Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.einen Gegenstand reden, der mir fremd bleiben soll, fremd bleiben muß. Zum erstenmal sah Luise Thränen in der Baronin Auge. Sie suchte sie zu verbergen, konnte sich dennoch einer großen Rührung nicht erwähren, als sie Luisen umarmte, und nun so allein und verlassen zu dem geräumigen Wagen ging, und den leergebliebenen Platz neben sich betrachtete. Stein konnte lange das Bild der gedemüthigten, schwer gekränkten Mutter nicht los werden. Er kämpfte mit sich, ob er ihr nicht nacheilen, und ihr wenigstens seinen Beistand zusichern solle. Allein er fühlte bald, daß er sich in nichts einlassen dürfe, und nur eilen müsse, sich der nachtheiligen Erinnerungen zu entschlagen. Der Obrist trat bald darauf hinein, wodurch das Gespräch auf's neue auf die unerklärliche Begebenheit dieser Nacht gelenkt ward. Roll hatte die Geschichte, welche er von den Leuten der Baronin sehr zeitig erfuhr, mit großer Geschäftigkeit herumgetragen, und hinzugesetzt, die Familie sei gesonnen, Augusten, als Urheberin des Complots, öffentlich zu zitiren. Unbegreiflich, setzte der Obrist hinzu, sei es jedermann, welches Augustens Theilnahme an dieser Sache sei, die völlig ihrer Art zu denken widerspräche. Ein Mißverständniß, erwiederte Luise, kann ihr allein nur ein so böses Spiel bereitet, und sie unwillkührlich fortgezogen einen Gegenstand reden, der mir fremd bleiben soll, fremd bleiben muß. Zum erstenmal sah Luise Thränen in der Baronin Auge. Sie suchte sie zu verbergen, konnte sich dennoch einer großen Rührung nicht erwähren, als sie Luisen umarmte, und nun so allein und verlassen zu dem geräumigen Wagen ging, und den leergebliebenen Platz neben sich betrachtete. Stein konnte lange das Bild der gedemüthigten, schwer gekränkten Mutter nicht los werden. Er kämpfte mit sich, ob er ihr nicht nacheilen, und ihr wenigstens seinen Beistand zusichern solle. Allein er fühlte bald, daß er sich in nichts einlassen dürfe, und nur eilen müsse, sich der nachtheiligen Erinnerungen zu entschlagen. Der Obrist trat bald darauf hinein, wodurch das Gespräch auf’s neue auf die unerklärliche Begebenheit dieser Nacht gelenkt ward. Roll hatte die Geschichte, welche er von den Leuten der Baronin sehr zeitig erfuhr, mit großer Geschäftigkeit herumgetragen, und hinzugesetzt, die Familie sei gesonnen, Augusten, als Urheberin des Complots, öffentlich zu zitiren. Unbegreiflich, setzte der Obrist hinzu, sei es jedermann, welches Augustens Theilnahme an dieser Sache sei, die völlig ihrer Art zu denken widerspräche. Ein Mißverständniß, erwiederte Luise, kann ihr allein nur ein so böses Spiel bereitet, und sie unwillkührlich fortgezogen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0155" n="153"/> einen Gegenstand reden, der mir fremd bleiben soll, fremd bleiben muß. Zum erstenmal sah Luise Thränen in der Baronin Auge. Sie suchte sie zu verbergen, konnte sich dennoch einer großen Rührung nicht erwähren, als sie Luisen umarmte, und nun so allein und verlassen zu dem geräumigen Wagen ging, und den leergebliebenen Platz neben sich betrachtete. Stein konnte lange das Bild der gedemüthigten, schwer gekränkten Mutter nicht los werden. Er kämpfte mit sich, ob er ihr nicht nacheilen, und ihr wenigstens seinen Beistand zusichern solle. Allein er fühlte bald, daß er sich in nichts einlassen dürfe, und nur eilen müsse, sich der nachtheiligen Erinnerungen zu entschlagen.</p> <p>Der Obrist trat bald darauf hinein, wodurch das Gespräch auf’s neue auf die unerklärliche Begebenheit dieser Nacht gelenkt ward. Roll hatte die Geschichte, welche er von den Leuten der Baronin sehr zeitig erfuhr, mit großer Geschäftigkeit herumgetragen, und hinzugesetzt, die Familie sei gesonnen, Augusten, als Urheberin des Complots, öffentlich zu zitiren. Unbegreiflich, setzte der Obrist hinzu, sei es jedermann, welches Augustens Theilnahme an dieser Sache sei, die völlig ihrer Art zu denken widerspräche. Ein Mißverständniß, erwiederte Luise, kann ihr allein nur ein so böses Spiel bereitet, und sie unwillkührlich fortgezogen </p> </div> </body> </text> </TEI> [153/0155]
einen Gegenstand reden, der mir fremd bleiben soll, fremd bleiben muß. Zum erstenmal sah Luise Thränen in der Baronin Auge. Sie suchte sie zu verbergen, konnte sich dennoch einer großen Rührung nicht erwähren, als sie Luisen umarmte, und nun so allein und verlassen zu dem geräumigen Wagen ging, und den leergebliebenen Platz neben sich betrachtete. Stein konnte lange das Bild der gedemüthigten, schwer gekränkten Mutter nicht los werden. Er kämpfte mit sich, ob er ihr nicht nacheilen, und ihr wenigstens seinen Beistand zusichern solle. Allein er fühlte bald, daß er sich in nichts einlassen dürfe, und nur eilen müsse, sich der nachtheiligen Erinnerungen zu entschlagen.
Der Obrist trat bald darauf hinein, wodurch das Gespräch auf’s neue auf die unerklärliche Begebenheit dieser Nacht gelenkt ward. Roll hatte die Geschichte, welche er von den Leuten der Baronin sehr zeitig erfuhr, mit großer Geschäftigkeit herumgetragen, und hinzugesetzt, die Familie sei gesonnen, Augusten, als Urheberin des Complots, öffentlich zu zitiren. Unbegreiflich, setzte der Obrist hinzu, sei es jedermann, welches Augustens Theilnahme an dieser Sache sei, die völlig ihrer Art zu denken widerspräche. Ein Mißverständniß, erwiederte Luise, kann ihr allein nur ein so böses Spiel bereitet, und sie unwillkührlich fortgezogen
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