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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
genstand intereßant werden und mit unuenbaren Empfindungen uns beglücken kann.1774.
August.

Dergleichen Augenblicke sind es, wo die bloße Ansicht eines frisch umpflügten
Ackers uns entzückt, wo wir uns über das sanfte Grün der Wiesen, über die
verschiedenen Schattirungen des Laubes, die unsägliche Menge der Blätter
und über ihre Mannigfaltigkeit an Größe und Form, so herzlich, so innig
freuen können. Diese mannigfaltige Schönheit der Natur lag in ihrem
ganzen Reichthum vor mir ausgebreitet. Die verschiedne Stellung der
Bäume gegen das Licht gab der Landschaft das herrlichste Colorit. Hier
glänzte das Laub des Waides im goldnen Strahl der Sonne, indeß dort
eine Masse von Schatten, das geblendete Auge wohlthätig erquickte. Der
Rauch, der in bläulichen Kreisen zwischen den Bäumen aufstieg, erinnerte
mich an die sanften Freuden des häuslichen Lebens; der Anblick großer Pi-
sang-Wälder, deren goldne, traubenförmige Früchte hier ein passendes Sinn-
bild des Friedens und Ueberflusses waren, erfüllte mich natürlicherweise
mit dem herzerhebenden Gedanken an Freundschaft und Volksglückseligkeit, und
das Lied des arbeitenden Ackersmanns, welches in diesem Augenblick er-
tönte, vollendete dies Gemählde gleichsam bis auf den letzten Pinselstrich! -- Ge-
gen Westen zeigte sich die Landschaft nicht minder schön. Die fruchtbare Ebene
war daselbst von einer Menge reicher Hügel begränzt, wo Waldungen und Obst-
Gärten mit einander abwechselten. Ueber diesen ragte eine Reihe von Bergen
hervor, die den Gebürgen auf den Societäts-Inseln an Höhe gleich zu kommen,
jedoch nicht so jäh und rauh zu seyn schienen. Selbst das einsame Plätzchen, aus
welchem ich diese Gegend betrachtete, hatte die Natur nicht ungeschmückt gelas-
sen. Es war eine Gruppe der schönsten Bäume, an deren Stämmen sich man-
cherley wohlriechend blühende Schlingpflanzen und Glockenwinden hinauf rank-
ten. Das Erdreich war außerordentlich fett, und dem Wachsthum der Pflan-
zen so günstig, daß verschiedene Palmen, die vom Winde umgeworfen wor-
den *), ihre Gipfel fast durchgehends von der Erde wieder in die Höhe gerichtet,

*) Man darf sich deshalb nicht einbilden, daß es zu Tanna viel stürmisches Wetter geben müsse;
keinesweges, die Schuld liegt vielmehr, theils an den Wurzeln der Cocos-Paimen, die
sehr kurz sind und gleichsam nur aus einer Menge von Fasern bestehen, theils an dem
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in den Jahren 1772 bis 1775.
genſtand intereßant werden und mit unuenbaren Empfindungen uns begluͤcken kann.1774.
Auguſt.

Dergleichen Augenblicke ſind es, wo die bloße Anſicht eines friſch umpfluͤgten
Ackers uns entzuͤckt, wo wir uns uͤber das ſanfte Gruͤn der Wieſen, uͤber die
verſchiedenen Schattirungen des Laubes, die unſaͤgliche Menge der Blaͤtter
und uͤber ihre Mannigfaltigkeit an Groͤße und Form, ſo herzlich, ſo innig
freuen koͤnnen. Dieſe mannigfaltige Schoͤnheit der Natur lag in ihrem
ganzen Reichthum vor mir ausgebreitet. Die verſchiedne Stellung der
Baͤume gegen das Licht gab der Landſchaft das herrlichſte Colorit. Hier
glaͤnzte das Laub des Waides im goldnen Strahl der Sonne, indeß dort
eine Maſſe von Schatten, das geblendete Auge wohlthaͤtig erquickte. Der
Rauch, der in blaͤulichen Kreiſen zwiſchen den Baͤumen aufſtieg, erinnerte
mich an die ſanften Freuden des haͤuslichen Lebens; der Anblick großer Pi-
ſang-Waͤlder, deren goldne, traubenfoͤrmige Fruͤchte hier ein paſſendes Sinn-
bild des Friedens und Ueberfluſſes waren, erfuͤllte mich natuͤrlicherweiſe
mit dem herzerhebenden Gedanken an Freundſchaft und Volksgluͤckſeligkeit, und
das Lied des arbeitenden Ackersmanns, welches in dieſem Augenblick er-
toͤnte, vollendete dies Gemaͤhlde gleichſam bis auf den letzten Pinſelſtrich! — Ge-
gen Weſten zeigte ſich die Landſchaft nicht minder ſchoͤn. Die fruchtbare Ebene
war daſelbſt von einer Menge reicher Huͤgel begraͤnzt, wo Waldungen und Obſt-
Gaͤrten mit einander abwechſelten. Ueber dieſen ragte eine Reihe von Bergen
hervor, die den Gebuͤrgen auf den Societaͤts-Inſeln an Hoͤhe gleich zu kommen,
jedoch nicht ſo jaͤh und rauh zu ſeyn ſchienen. Selbſt das einſame Plaͤtzchen, aus
welchem ich dieſe Gegend betrachtete, hatte die Natur nicht ungeſchmuͤckt gelaſ-
ſen. Es war eine Gruppe der ſchoͤnſten Baͤume, an deren Staͤmmen ſich man-
cherley wohlriechend bluͤhende Schlingpflanzen und Glockenwinden hinauf rank-
ten. Das Erdreich war außerordentlich fett, und dem Wachsthum der Pflan-
zen ſo guͤnſtig, daß verſchiedene Palmen, die vom Winde umgeworfen wor-
den *), ihre Gipfel faſt durchgehends von der Erde wieder in die Hoͤhe gerichtet,

