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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826.

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zu treten, nahet er den geschäftigen Frauen,
die kaum einen Sessel von Blumen und
Hüthen, Schuhen und Stickereien frei genug
machen können, um ihn denselben anzubieten.
Er darf sich auch nur der Form halber dar-
auf niederlassen, denn sogleich wird sein Ur-
theil gefordert, er muß aufspringen, irgend
einem gebietrischen Winke in das Toiletten-
zimmer folgen, sehen, hören, vergleichen, und
Augen und Gedanken in ein Quodlibet von
Sachen begraben.

Durch viele Tage, wenn nicht gar Wo-
chen, haben Thürsteher und Bediente, nur
Schuster und Schneider, Modehändler und
Stickerinnen anzumelden, Straßen und Lä-
den zu belaufen, zu treiben, zu drängen,
zu drohen, sich mit den trägesten der Arbei-
ter zu zanken und das Bestellte mit genauer
Noth zu dem anberaumten Tage abzupressen.
Der Tag, der außerordentliche Tag,
an welchem das junge Fräulein erscheint,
(ein Kunstausdruck für Einführung in die
Welt) der Tag ist gottlob unter Sorge und
Ungeduld herangebrochen. Die Stunde schlägt.

zu treten, nahet er den geſchaͤftigen Frauen,
die kaum einen Seſſel von Blumen und
Huͤthen, Schuhen und Stickereien frei genug
machen koͤnnen, um ihn denſelben anzubieten.
Er darf ſich auch nur der Form halber dar-
auf niederlaſſen, denn ſogleich wird ſein Ur-
theil gefordert, er muß aufſpringen, irgend
einem gebietriſchen Winke in das Toiletten-
zimmer folgen, ſehen, hoͤren, vergleichen, und
Augen und Gedanken in ein Quodlibet von
Sachen begraben.

Durch viele Tage, wenn nicht gar Wo-
chen, haben Thuͤrſteher und Bediente, nur
Schuſter und Schneider, Modehaͤndler und
Stickerinnen anzumelden, Straßen und Laͤ-
den zu belaufen, zu treiben, zu draͤngen,
zu drohen, ſich mit den traͤgeſten der Arbei-
ter zu zanken und das Beſtellte mit genauer
Noth zu dem anberaumten Tage abzupreſſen.
Der Tag, der außerordentliche Tag,
an welchem das junge Fraͤulein erſcheint,
(ein Kunſtausdruck fuͤr Einfuͤhrung in die
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Ungeduld herangebrochen. Die Stunde ſchlaͤgt.

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[95/0099] zu treten, nahet er den geſchaͤftigen Frauen, die kaum einen Seſſel von Blumen und Huͤthen, Schuhen und Stickereien frei genug machen koͤnnen, um ihn denſelben anzubieten. Er darf ſich auch nur der Form halber dar- auf niederlaſſen, denn ſogleich wird ſein Ur- theil gefordert, er muß aufſpringen, irgend einem gebietriſchen Winke in das Toiletten- zimmer folgen, ſehen, hoͤren, vergleichen, und Augen und Gedanken in ein Quodlibet von Sachen begraben. Durch viele Tage, wenn nicht gar Wo- chen, haben Thuͤrſteher und Bediente, nur Schuſter und Schneider, Modehaͤndler und Stickerinnen anzumelden, Straßen und Laͤ- den zu belaufen, zu treiben, zu draͤngen, zu drohen, ſich mit den traͤgeſten der Arbei- ter zu zanken und das Beſtellte mit genauer Noth zu dem anberaumten Tage abzupreſſen. Der Tag, der außerordentliche Tag, an welchem das junge Fraͤulein erſcheint, (ein Kunſtausdruck fuͤr Einfuͤhrung in die Welt) der Tag iſt gottlob unter Sorge und Ungeduld herangebrochen. Die Stunde ſchlaͤgt.

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/99>, abgerufen am 22.11.2024.