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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

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tiefer gingen, als die am Theetisch, eben so,
daß die Gefühle kräftiger, die Gedanken con-
centriter, daß Wollen bestimmter sei auf einem
Kirmeßfest oder einem Cassino-Ball in der
Provinz, als in Opern und Schloßsälen.
Und will man, weiter fortgehend, Verschro-
benheit der Phantasie, Zersplitterung der
Jdenen als unausbleibliche Folge jener ge-
häuften Reibungen höhern Gesellschaftsle-
bens anführen, so frappirt die Wahrheit
hierin wohl augenblicklich, und zwingt zu
stiller Ueberlegung; allein diese, obwohl die
Gefahr nicht übersehend, macht doch auch
den billigen Einwurf, ob die wochenlange
Beschäftigung mit einer nachbarlichen Haus-
misenre, mit einer Domestiken-Anekdote, oder
verfehlten Geldspeculation, und, was das
tögliche Einerlei, leerer, auf Nichtiges ge-
stellter Gemüther, sonst noch Pikantes berüh-
ren kann, ob dies, sage ich, mehr Klarheit
und Bestimmtheit im Jnnern zuläßt, als die
Vorstellungen wechselnder Carnevalsfreuden?

Also, Eitelkeit um Eitelkeit, hier oder
dort, jeder gesellige Verein ist der Schau-

tiefer gingen, als die am Theetiſch, eben ſo,
daß die Gefuͤhle kraͤftiger, die Gedanken con-
centriter, daß Wollen beſtimmter ſei auf einem
Kirmeßfeſt oder einem Caſſino-Ball in der
Provinz, als in Opern und Schloßſaͤlen.
Und will man, weiter fortgehend, Verſchro-
benheit der Phantaſie, Zerſplitterung der
Jdẽen als unausbleibliche Folge jener ge-
haͤuften Reibungen hoͤhern Geſellſchaftsle-
bens anfuͤhren, ſo frappirt die Wahrheit
hierin wohl augenblicklich, und zwingt zu
ſtiller Ueberlegung; allein dieſe, obwohl die
Gefahr nicht uͤberſehend, macht doch auch
den billigen Einwurf, ob die wochenlange
Beſchaͤftigung mit einer nachbarlichen Haus-
miſẽre, mit einer Domeſtiken-Anekdote, oder
verfehlten Geldſpeculation, und, was das
toͤgliche Einerlei, leerer, auf Nichtiges ge-
ſtellter Gemuͤther, ſonſt noch Pikantes beruͤh-
ren kann, ob dies, ſage ich, mehr Klarheit
und Beſtimmtheit im Jnnern zulaͤßt, als die
Vorſtellungen wechſelnder Carnevalsfreuden?

Alſo, Eitelkeit um Eitelkeit, hier oder
dort, jeder geſellige Verein iſt der Schau-

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[18/0022] tiefer gingen, als die am Theetiſch, eben ſo, daß die Gefuͤhle kraͤftiger, die Gedanken con- centriter, daß Wollen beſtimmter ſei auf einem Kirmeßfeſt oder einem Caſſino-Ball in der Provinz, als in Opern und Schloßſaͤlen. Und will man, weiter fortgehend, Verſchro- benheit der Phantaſie, Zerſplitterung der Jdẽen als unausbleibliche Folge jener ge- haͤuften Reibungen hoͤhern Geſellſchaftsle- bens anfuͤhren, ſo frappirt die Wahrheit hierin wohl augenblicklich, und zwingt zu ſtiller Ueberlegung; allein dieſe, obwohl die Gefahr nicht uͤberſehend, macht doch auch den billigen Einwurf, ob die wochenlange Beſchaͤftigung mit einer nachbarlichen Haus- miſẽre, mit einer Domeſtiken-Anekdote, oder verfehlten Geldſpeculation, und, was das toͤgliche Einerlei, leerer, auf Nichtiges ge- ſtellter Gemuͤther, ſonſt noch Pikantes beruͤh- ren kann, ob dies, ſage ich, mehr Klarheit und Beſtimmtheit im Jnnern zulaͤßt, als die Vorſtellungen wechſelnder Carnevalsfreuden? Alſo, Eitelkeit um Eitelkeit, hier oder dort, jeder geſellige Verein iſt der Schau-

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/22>, abgerufen am 21.11.2024.