Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

Man sehe doch nur hin, was wird denn
aus den meisten dieser lebhaft unterhaltenen
Einverständnisse? Wie wenige Frauen bewah-
ren selbst die bloße Lust an den gegenseitigen
Umgang. Mit dem Motiv ist auch die Er-
innerung gestorben. Wie lose müssen die
Wurzeln eingefaßt haben! Richt die leiseste
Spur blieb zurück.

"Nun wohl," -- wird man entgegnen
-- "was ist denn so Großes dadurch ver-
schuldet? Das Ganze ist so gut wie nicht
gewesen! -- Und immer waren es hübsche
Stunden, die ihren Theil an der artigen
kleinen Jugendkomödie hatten. Darüber ist
man denn freilich später hinweg! Das kann
nicht anders sein! Das ist immer so gewe-
sen!" Damit wäre freilich eben noch nicht
viel für die Sache gesagt, vielleicht nur
nachgewiesen, woher die Lauheit in den äl-
tern Frauenkreisen entsteht. Jn der unge-
heuern Langenweile der Erschöpfung läßt der
Müde das flache Treiben, das er längst durch-
gemacht, dem er nie etwas Aechtes anfühl-
te, ganz bei Seite liegen, und sieht es

Man ſehe doch nur hin, was wird denn
aus den meiſten dieſer lebhaft unterhaltenen
Einverſtaͤndniſſe? Wie wenige Frauen bewah-
ren ſelbſt die bloße Luſt an den gegenſeitigen
Umgang. Mit dem Motiv iſt auch die Er-
innerung geſtorben. Wie loſe muͤſſen die
Wurzeln eingefaßt haben! Richt die leiſeſte
Spur blieb zuruͤck.

„Nun wohl,‟ — wird man entgegnen
— „was iſt denn ſo Großes dadurch ver-
ſchuldet? Das Ganze iſt ſo gut wie nicht
geweſen! — Und immer waren es huͤbſche
Stunden, die ihren Theil an der artigen
kleinen Jugendkomoͤdie hatten. Daruͤber iſt
man denn freilich ſpaͤter hinweg! Das kann
nicht anders ſein! Das iſt immer ſo gewe-
ſen!‟ Damit waͤre freilich eben noch nicht
viel fuͤr die Sache geſagt, vielleicht nur
nachgewieſen, woher die Lauheit in den aͤl-
tern Frauenkreiſen entſteht. Jn der unge-
heuern Langenweile der Erſchoͤpfung laͤßt der
Muͤde das flache Treiben, das er laͤngſt durch-
gemacht, dem er nie etwas Aechtes anfuͤhl-
te, ganz bei Seite liegen, und ſieht es

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0153" n="149"/>
          <p>Man &#x017F;ehe doch nur hin, was wird denn<lb/>
aus den mei&#x017F;ten die&#x017F;er lebhaft unterhaltenen<lb/>
Einver&#x017F;ta&#x0364;ndni&#x017F;&#x017F;e? Wie wenige Frauen bewah-<lb/>
ren &#x017F;elb&#x017F;t die bloße Lu&#x017F;t an den gegen&#x017F;eitigen<lb/>
Umgang. Mit dem Motiv i&#x017F;t auch die Er-<lb/>
innerung ge&#x017F;torben. Wie lo&#x017F;e mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die<lb/>
Wurzeln eingefaßt haben! Richt die lei&#x017F;e&#x017F;te<lb/>
Spur blieb zuru&#x0364;ck.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Nun wohl,&#x201F; &#x2014; wird man entgegnen<lb/>
&#x2014; &#x201E;was i&#x017F;t denn &#x017F;o Großes dadurch ver-<lb/>
&#x017F;chuldet? Das Ganze i&#x017F;t &#x017F;o gut wie nicht<lb/>
gewe&#x017F;en! &#x2014; Und immer waren es hu&#x0364;b&#x017F;che<lb/>
Stunden, die ihren Theil an der artigen<lb/>
kleinen Jugendkomo&#x0364;die hatten. Daru&#x0364;ber i&#x017F;t<lb/>
man denn freilich &#x017F;pa&#x0364;ter hinweg! Das kann<lb/>
nicht anders &#x017F;ein! Das i&#x017F;t immer &#x017F;o gewe-<lb/>
&#x017F;en!&#x201F; Damit wa&#x0364;re freilich eben noch nicht<lb/>
viel fu&#x0364;r die Sache ge&#x017F;agt, vielleicht nur<lb/>
nachgewie&#x017F;en, woher die Lauheit in den a&#x0364;l-<lb/>
tern Frauenkrei&#x017F;en ent&#x017F;teht. Jn der unge-<lb/>
heuern Langenweile der Er&#x017F;cho&#x0364;pfung la&#x0364;ßt der<lb/>
Mu&#x0364;de das flache Treiben, das er la&#x0364;ng&#x017F;t durch-<lb/>
gemacht, dem er nie etwas Aechtes anfu&#x0364;hl-<lb/>
te, ganz bei Seite liegen, und &#x017F;ieht es<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[149/0153] Man ſehe doch nur hin, was wird denn aus den meiſten dieſer lebhaft unterhaltenen Einverſtaͤndniſſe? Wie wenige Frauen bewah- ren ſelbſt die bloße Luſt an den gegenſeitigen Umgang. Mit dem Motiv iſt auch die Er- innerung geſtorben. Wie loſe muͤſſen die Wurzeln eingefaßt haben! Richt die leiſeſte Spur blieb zuruͤck. „Nun wohl,‟ — wird man entgegnen — „was iſt denn ſo Großes dadurch ver- ſchuldet? Das Ganze iſt ſo gut wie nicht geweſen! — Und immer waren es huͤbſche Stunden, die ihren Theil an der artigen kleinen Jugendkomoͤdie hatten. Daruͤber iſt man denn freilich ſpaͤter hinweg! Das kann nicht anders ſein! Das iſt immer ſo gewe- ſen!‟ Damit waͤre freilich eben noch nicht viel fuͤr die Sache geſagt, vielleicht nur nachgewieſen, woher die Lauheit in den aͤl- tern Frauenkreiſen entſteht. Jn der unge- heuern Langenweile der Erſchoͤpfung laͤßt der Muͤde das flache Treiben, das er laͤngſt durch- gemacht, dem er nie etwas Aechtes anfuͤhl- te, ganz bei Seite liegen, und ſieht es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/153
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/153>, abgerufen am 24.11.2024.