Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. keinen Preiß weggeben wollte. Da sie aus den kostbarsten Producten, wel-1774.April. che das Land und die See liefern, bestehen, auch mit großem Fleiß und vieler Kunst verfertigt sind; so ist es ganz natürlich, daß sie einen sehr hohen Werth darauf setzen mußten. Gleichwohl wurden nicht weniger, als zehn solcher Trauer- kleider, von unterschiednen Leuten an Bord, aufgekauft und nach Europa gebracht. Capitain Cook hat dem brittischen Musäum eines geschenkt, mein Vater aber die Ehre gehabt, ein ähnliches an die Universität Oxford zu überreichen, wo es in dem Aschmolischen Musäo niedergelegt ist. Der Obertheil dieses sonderba- ren Anzuges besteht aus einem flachen dünnen Brett, das, in Gestalt eines hal- ben Mondes, 2 Fus lang und 4 bis 5 Zoll breit ist. Auf selbigem sind vier bis fünf ausgesuchte Perlenmutter-Schaalen, durch die in den Rand derselben und auch ins Holz gebohrten Löcher, mit Cocos-Fasern fest gebunden. Eine größere Muschel von vorgedachter Art, mit blaugrünen Taubenfedern eingefaßt, befin- det sich an den beyden äußersten Enden des Brettes, die vorbeschriebenermaßen, wie die Hörner des halben Mondes, aufwärts gerichtet sind. Mitten auf dem Brette sind zwo große Muscheln, die einen Zirkel von ohngefähr 6 Zoll im Durchschnitt ausmachen, befestiget; und über diese ragt ein großes Stück Perlen- mutter-Schaale hervor, das gemeiniglich noch seine äußere purpurfarbne Beklei- dung zu haben pflegt. Es ist von länglichter Gestalt, etwa 9 bis 10 Zoll hoch, oberhalb breiter als unten, und, rings umher, mit einem strahlen-ähnlichen Zirkel von weißen Federn, aus dem Schwanze des tropischen Vogels, umgeben. Vom unteren Rande jenes halbzirkelförmigen Brettes, hängt eine Art von Schürze herab. Diese besteht aus zehn bis funfzehn parallel herunterlaufen- den Reihen kleiner Perlenmutter-Stückchen, deren jedes ohngefähr 1 1/2 Zoll lang, an beyden Enden durchbohrt und, vermittelst Cocosfasern, an das zunächst darauf folgende festgebunden ist. Diese Schnüre sind zwar sämmtlich von gleicher Länge, weil aber die äußersten, wegen der zirkelförmigen Gestalt des Brettes, höher hängen als die mittleren; so reichen sie nicht so weit herab als diese, und folg- lich wird die Schürze unten schmäler als oben. An das Schluß-Ende einer jeden solchen Schnur ist noch ein Faden mit aufgereiheten Schneckendeckeln, zu- weilen auch mit europäischen Glas-Corallen, angeknüpft, und von den bey- den obersten Enden des Brettes, fällt, auf jeder Seite der Schürze, ein langer in den Jahren 1772 bis 1775. keinen Preiß weggeben wollte. Da ſie aus den koſtbarſten Producten, wel-1774.April. che das Land und die See liefern, beſtehen, auch mit großem Fleiß und vieler Kunſt verfertigt ſind; ſo iſt es ganz natuͤrlich, daß ſie einen ſehr hohen Werth darauf ſetzen mußten. Gleichwohl wurden nicht weniger, als zehn ſolcher Trauer- kleider, von unterſchiednen Leuten an Bord, aufgekauft und nach Europa gebracht. Capitain Cook hat dem brittiſchen Muſaͤum eines geſchenkt, mein Vater aber die Ehre gehabt, ein aͤhnliches an die Univerſitaͤt Oxford zu uͤberreichen, wo es in dem Aſchmoliſchen Muſaͤo niedergelegt iſt. Der Obertheil dieſes ſonderba- ren Anzuges beſteht aus einem flachen duͤnnen Brett, das, in Geſtalt eines hal- ben Mondes, 2 Fus lang und 4 bis 5 Zoll breit iſt. Auf ſelbigem ſind vier bis fuͤnf ausgeſuchte Perlenmutter-Schaalen, durch die in den Rand derſelben und auch ins Holz gebohrten Loͤcher, mit Cocos-Faſern feſt gebunden. Eine groͤßere Muſchel von vorgedachter Art, mit blaugruͤnen Taubenfedern eingefaßt, befin- det ſich an den beyden aͤußerſten Enden des Brettes, die vorbeſchriebenermaßen, wie die Hoͤrner des halben Mondes, aufwaͤrts gerichtet ſind. Mitten auf dem Brette ſind zwo große Muſcheln, die einen Zirkel von ohngefaͤhr 6 Zoll im Durchſchnitt ausmachen, befeſtiget; und uͤber dieſe ragt ein großes Stuͤck Perlen- mutter-Schaale