es wieder zurecht zu bringen. Und verscho- ben sind und bleiben jederzeit solche Verbin- dungen, welche das Einverständniß über eine Meinung, eine Ansicht, augenblicklich schlie- ßen läßt. Es fallen Vorstellungen und Be- griffe oftmals zusammen, ohne daß sich im tiefsten Grunde der Seele die mindeste Ver- wandtschaft finden läßt. Dieselbe Vorliebe für Dies und Jenes, gemeinsames Bewun- dern oder Verwerfen, kurz, Aehnlichkeit des Geschmackes, oder eine gewisse Art zunftge- mäßer Farbe der Zeitbildung können wohl äußere Vermittler werden zu näherer Be- kanntschaft, allein von dieser, zu jenem Bunde der Geister, von dem die Jugend mehr träumt als weiß, ist noch ein weites Stückchen Weg zu machen, den die Phanta- sie sehr leicht, doch niemals das Leben über- fliegt.
Das Letztere geht seinen Gang zur Ewigkeit Schritt vor Schritt, durch alle Prüfungen und Aufgaben eines wirklichen, Läuterung bezweckenden Daseins. Solche, die gemeinschaftlich die Bahn durch
es wieder zurecht zu bringen. Und verſcho- ben ſind und bleiben jederzeit ſolche Verbin- dungen, welche das Einverſtaͤndniß uͤber eine Meinung, eine Anſicht, augenblicklich ſchlie- ßen laͤßt. Es fallen Vorſtellungen und Be- griffe oftmals zuſammen, ohne daß ſich im tiefſten Grunde der Seele die mindeſte Ver- wandtſchaft finden laͤßt. Dieſelbe Vorliebe fuͤr Dies und Jenes, gemeinſames Bewun- dern oder Verwerfen, kurz, Aehnlichkeit des Geſchmackes, oder eine gewiſſe Art zunftge- maͤßer Farbe der Zeitbildung koͤnnen wohl aͤußere Vermittler werden zu naͤherer Be- kanntſchaft, allein von dieſer, zu jenem Bunde der Geiſter, von dem die Jugend mehr traͤumt als weiß, iſt noch ein weites Stuͤckchen Weg zu machen, den die Phanta- ſie ſehr leicht, doch niemals das Leben uͤber- fliegt.
Das Letztere geht ſeinen Gang zur Ewigkeit Schritt vor Schritt, durch alle Pruͤfungen und Aufgaben eines wirklichen, Laͤuterung bezweckenden Daſeins. Solche, die gemeinſchaftlich die Bahn durch
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es wieder zurecht zu bringen. Und verſcho-
ben ſind und bleiben jederzeit ſolche Verbin-
dungen, welche das Einverſtaͤndniß uͤber eine
Meinung, eine Anſicht, augenblicklich ſchlie-
ßen laͤßt. Es fallen Vorſtellungen und Be-
griffe oftmals zuſammen, ohne daß ſich im
tiefſten Grunde der Seele die mindeſte Ver-
wandtſchaft finden laͤßt. Dieſelbe Vorliebe
fuͤr Dies und Jenes, gemeinſames Bewun-
dern oder Verwerfen, kurz, Aehnlichkeit des
Geſchmackes, oder eine gewiſſe Art zunftge-
maͤßer Farbe der Zeitbildung koͤnnen wohl
aͤußere Vermittler werden zu naͤherer Be-
kanntſchaft, allein von dieſer, zu jenem
Bunde der Geiſter, von dem die Jugend
mehr traͤumt als weiß, iſt noch ein weites
Stuͤckchen Weg zu machen, den die Phanta-
ſie ſehr leicht, doch niemals das Leben uͤber-
fliegt.
Das Letztere geht ſeinen Gang zur
Ewigkeit Schritt vor Schritt, durch alle
Pruͤfungen und Aufgaben eines wirklichen,
Laͤuterung bezweckenden Daſeins.
Solche, die gemeinſchaftlich die Bahn durch
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/262>, abgerufen am 24.11.2024.
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