Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.beide, wenn sie nicht ritten, vorzugsweise gewählt hatten, dem kranken Vetter zu Liebe, ertragen. Der Herzog wollte nun einmal keine von den andern Frauen neben sich haben, er fürchtete ihr verzärteltes Wesen, er kannte Antonien nur gesund, fest, und in jedem Augenblick Muthvoll. So blieb es dann dabei, daß Adalbert Marien gegenüber, im fest verschlossenen Reisewagen saß, und sie ihn für mehrern Stunden aus den Augen verlor. Zwar hatte er sich nur mühsam in die Anordnung gefügt, und der gütigen Freundin so verbindlich und rührend für das große Opfer gedankt, welches sie so willig bringe, daß sie gern tausendmal für ihn gestorben wäre, aber er reiste mit Marien, und ihr Herz litt von doppelten Qualen. - In ähnlicher Stimmung verlebte sie alle folgende Reisetage. Es half ihr wenig, daß sie sich rasch fortbewegte, und die Gegenstände um sie her wechselten, denn, obgleich die fortrollenden Räder zu irgend einem Ziele führten, so war dieses doch ungekannt, ja ungewiß, da es stets von Umständen abhing, ob sie da oder dort verweilen würden. Zudem war jedes weitere Vordringen ein neues Abreißen, ein neuer Kampf, denn hatten die früh einbrechenden Abende alle an irgend einem Orte versammelt, wo sie übernachteten, machten sie dort beide, wenn sie nicht ritten, vorzugsweise gewählt hatten, dem kranken Vetter zu Liebe, ertragen. Der Herzog wollte nun einmal keine von den andern Frauen neben sich haben, er fürchtete ihr verzärteltes Wesen, er kannte Antonien nur gesund, fest, und in jedem Augenblick Muthvoll. So blieb es dann dabei, daß Adalbert Marien gegenüber, im fest verschlossenen Reisewagen saß, und sie ihn für mehrern Stunden aus den Augen verlor. Zwar hatte er sich nur mühsam in die Anordnung gefügt, und der gütigen Freundin so verbindlich und rührend für das große Opfer gedankt, welches sie so willig bringe, daß sie gern tausendmal für ihn gestorben wäre, aber er reiste mit Marien, und ihr Herz litt von doppelten Qualen. – In ähnlicher Stimmung verlebte sie alle folgende Reisetage. Es half ihr wenig, daß sie sich rasch fortbewegte, und die Gegenstände um sie her wechselten, denn, obgleich die fortrollenden Räder zu irgend einem Ziele führten, so war dieses doch ungekannt, ja ungewiß, da es stets von Umständen abhing, ob sie da oder dort verweilen würden. Zudem war jedes weitere Vordringen ein neues Abreißen, ein neuer Kampf, denn hatten die früh einbrechenden Abende alle an irgend einem Orte versammelt, wo sie übernachteten, machten sie dort <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0143" n="136"/> beide, wenn sie nicht ritten, vorzugsweise gewählt hatten, dem kranken Vetter zu Liebe, ertragen. Der Herzog wollte nun einmal keine von den andern Frauen neben sich haben, er fürchtete ihr verzärteltes Wesen, er kannte Antonien nur gesund, fest, und in jedem Augenblick Muthvoll. So blieb es dann dabei, daß Adalbert Marien gegenüber, im fest verschlossenen Reisewagen saß, und sie ihn für mehrern Stunden aus den Augen verlor. Zwar hatte er sich nur mühsam in die Anordnung gefügt, und der gütigen Freundin so verbindlich und rührend für das große Opfer gedankt, welches sie so willig bringe, daß sie gern tausendmal für ihn gestorben wäre, aber er reiste mit Marien, und ihr Herz litt von doppelten Qualen. –</p> <p>In ähnlicher Stimmung verlebte sie alle folgende Reisetage. Es half ihr wenig, daß sie sich rasch fortbewegte, und die Gegenstände um sie her wechselten, denn, obgleich die fortrollenden Räder zu irgend einem Ziele führten, so war dieses doch ungekannt, ja ungewiß, da es stets von Umständen abhing, ob sie da oder dort verweilen würden. Zudem war jedes weitere Vordringen ein neues Abreißen, ein neuer Kampf, denn hatten die früh einbrechenden Abende alle an irgend einem Orte versammelt, wo sie übernachteten, machten sie dort </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [136/0143]
beide, wenn sie nicht ritten, vorzugsweise gewählt hatten, dem kranken Vetter zu Liebe, ertragen. Der Herzog wollte nun einmal keine von den andern Frauen neben sich haben, er fürchtete ihr verzärteltes Wesen, er kannte Antonien nur gesund, fest, und in jedem Augenblick Muthvoll. So blieb es dann dabei, daß Adalbert Marien gegenüber, im fest verschlossenen Reisewagen saß, und sie ihn für mehrern Stunden aus den Augen verlor. Zwar hatte er sich nur mühsam in die Anordnung gefügt, und der gütigen Freundin so verbindlich und rührend für das große Opfer gedankt, welches sie so willig bringe, daß sie gern tausendmal für ihn gestorben wäre, aber er reiste mit Marien, und ihr Herz litt von doppelten Qualen. –
In ähnlicher Stimmung verlebte sie alle folgende Reisetage. Es half ihr wenig, daß sie sich rasch fortbewegte, und die Gegenstände um sie her wechselten, denn, obgleich die fortrollenden Räder zu irgend einem Ziele führten, so war dieses doch ungekannt, ja ungewiß, da es stets von Umständen abhing, ob sie da oder dort verweilen würden. Zudem war jedes weitere Vordringen ein neues Abreißen, ein neuer Kampf, denn hatten die früh einbrechenden Abende alle an irgend einem Orte versammelt, wo sie übernachteten, machten sie dort
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/143>, abgerufen am 16.02.2025. |