*) Man darf ſich deshalb nicht einbilden, daß es zu Tanna viel ſtuͤrmiſches Wetter geben muͤſſe;
keinesweges, die Schuld liegt vielmehr, theils an den Wurzeln der Cocos-Paimen, die
ſehr kurz ſind und gleichſam nur aus einer Menge von Faſern beſtehen, theils an dem
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[275/0289] in den Jahren 1772 bis 1775. genſtand intereßant werden und mit unuenbaren Empfindungen uns begluͤcken kann. Dergleichen Augenblicke ſind es, wo die bloße Anſicht eines friſch umpfluͤgten Ackers uns entzuͤckt, wo wir uns uͤber das ſanfte Gruͤn der Wieſen, uͤber die verſchiedenen Schattirungen des Laubes, die unſaͤgliche Menge der Blaͤtter und uͤber ihre Mannigfaltigkeit an Groͤße und Form, ſo herzlich, ſo innig freuen koͤnnen. Dieſe mannigfaltige Schoͤnheit der Natur lag in ihrem ganzen Reichthum vor mir ausgebreitet. Die verſchiedne Stellung der Baͤume gegen das Licht gab der Landſchaft das herrlichſte Colorit. Hier glaͤnzte das Laub des Waides im goldnen Strahl der Sonne, indeß dort eine Maſſe von Schatten, das geblendete Auge wohlthaͤtig erquickte. Der Rauch, der in blaͤulichen Kreiſen zwiſchen den Baͤumen aufſtieg, erinnerte mich an die ſanften Freuden des haͤuslichen Lebens; der Anblick großer Pi- ſang-Waͤlder, deren goldne, traubenfoͤrmige Fruͤchte hier ein paſſendes Sinn- bild des Friedens und Ueberfluſſes waren, erfuͤllte mich natuͤrlicherweiſe mit dem herzerhebenden Gedanken an Freundſchaft und Volksgluͤckſeligkeit, und das Lied des arbeitenden Ackersmanns, welches in dieſem Augenblick er- toͤnte, vollendete dies Gemaͤhlde gleichſam bis auf den letzten Pinſelſtrich! — Ge- gen Weſten zeigte ſich die Landſchaft nicht minder ſchoͤn. Die fruchtbare Ebene war daſelbſt von einer Menge reicher Huͤgel begraͤnzt, wo Waldungen und Obſt- Gaͤrten mit einander abwechſelten. Ueber dieſen ragte eine Reihe von Bergen hervor, die den Gebuͤrgen auf den Societaͤts-Inſeln an Hoͤhe gleich zu kommen, jedoch nicht ſo jaͤh und rauh zu ſeyn ſchienen. Selbſt das einſame Plaͤtzchen, aus welchem ich dieſe Gegend betrachtete, hatte die Natur nicht ungeſchmuͤckt gelaſ- ſen. Es war eine Gruppe der ſchoͤnſten Baͤume, an deren Staͤmmen ſich man- cherley wohlriechend bluͤhende Schlingpflanzen und Glockenwinden hinauf rank- ten. Das Erdreich war außerordentlich fett, und dem Wachsthum der Pflan- zen ſo guͤnſtig, daß verſchiedene Palmen, die vom Winde umgeworfen wor- den *), ihre Gipfel faſt durchgehends von der Erde wieder in die Hoͤhe gerichtet, 1774. Auguſt. *) Man darf ſich deshalb nicht einbilden, daß es zu Tanna viel ſtuͤrmiſches Wetter geben muͤſſe; keinesweges, die Schuld liegt vielmehr, theils an den Wurzeln der Cocos-Paimen, die ſehr kurz ſind und gleichſam nur aus einer Menge von Faſern beſtehen, theils an dem M m 2

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/289>, abgerufen am 22.11.2024.