Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Ihre Lippen bewegten sich anmuthig wie zwei Rosenknospen, die im säuselnden Morgenhauch einander leicht berühren, Adalbert glaubte, das linde Wehen zu fühlen, als sie hell aufsah, wie die Freude lächelte, ihn schweigend grüßte, und nur mit Zeichen fragte, ob seine Wunden noch schmerzten? aus Furcht, den Schlaf der Andern zu stören. Ihre Bewegungen hatten dabei so viel Liebliches, und wenn sie die Hand mit der allerschuldlosesten Unbefangenheit bald hier bald dort auf die Brust legte, um die Stelle seiner Wunden anzudeuten, so hatte es fast das Ansehn, als betheure sie irgend eine liebevolle Zusicherung, so daß Adalbert, auf das Anmuthigste gerührt, lebhaft wünschte, es möchte so sein, und, einen Augenblick dem süßen Wahne nachgebend, so viel Zärtlichkeit und Ergebung in seine Geberden- und Zeichensprache legte, daß Antonie, davon erschreckt, unwillkührlich in die Höhe fuhr, und durch das etwas heftige Fortschieben ihres Stuhles die Andern erweckte. Jetzt ward alles laut und lebendig. Man hatte sich begrüßt, befragt, Mittel und Wege zur weitern Reise bestimmt, Alles war bereit. Adalbert sollte Antoniens Platz in der Baronin Wagen einnehmen. Antonie hatte sich einmal zu den Männern gesellt, sie mußte jetzt schon den unbequemern Sitz, und das luftigere Fuhrwerk, welches Ihre Lippen bewegten sich anmuthig wie zwei Rosenknospen, die im säuselnden Morgenhauch einander leicht berühren, Adalbert glaubte, das linde Wehen zu fühlen, als sie hell aufsah, wie die Freude lächelte, ihn schweigend grüßte, und nur mit Zeichen fragte, ob seine Wunden noch schmerzten? aus Furcht, den Schlaf der Andern zu stören. Ihre Bewegungen hatten dabei so viel Liebliches, und wenn sie die Hand mit der allerschuldlosesten Unbefangenheit bald hier bald dort auf die Brust legte, um die Stelle seiner Wunden anzudeuten, so hatte es fast das Ansehn, als betheure sie irgend eine liebevolle Zusicherung, so daß Adalbert, auf das Anmuthigste gerührt, lebhaft wünschte, es möchte so sein, und, einen Augenblick dem süßen Wahne nachgebend, so viel Zärtlichkeit und Ergebung in seine Geberden- und Zeichensprache legte, daß Antonie, davon erschreckt, unwillkührlich in die Höhe fuhr, und durch das etwas heftige Fortschieben ihres Stuhles die Andern erweckte. Jetzt ward alles laut und lebendig. Man hatte sich begrüßt, befragt, Mittel und Wege zur weitern Reise bestimmt, Alles war bereit. Adalbert sollte Antoniens Platz in der Baronin Wagen einnehmen. Antonie hatte sich einmal zu den Männern gesellt, sie mußte jetzt schon den unbequemern Sitz, und das luftigere Fuhrwerk, welches <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0142" n="135"/> Ihre Lippen bewegten sich anmuthig wie zwei Rosenknospen, die im säuselnden Morgenhauch einander leicht berühren, Adalbert glaubte, das linde Wehen zu fühlen, als sie hell aufsah, wie die Freude lächelte, ihn schweigend grüßte, und nur mit Zeichen fragte, ob seine Wunden noch schmerzten? aus Furcht, den Schlaf der Andern zu stören. Ihre Bewegungen hatten dabei so viel Liebliches, und wenn sie die Hand mit der allerschuldlosesten Unbefangenheit bald hier bald dort auf die Brust legte, um die Stelle seiner Wunden anzudeuten, so hatte es fast das Ansehn, als betheure sie irgend eine liebevolle Zusicherung, so daß Adalbert, auf das Anmuthigste gerührt, lebhaft wünschte, es möchte so sein, und, einen Augenblick dem süßen Wahne nachgebend, so viel Zärtlichkeit und Ergebung in seine Geberden- und Zeichensprache legte, daß Antonie, davon erschreckt, unwillkührlich in die Höhe fuhr, und durch das etwas heftige Fortschieben ihres Stuhles die Andern erweckte.</p> <p>Jetzt ward alles laut und lebendig. Man hatte sich begrüßt, befragt, Mittel und Wege zur weitern Reise bestimmt, Alles war bereit. Adalbert sollte Antoniens Platz in der Baronin Wagen einnehmen. Antonie hatte sich einmal zu den Männern gesellt, sie mußte jetzt schon den unbequemern Sitz, und das luftigere Fuhrwerk, welches </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [135/0142]
Ihre Lippen bewegten sich anmuthig wie zwei Rosenknospen, die im säuselnden Morgenhauch einander leicht berühren, Adalbert glaubte, das linde Wehen zu fühlen, als sie hell aufsah, wie die Freude lächelte, ihn schweigend grüßte, und nur mit Zeichen fragte, ob seine Wunden noch schmerzten? aus Furcht, den Schlaf der Andern zu stören. Ihre Bewegungen hatten dabei so viel Liebliches, und wenn sie die Hand mit der allerschuldlosesten Unbefangenheit bald hier bald dort auf die Brust legte, um die Stelle seiner Wunden anzudeuten, so hatte es fast das Ansehn, als betheure sie irgend eine liebevolle Zusicherung, so daß Adalbert, auf das Anmuthigste gerührt, lebhaft wünschte, es möchte so sein, und, einen Augenblick dem süßen Wahne nachgebend, so viel Zärtlichkeit und Ergebung in seine Geberden- und Zeichensprache legte, daß Antonie, davon erschreckt, unwillkührlich in die Höhe fuhr, und durch das etwas heftige Fortschieben ihres Stuhles die Andern erweckte.
Jetzt ward alles laut und lebendig. Man hatte sich begrüßt, befragt, Mittel und Wege zur weitern Reise bestimmt, Alles war bereit. Adalbert sollte Antoniens Platz in der Baronin Wagen einnehmen. Antonie hatte sich einmal zu den Männern gesellt, sie mußte jetzt schon den unbequemern Sitz, und das luftigere Fuhrwerk, welches
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