Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

"Was so trübe Miene?
Fandst Du keine Blumen?
Ach! ich brauch' nicht Blumen,
Brauch' kein Kränzlein mehr."

Mein Gott, was ist Ihnen! rief hier Emilie, auf Luise zueilend, Sie sind bleich wie mein Tuch! Lassen Sie nur, sagte jene leise, es ist nichts, sicher nichts, eine vorübergehende Erschütterung. Die Worte, die dort herüberklangen; sie lehnte den Kopf an Emiliens Brust; ich hörte sie nur von Fernando, er selbst hat sie aus seiner Muttersprache in's Deutsche übertragen, aber das beweist nichts, gar nichts. Die beiden Andren wurden hierdurch ebenfalls überrascht. Wenn er's wäre, sagte Emilie, grade hier, mit uns auf einem Wege, es wäre doch fatal! Es ist unmöglich, unterbrach sie Luise schnell, ich sagte Ihnen ja, er sei in französische Kriegsdienste gegangen, was soll er hier wollen? Was sichert Sie denn, fiel Auguste ein, daß dies Vorhaben ausgeführt, ja daß es im Ernst gefaßt ward. Ich dächte, Sie wüßten, was von Aeußerungen aus diesem Munde zu halten sei. Hier trat endlich die Wirthin, von Marianen begleitet, und mit allem zu ihrer Bequemlichkeit Erforderlichen versehen, hinein. Kennen Sie den Fremden schon länger? fragte sie Auguste spöttisch, daß Sie

»Was so trübe Miene?
Fandst Du keine Blumen?
Ach! ich brauch’ nicht Blumen,
Brauch’ kein Kränzlein mehr.«

Mein Gott, was ist Ihnen! rief hier Emilie, auf Luise zueilend, Sie sind bleich wie mein Tuch! Lassen Sie nur, sagte jene leise, es ist nichts, sicher nichts, eine vorübergehende Erschütterung. Die Worte, die dort herüberklangen; sie lehnte den Kopf an Emiliens Brust; ich hörte sie nur von Fernando, er selbst hat sie aus seiner Muttersprache in’s Deutsche übertragen, aber das beweist nichts, gar nichts. Die beiden Andren wurden hierdurch ebenfalls überrascht. Wenn er’s wäre, sagte Emilie, grade hier, mit uns auf einem Wege, es wäre doch fatal! Es ist unmöglich, unterbrach sie Luise schnell, ich sagte Ihnen ja, er sei in französische Kriegsdienste gegangen, was soll er hier wollen? Was sichert Sie denn, fiel Auguste ein, daß dies Vorhaben ausgeführt, ja daß es im Ernst gefaßt ward. Ich dächte, Sie wüßten, was von Aeußerungen aus diesem Munde zu halten sei. Hier trat endlich die Wirthin, von Marianen begleitet, und mit allem zu ihrer Bequemlichkeit Erforderlichen versehen, hinein. Kennen Sie den Fremden schon länger? fragte sie Auguste spöttisch, daß Sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0088" n="86"/>
          <l>»Was so trübe Miene?</l><lb/>
          <l>Fandst Du keine Blumen?</l><lb/>
          <l>Ach! ich brauch&#x2019; nicht Blumen,</l><lb/>
          <l>Brauch&#x2019; kein Kränzlein mehr.«</l><lb/>
        </lg><lb/>
        <p>Mein Gott, was ist Ihnen! rief hier Emilie, auf Luise zueilend, Sie sind bleich wie mein Tuch! Lassen Sie nur, sagte jene leise, es ist nichts, sicher nichts, eine vorübergehende Erschütterung. Die Worte, die dort herüberklangen; sie lehnte den Kopf an Emiliens Brust; ich hörte sie nur von Fernando, er selbst hat sie aus seiner Muttersprache in&#x2019;s Deutsche übertragen, aber das beweist nichts, gar nichts. Die beiden Andren wurden hierdurch ebenfalls überrascht. Wenn er&#x2019;s wäre, sagte Emilie, grade hier, mit uns auf einem Wege, es wäre doch fatal! Es ist unmöglich, unterbrach sie Luise schnell, ich sagte Ihnen ja, er sei in französische Kriegsdienste gegangen, was soll er hier wollen? Was sichert Sie denn, fiel Auguste ein, daß dies Vorhaben ausgeführt, ja daß es im Ernst gefaßt ward. Ich dächte, Sie wüßten, was von Aeußerungen aus diesem Munde zu halten sei. Hier trat endlich die Wirthin, von Marianen begleitet, und mit allem zu ihrer Bequemlichkeit Erforderlichen versehen, hinein. Kennen Sie den Fremden schon länger? fragte sie Auguste spöttisch, daß Sie
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[86/0088] »Was so trübe Miene? Fandst Du keine Blumen? Ach! ich brauch’ nicht Blumen, Brauch’ kein Kränzlein mehr.« Mein Gott, was ist Ihnen! rief hier Emilie, auf Luise zueilend, Sie sind bleich wie mein Tuch! Lassen Sie nur, sagte jene leise, es ist nichts, sicher nichts, eine vorübergehende Erschütterung. Die Worte, die dort herüberklangen; sie lehnte den Kopf an Emiliens Brust; ich hörte sie nur von Fernando, er selbst hat sie aus seiner Muttersprache in’s Deutsche übertragen, aber das beweist nichts, gar nichts. Die beiden Andren wurden hierdurch ebenfalls überrascht. Wenn er’s wäre, sagte Emilie, grade hier, mit uns auf einem Wege, es wäre doch fatal! Es ist unmöglich, unterbrach sie Luise schnell, ich sagte Ihnen ja, er sei in französische Kriegsdienste gegangen, was soll er hier wollen? Was sichert Sie denn, fiel Auguste ein, daß dies Vorhaben ausgeführt, ja daß es im Ernst gefaßt ward. Ich dächte, Sie wüßten, was von Aeußerungen aus diesem Munde zu halten sei. Hier trat endlich die Wirthin, von Marianen begleitet, und mit allem zu ihrer Bequemlichkeit Erforderlichen versehen, hinein. Kennen Sie den Fremden schon länger? fragte sie Auguste spöttisch, daß Sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/88
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/88>, abgerufen am 04.12.2024.