Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.mengen! Sie vergessen, sagte Auguste, daß er mehrere Rollen hat; kennen Sie seine jetzigen Zwecke? Luise fuhr indeß fort, Gründe aufzusuchen, sich und die Andren vom Gegentheil zu überführen und die bange Wahrscheinlichkeit wo möglich durch einige Zweifel anzugreifen. Der Abend verging auf diese Weise schnell genug. Bei ihren Nachbar war es indeß ganz still geworden. Er schlafe, so schien es den Damen, welche auch früher als gewohnlich Ruhe suchten. Luise warf sich indeß noch lange im Bette hin und her, als die leisen, gemeßnen Athemzüge ihrer Gefährtinnen von ihrem glücklichen Schlafe zeugten. Jetzt, da ihr Niemand widersprach, da sie keine neuen Gründe mehr aufzufinden wußte, jetzt kam es ihr ganz glaublich vor, daß Fernando nur durch eine dünne Wand von ihr geschieden, nahe bei ihr lebe und athme; ja es ward ihr mit jedem Augenblick gewisser. Von dieser Vorstellung geschreckt, von tausend quälenden Erinnrungen gemartert, warf sie die lästige Decke von sich, und schlich zum Fenster, um reine Luft zu schöpfen. Ohne innres, festes Denken, starrte sie zerstreut in die dunkle Nacht hinein, als ein leises Schluchzen, dicht neben ihr, sie erschreckte. Das Haus war für den Nutzen erbaut, kein Raum verloren, die Fenster daher nur durch sehr schmale Pfeiler getrennt. Luise erkannte leicht, daß jener Ton aus dem ebenfalls mengen! Sie vergessen, sagte Auguste, daß er mehrere Rollen hat; kennen Sie seine jetzigen Zwecke? Luise fuhr indeß fort, Gründe aufzusuchen, sich und die Andren vom Gegentheil zu überführen und die bange Wahrscheinlichkeit wo möglich durch einige Zweifel anzugreifen. Der Abend verging auf diese Weise schnell genug. Bei ihren Nachbar war es indeß ganz still geworden. Er schlafe, so schien es den Damen, welche auch früher als gewohnlich Ruhe suchten. Luise warf sich indeß noch lange im Bette hin und her, als die leisen, gemeßnen Athemzüge ihrer Gefährtinnen von ihrem glücklichen Schlafe zeugten. Jetzt, da ihr Niemand widersprach, da sie keine neuen Gründe mehr aufzufinden wußte, jetzt kam es ihr ganz glaublich vor, daß Fernando nur durch eine dünne Wand von ihr geschieden, nahe bei ihr lebe und athme; ja es ward ihr mit jedem Augenblick gewisser. Von dieser Vorstellung geschreckt, von tausend quälenden Erinnrungen gemartert, warf sie die lästige Decke von sich, und schlich zum Fenster, um reine Luft zu schöpfen. Ohne innres, festes Denken, starrte sie zerstreut in die dunkle Nacht hinein, als ein leises Schluchzen, dicht neben ihr, sie erschreckte. Das Haus war für den Nutzen erbaut, kein Raum verloren, die Fenster daher nur durch sehr schmale Pfeiler getrennt. Luise erkannte leicht, daß jener Ton aus dem ebenfalls <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0090" n="88"/> mengen! Sie vergessen, sagte Auguste, daß er mehrere Rollen hat; kennen Sie seine jetzigen Zwecke? Luise fuhr indeß fort, Gründe aufzusuchen, sich und die Andren vom Gegentheil zu überführen und die bange Wahrscheinlichkeit wo möglich durch einige Zweifel anzugreifen. Der Abend verging auf diese Weise schnell genug. Bei ihren Nachbar war es indeß ganz still geworden. Er schlafe, so schien es den Damen, welche auch früher als gewohnlich Ruhe suchten. Luise warf sich indeß noch lange im Bette hin und her, als die leisen, gemeßnen Athemzüge ihrer Gefährtinnen von ihrem glücklichen Schlafe zeugten. Jetzt, da ihr Niemand widersprach, da sie keine neuen Gründe mehr aufzufinden wußte, jetzt kam es ihr ganz glaublich vor, daß Fernando nur durch eine dünne Wand von ihr geschieden, nahe bei ihr lebe und athme; ja es ward ihr mit jedem Augenblick gewisser. Von dieser Vorstellung geschreckt, von tausend quälenden Erinnrungen gemartert, warf sie die lästige Decke von sich, und schlich zum Fenster, um reine Luft zu schöpfen. Ohne innres, festes Denken, starrte sie zerstreut in die dunkle Nacht hinein, als ein leises Schluchzen, dicht neben ihr, sie erschreckte. Das Haus war für den Nutzen erbaut, kein Raum verloren, die Fenster daher nur durch sehr schmale Pfeiler getrennt. Luise erkannte leicht, daß jener Ton aus dem ebenfalls </p> </div> </body> </text> </TEI> [88/0090]
mengen! Sie vergessen, sagte Auguste, daß er mehrere Rollen hat; kennen Sie seine jetzigen Zwecke? Luise fuhr indeß fort, Gründe aufzusuchen, sich und die Andren vom Gegentheil zu überführen und die bange Wahrscheinlichkeit wo möglich durch einige Zweifel anzugreifen. Der Abend verging auf diese Weise schnell genug. Bei ihren Nachbar war es indeß ganz still geworden. Er schlafe, so schien es den Damen, welche auch früher als gewohnlich Ruhe suchten. Luise warf sich indeß noch lange im Bette hin und her, als die leisen, gemeßnen Athemzüge ihrer Gefährtinnen von ihrem glücklichen Schlafe zeugten. Jetzt, da ihr Niemand widersprach, da sie keine neuen Gründe mehr aufzufinden wußte, jetzt kam es ihr ganz glaublich vor, daß Fernando nur durch eine dünne Wand von ihr geschieden, nahe bei ihr lebe und athme; ja es ward ihr mit jedem Augenblick gewisser. Von dieser Vorstellung geschreckt, von tausend quälenden Erinnrungen gemartert, warf sie die lästige Decke von sich, und schlich zum Fenster, um reine Luft zu schöpfen. Ohne innres, festes Denken, starrte sie zerstreut in die dunkle Nacht hinein, als ein leises Schluchzen, dicht neben ihr, sie erschreckte. Das Haus war für den Nutzen erbaut, kein Raum verloren, die Fenster daher nur durch sehr schmale Pfeiler getrennt. Luise erkannte leicht, daß jener Ton aus dem ebenfalls
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