Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.sein Blut - so nahe trug ich's auf dem Herzen! - sie schauerte zusammen, barg das Gesicht in beide Hände, und stammelte leise: O Gott! O Gott! es ist mein eigenes Herzensblut geworden! Jetzt fühlte sie, wie alles war, sie wußte es, sie sagte es sich ganz bestimmt. - Der also, dachte sie, der ward mir so unleugbar auf diesen Wege zugeführt! Darum mußten wir hierher und grade hierher - wie leicht konnte es anders sein! Mein armer Freund! und Dein Blut mußte fließen! sie sah mit tiefer, wehmüthiger Zärtlichkeit zu ihm hin. Er war erwacht, und schien etwas betroffen ihrem Blicke zu begegnen. Es war gewiß, man konnte nichts Schöneres, nichts Ergreifenderes sehen, als sie in diesem Augenblick. Der strenge Ernst ihrer Mienen war erweicht, ihre Wangen glüheten wie zwei Purpurrosen, das Haar war fest geordnet, die Stirn frei und der königliche Blick von sanfter Trauer über des verhängnißvolle, schöne, schmerzliche, Leben gemildert. Die länglich feinen Hände waren herabgesunken, Hals und Kopf weniger gehoben als sonst, es war, als sei ihr Stolz, ihr Muth, ihr Herz, gebrochen! Doch jetzt war auch Marie erwacht. Sie rieb mit beiden Händchen die Augen klar, dann faltete sie sie wieder, und betete leise, ohne aufzusehen. sein Blut – so nahe trug ich's auf dem Herzen! – sie schauerte zusammen, barg das Gesicht in beide Hände, und stammelte leise: O Gott! O Gott! es ist mein eigenes Herzensblut geworden! Jetzt fühlte sie, wie alles war, sie wußte es, sie sagte es sich ganz bestimmt. – Der also, dachte sie, der ward mir so unleugbar auf diesen Wege zugeführt! Darum mußten wir hierher und grade hierher – wie leicht konnte es anders sein! Mein armer Freund! und Dein Blut mußte fließen! sie sah mit tiefer, wehmüthiger Zärtlichkeit zu ihm hin. Er war erwacht, und schien etwas betroffen ihrem Blicke zu begegnen. Es war gewiß, man konnte nichts Schöneres, nichts Ergreifenderes sehen, als sie in diesem Augenblick. Der strenge Ernst ihrer Mienen war erweicht, ihre Wangen glüheten wie zwei Purpurrosen, das Haar war fest geordnet, die Stirn frei und der königliche Blick von sanfter Trauer über des verhängnißvolle, schöne, schmerzliche, Leben gemildert. Die länglich feinen Hände waren herabgesunken, Hals und Kopf weniger gehoben als sonst, es war, als sei ihr Stolz, ihr Muth, ihr Herz, gebrochen! Doch jetzt war auch Marie erwacht. Sie rieb mit beiden Händchen die Augen klar, dann faltete sie sie wieder, und betete leise, ohne aufzusehen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0141" n="134"/> sein Blut – so nahe trug ich's auf dem Herzen! – sie schauerte zusammen, barg das Gesicht in beide Hände, und stammelte leise: O Gott! O Gott! es ist mein eigenes Herzensblut geworden!</p> <p>Jetzt fühlte sie, wie alles war, sie wußte es, sie sagte es sich ganz bestimmt. – Der also, dachte sie, der ward mir so unleugbar auf diesen Wege zugeführt! Darum mußten wir hierher und grade hierher – wie leicht konnte es anders sein! Mein armer Freund! und Dein Blut mußte fließen! sie sah mit tiefer, wehmüthiger Zärtlichkeit zu ihm hin. Er war erwacht, und schien etwas betroffen ihrem Blicke zu begegnen. Es war gewiß, man konnte nichts Schöneres, nichts Ergreifenderes sehen, als sie in diesem Augenblick. Der strenge Ernst ihrer Mienen war erweicht, ihre Wangen glüheten wie zwei Purpurrosen, das Haar war fest geordnet, die Stirn frei und der königliche Blick von sanfter Trauer über des verhängnißvolle, schöne, schmerzliche, Leben gemildert. Die länglich feinen Hände waren herabgesunken, Hals und Kopf weniger gehoben als sonst, es war, als sei ihr Stolz, ihr Muth, ihr Herz, gebrochen!</p> <p>Doch jetzt war auch Marie erwacht. Sie rieb mit beiden Händchen die Augen klar, dann faltete sie sie wieder, und betete leise, ohne aufzusehen. </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [134/0141]
sein Blut – so nahe trug ich's auf dem Herzen! – sie schauerte zusammen, barg das Gesicht in beide Hände, und stammelte leise: O Gott! O Gott! es ist mein eigenes Herzensblut geworden!
Jetzt fühlte sie, wie alles war, sie wußte es, sie sagte es sich ganz bestimmt. – Der also, dachte sie, der ward mir so unleugbar auf diesen Wege zugeführt! Darum mußten wir hierher und grade hierher – wie leicht konnte es anders sein! Mein armer Freund! und Dein Blut mußte fließen! sie sah mit tiefer, wehmüthiger Zärtlichkeit zu ihm hin. Er war erwacht, und schien etwas betroffen ihrem Blicke zu begegnen. Es war gewiß, man konnte nichts Schöneres, nichts Ergreifenderes sehen, als sie in diesem Augenblick. Der strenge Ernst ihrer Mienen war erweicht, ihre Wangen glüheten wie zwei Purpurrosen, das Haar war fest geordnet, die Stirn frei und der königliche Blick von sanfter Trauer über des verhängnißvolle, schöne, schmerzliche, Leben gemildert. Die länglich feinen Hände waren herabgesunken, Hals und Kopf weniger gehoben als sonst, es war, als sei ihr Stolz, ihr Muth, ihr Herz, gebrochen!
Doch jetzt war auch Marie erwacht. Sie rieb mit beiden Händchen die Augen klar, dann faltete sie sie wieder, und betete leise, ohne aufzusehen.
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/141>, abgerufen am 16.02.2025. |