hervor, das gemeiniglich noch ſeine aͤußere purpurfarbne Beklei- dung zu haben pflegt. Es iſt von laͤnglichter Geſtalt, etwa 9 bis 10 Zoll hoch, oberhalb breiter als unten, und, rings umher, mit einem ſtrahlen-aͤhnlichen Zirkel von weißen Federn, aus dem Schwanze des tropiſchen Vogels, umgeben. Vom unteren Rande jenes halbzirkelfoͤrmigen Brettes, haͤngt eine Art von Schuͤrze herab. Dieſe beſteht aus zehn bis funfzehn parallel herunterlaufen- den Reihen kleiner Perlenmutter-Stuͤckchen, deren jedes ohngefaͤhr 1 ½ Zoll lang, an beyden Enden durchbohrt und, vermittelſt Cocosfaſern, an das zunaͤchſt darauf folgende feſtgebunden iſt. Dieſe Schnuͤre ſind zwar ſaͤmmtlich von gleicher Laͤnge, weil aber die aͤußerſten, wegen der zirkelfoͤrmigen Geſtalt des Brettes, hoͤher haͤngen als die mittleren; ſo reichen ſie nicht ſo weit herab als dieſe, und folg- lich wird die Schuͤrze unten ſchmaͤler als oben. An das Schluß-Ende einer jeden ſolchen Schnur iſt noch ein Faden mit aufgereiheten Schneckendeckeln, zu- weilen auch mit europaͤiſchen Glas-Corallen, angeknuͤpft, und von den bey- den oberſten Enden des Brettes, faͤllt, auf jeder Seite der Schuͤrze, ein langer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0067" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/> keinen Preiß weggeben wollte. 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keinen Preiß weggeben wollte. Da ſie aus den koſtbarſten Producten, wel-
che das Land und die See liefern, beſtehen, auch mit großem Fleiß und vieler
Kunſt verfertigt ſind; ſo iſt es ganz natuͤrlich, daß ſie einen ſehr hohen Werth
darauf ſetzen mußten. Gleichwohl wurden nicht weniger, als zehn ſolcher Trauer-
kleider, von unterſchiednen Leuten an Bord, aufgekauft und nach Europa gebracht.
Capitain Cook hat dem brittiſchen Muſaͤum eines geſchenkt, mein Vater aber
die Ehre gehabt, ein aͤhnliches an die Univerſitaͤt Oxford zu uͤberreichen, wo es
in dem Aſchmoliſchen Muſaͤo niedergelegt iſt. Der Obertheil dieſes ſonderba-
ren Anzuges beſteht aus einem flachen duͤnnen Brett, das, in Geſtalt eines hal-
ben Mondes, 2 Fus lang und 4 bis 5 Zoll breit iſt. Auf ſelbigem ſind vier bis
fuͤnf ausgeſuchte Perlenmutter-Schaalen, durch die in den Rand derſelben und
auch ins Holz gebohrten Loͤcher, mit Cocos-Faſern feſt gebunden. Eine groͤßere
Muſchel von vorgedachter Art, mit blaugruͤnen Taubenfedern eingefaßt, befin-
det ſich an den beyden aͤußerſten Enden des Brettes, die vorbeſchriebenermaßen,
wie die Hoͤrner des halben Mondes, aufwaͤrts gerichtet ſind. Mitten auf dem
Brette ſind zwo große Muſcheln, die einen Zirkel von ohngefaͤhr 6 Zoll im
Durchſchnitt ausmachen, befeſtiget; und uͤber dieſe ragt ein großes Stuͤck Perlen-
mutter-Schaale hervor, das gemeiniglich noch ſeine aͤußere purpurfarbne Beklei-
dung zu haben pflegt. Es iſt von laͤnglichter Geſtalt, etwa 9 bis 10 Zoll hoch,
oberhalb breiter als unten, und, rings umher, mit einem ſtrahlen-aͤhnlichen
Zirkel von weißen Federn, aus dem Schwanze des tropiſchen Vogels, umgeben.
Vom unteren Rande jenes halbzirkelfoͤrmigen Brettes, haͤngt eine Art von
Schuͤrze herab. Dieſe beſteht aus zehn bis funfzehn parallel herunterlaufen-
den Reihen kleiner Perlenmutter-Stuͤckchen, deren jedes ohngefaͤhr 1 ½ Zoll lang,
an beyden Enden durchbohrt und, vermittelſt Cocosfaſern, an das zunaͤchſt darauf
folgende feſtgebunden iſt. Dieſe Schnuͤre ſind zwar ſaͤmmtlich von gleicher Laͤnge,
weil aber die aͤußerſten, wegen der zirkelfoͤrmigen Geſtalt des Brettes, hoͤher
haͤngen als die mittleren; ſo reichen ſie nicht ſo weit herab als dieſe, und folg-
lich wird die Schuͤrze unten ſchmaͤler als oben. An das Schluß-Ende einer
jeden ſolchen Schnur iſt noch ein Faden mit aufgereiheten Schneckendeckeln, zu-
weilen auch mit europaͤiſchen Glas-Corallen, angeknuͤpft, und von den bey-
den oberſten Enden des Brettes, faͤllt, auf jeder Seite der Schuͤrze, ein langer
1774.
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