Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

mich mit an. Als ginge es Sie mit an? unterbrach sie Fernando, ihre Worte falsch deutend; Luise -- Sie stand auf und wandte sich zu Julius, der mit dem Mönch auf sie zutrat. Guten Abend, lieber Vater! rief sie dem Letztren zu. Dieser blieb einen Augenblick in sich versunken, dann sagte er mit bewegter Stimme: der Herr segne und behüte Euch! und schlug einen andren Weg zum Kloster ein.

Was war das, rief Fernando! seltsam! wie sich heute alles in mir verwirrt! --

Sie traten Alle jetzt den Rückweg zum Schlosse an, und trennten sich dann alle drei in eignen Vorstellungen befangen.

Luise warf sich geängstet in ihrem Bett hin und her, ohne einen Augenblick Ruhe zu finden. Die Scheu gegen Fernando, und das Mißtrauen, das ihr früher sein Lächeln eingeflößt, kämpften peinlich mit Wohlwollen und Bewundrung. Umsonst suchte sie ihre gestrige Stimmung hervorzurufen, umsonst blieb sie bei jeder zweideutigen Aeußrung stehn, umsonst drängte sie sein Bild von sich weg, es rang sich tief aus der gepreßten Brust herauf, und riß sie in einen Wirbel widersprechender Gefühle fort. Die Nacht dehnte sich in ewig langen Stunden hin, in denen der unsichre Blick, durch nichts Aeußres angezogen, hin und her

mich mit an. Als ginge es Sie mit an? unterbrach sie Fernando, ihre Worte falsch deutend; Luise — Sie stand auf und wandte sich zu Julius, der mit dem Mönch auf sie zutrat. Guten Abend, lieber Vater! rief sie dem Letztren zu. Dieser blieb einen Augenblick in sich versunken, dann sagte er mit bewegter Stimme: der Herr segne und behüte Euch! und schlug einen andren Weg zum Kloster ein.

Was war das, rief Fernando! seltsam! wie sich heute alles in mir verwirrt! —

Sie traten Alle jetzt den Rückweg zum Schlosse an, und trennten sich dann alle drei in eignen Vorstellungen befangen.

Luise warf sich geängstet in ihrem Bett hin und her, ohne einen Augenblick Ruhe zu finden. Die Scheu gegen Fernando, und das Mißtrauen, das ihr früher sein Lächeln eingeflößt, kämpften peinlich mit Wohlwollen und Bewundrung. Umsonst suchte sie ihre gestrige Stimmung hervorzurufen, umsonst blieb sie bei jeder zweideutigen Aeußrung stehn, umsonst drängte sie sein Bild von sich weg, es rang sich tief aus der gepreßten Brust herauf, und riß sie in einen Wirbel widersprechender Gefühle fort. Die Nacht dehnte sich in ewig langen Stunden hin, in denen der unsichre Blick, durch nichts Aeußres angezogen, hin und her

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0115" n="107"/>
mich mit an. Als ginge es Sie mit an? unterbrach sie Fernando, ihre Worte falsch deutend; Luise &#x2014; Sie stand auf und wandte sich zu Julius, der mit dem Mönch auf sie zutrat. Guten Abend, lieber Vater! rief sie dem Letztren zu. Dieser blieb einen Augenblick in sich versunken, dann sagte er mit bewegter Stimme: der Herr segne und behüte Euch! und schlug einen andren Weg zum Kloster ein.</p>
        <p>Was war das, rief Fernando! seltsam! wie sich heute alles in mir verwirrt! &#x2014;</p>
        <p>Sie traten Alle jetzt den Rückweg zum Schlosse an, und trennten sich dann alle drei in eignen Vorstellungen befangen.</p>
        <p>Luise warf sich geängstet in ihrem Bett hin und her, ohne einen Augenblick Ruhe zu finden. Die Scheu gegen Fernando, und das Mißtrauen, das ihr früher sein Lächeln eingeflößt, kämpften peinlich mit Wohlwollen und Bewundrung. Umsonst suchte sie ihre gestrige Stimmung hervorzurufen, umsonst blieb sie bei jeder zweideutigen Aeußrung stehn, umsonst drängte sie sein Bild von sich weg, es rang sich tief aus der gepreßten Brust herauf, und riß sie in einen Wirbel widersprechender Gefühle fort. Die Nacht dehnte sich in ewig langen Stunden hin, in denen der unsichre Blick, durch nichts Aeußres angezogen, hin und her
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0115] mich mit an. Als ginge es Sie mit an? unterbrach sie Fernando, ihre Worte falsch deutend; Luise — Sie stand auf und wandte sich zu Julius, der mit dem Mönch auf sie zutrat. Guten Abend, lieber Vater! rief sie dem Letztren zu. Dieser blieb einen Augenblick in sich versunken, dann sagte er mit bewegter Stimme: der Herr segne und behüte Euch! und schlug einen andren Weg zum Kloster ein. Was war das, rief Fernando! seltsam! wie sich heute alles in mir verwirrt! — Sie traten Alle jetzt den Rückweg zum Schlosse an, und trennten sich dann alle drei in eignen Vorstellungen befangen. Luise warf sich geängstet in ihrem Bett hin und her, ohne einen Augenblick Ruhe zu finden. Die Scheu gegen Fernando, und das Mißtrauen, das ihr früher sein Lächeln eingeflößt, kämpften peinlich mit Wohlwollen und Bewundrung. Umsonst suchte sie ihre gestrige Stimmung hervorzurufen, umsonst blieb sie bei jeder zweideutigen Aeußrung stehn, umsonst drängte sie sein Bild von sich weg, es rang sich tief aus der gepreßten Brust herauf, und riß sie in einen Wirbel widersprechender Gefühle fort. Die Nacht dehnte sich in ewig langen Stunden hin, in denen der unsichre Blick, durch nichts Aeußres angezogen, hin und her

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/115
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/115>, abgerufen am 24.11.2024.