auf die Damen eingeſchraͤnkt, welche das Gluͤck1774.
Maͤrz.

haben die Franzoͤſiſchen Moden nachzuahmen. Die Weiber waren alle in Zeug
gekleidet, aber ſo ſparſam, daß es in Vergleichung mit den vollſtaͤndigen und
verſchwenderiſchen Trachten, die in Tahiti Mode waren, hier ungleich ſeltner
zu ſeyn ſchien. Maͤnner und Weiber hatten hagere Geſichtsbildungen, doch
war nichts wildes in ihren Zuͤgen; dagegen hatte die brennende Sonnenhitze,
fuͤr welche man in dieſem kahlen Lande faſt nirgends Schatten findet, bey verſchie-
denen eine wiedernatuͤrliche Verzerrung des Geſichts zuwege gebracht, indem die
Augenbraunen zuſammen und die Muskeln vom Untertheil des Geſichts gegen
die Augen heraufgezogen waren. Die Naſen ſind nicht breit, zwiſchen den Au-
gen aber ziemlich flach. Die Lippenſtark, aber nicht ſo dick als bey den Negern.
Das Haar iſt ſchwarz und kraͤuſelt ſich, aber durchgehends verſchnitten, und nie
uͤber drey Zoll lang. Ihre Augen ſind ſchwarzbraun und klein; und das Weiße
derſelben iſt nicht ſo helle als bey den andern Voͤlkern der Suͤdſee; daß ſie lange
Ohren, und in den Ohrlaͤppchen ungewoͤhnlich große Loͤcher haben, iſt bereits
erwaͤhnt. Um letztere ſo groß zu machen, bedienten ſie ſich eines Blattes von
Zuckerrohr, das aufgerollt hindurch geſteckt war, und vermoͤge ſeiner eigenthuͤm-
lichen Elaſticitaͤt den Einſchnitt im Ohre beſtaͤndig aufgeſpannt hielt. Die un-
ertraͤgliche Sonnenhitze hat ſie genoͤthigt auf allerhand Mittel zu denken, um den
Kopf dagegen zu ſchuͤtzen. In dieſer Abſicht trugen die Maͤnner zum Theil ei-
nen zwey Zoll dicken Ring von ſtark und kuͤnſtlich geflochtnen Graſe um den Kopf,
der rund umher mit einer Menge langer ſchwarzer Federn vom Halſe des Fregat-
tenvogels beſteckt war. Andre hatten große buſchichte Muͤtzen von braunen Me-
wen-Federn, die faſt eben ſo dick waren, als die großen Doctor-Peruͤcken des vo-
rigen Jahrhunderts. Noch andre hatten einen bloßen hoͤlzernen Reif auf dem
Kopfe, in welchem eine große Anzahl langer weißer Federn von der Soland-Gans
befeſtigt waren, die bey dem geringſten Luͤftchen hin und her ſchwankten, und auf
die Art den Kopf nicht nur vor der Sonne ſchuͤtzten, ſondern zugleich kuͤhl erhiel-
ten. Die Frauensperſonen trugen einen weiten Hut von artigen Mattenwerk.
Vorn war er ſpitz; die Vertiefung fuͤr den Kopf aber, war nicht wie bey unſerm
Hute rund und oben platt, ſondern laͤngligt, und von beyden Seiten, nach oben
hin, ſchraͤg zuſammen laufend, und hinten fielen zwey einzelne Krempen herab,

Forſter’s Reiſe u. d. W. erſter Th. H h h
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[425/0484] in den Jahren 1772 bis 1775. anzumahlen, iſt alſo nicht blos auf die Damen eingeſchraͤnkt, welche das Gluͤck haben die Franzoͤſiſchen Moden nachzuahmen. Die Weiber waren alle in Zeug gekleidet, aber ſo ſparſam, daß es in Vergleichung mit den vollſtaͤndigen und verſchwenderiſchen Trachten, die in Tahiti Mode waren, hier ungleich ſeltner zu ſeyn ſchien. Maͤnner und Weiber hatten hagere Geſichtsbildungen, doch war nichts wildes in ihren Zuͤgen; dagegen hatte die brennende Sonnenhitze, fuͤr welche man in dieſem kahlen Lande faſt nirgends Schatten findet, bey verſchie- denen eine wiedernatuͤrliche Verzerrung des Geſichts zuwege gebracht, indem die Augenbraunen zuſammen und die Muskeln vom Untertheil des Geſichts gegen die Augen heraufgezogen waren. Die Naſen ſind nicht breit, zwiſchen den Au- gen aber ziemlich flach. Die Lippenſtark, aber nicht ſo dick als bey den Negern. Das Haar iſt ſchwarz und kraͤuſelt ſich, aber durchgehends verſchnitten, und nie uͤber drey Zoll lang. Ihre Augen ſind ſchwarzbraun und klein; und das Weiße derſelben iſt nicht ſo helle als bey den andern Voͤlkern der Suͤdſee; daß ſie lange Ohren, und in den Ohrlaͤppchen ungewoͤhnlich große Loͤcher haben, iſt bereits erwaͤhnt. Um letztere ſo groß zu machen, bedienten ſie ſich eines Blattes von Zuckerrohr, das aufgerollt hindurch geſteckt war, und vermoͤge ſeiner eigenthuͤm- lichen Elaſticitaͤt den Einſchnitt im Ohre beſtaͤndig aufgeſpannt hielt. Die un- ertraͤgliche Sonnenhitze hat ſie genoͤthigt auf allerhand Mittel zu denken, um den Kopf dagegen zu ſchuͤtzen. In dieſer Abſicht trugen die Maͤnner zum Theil ei- nen zwey Zoll dicken Ring von ſtark und kuͤnſtlich geflochtnen Graſe um den Kopf, der rund umher mit einer Menge langer ſchwarzer Federn vom Halſe des Fregat- tenvogels beſteckt war. Andre hatten große buſchichte Muͤtzen von braunen Me- wen-Federn, die faſt eben ſo dick waren, als die großen Doctor-Peruͤcken des vo- rigen Jahrhunderts. Noch andre hatten einen bloßen hoͤlzernen Reif auf dem Kopfe, in welchem eine große Anzahl langer weißer Federn von der Soland-Gans befeſtigt waren, die bey dem geringſten Luͤftchen hin und her ſchwankten, und auf die Art den Kopf nicht nur vor der Sonne ſchuͤtzten, ſondern zugleich kuͤhl erhiel- ten. Die Frauensperſonen trugen einen weiten Hut von artigen Mattenwerk. Vorn war er ſpitz; die Vertiefung fuͤr den Kopf aber, war nicht wie bey unſerm Hute rund und oben platt, ſondern laͤngligt, und von beyden Seiten, nach oben hin, ſchraͤg zuſammen laufend, und hinten fielen zwey einzelne Krempen herab, 1774. Maͤrz. Forſter’s Reiſe u. d. W. erſter Th. H h h

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/484>, abgerufen am 22.11.2024.