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Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

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Zudem war die Präsidentin Schriftstellerin, hatte einen scharfen, genauen Blick für das Einzelne, wußte dies leicht aufzufassen, und nicht ohne Witz zusammenzustellen, ihre Miniaturbildchen waren daher, der Aehnlichkeit wegen, immer interessant, um so mehr, da sie alle den Farbeton bekannter, und nur zu sehr vermißter Umgebungen trugen. Viktorine, jung, elegant, im Gemisch origineller Eitelkeit, mit Entsagung und Hingebung drappirt, warf sich der Welt als ein interessantes Räthsel in den Weg, an welchem sich der Chevalier den Kopf zu zerbrechen schien, ob er sie gleich vollkommen auswendig wußte. So waren die drei Personen einander unentbehrlich geworden. Der Baronin gereichte es zu besonderer Lust, sie um sich zu versammeln, sie ihre Kunststückchen machen zu laßen; und hatte Viktorine gleich manches gegen die unbefangene Wahrheit dieser Frau, gegen das rasche Aussprechen ihres Gefühls, einzuwenden, ärgerte sie ihr festhaltender Blick, der sich dieser, unwillkührlich, bis auf den Grund fremder Gemüther senkte, so fand sie sich dennoch durch ihre Auszeichnung geschmeichelt, und, der Eigenliebe nichts zu vergeben, überredete sie sich, die Baronin suche ihren Umgang, die still erzogenen Nichten zu bilden.

Antonie sah indeß streng und kalt, wie ein

Zudem war die Präsidentin Schriftstellerin, hatte einen scharfen, genauen Blick für das Einzelne, wußte dies leicht aufzufassen, und nicht ohne Witz zusammenzustellen, ihre Miniaturbildchen waren daher, der Aehnlichkeit wegen, immer interessant, um so mehr, da sie alle den Farbeton bekannter, und nur zu sehr vermißter Umgebungen trugen. Viktorine, jung, elegant, im Gemisch origineller Eitelkeit, mit Entsagung und Hingebung drappirt, warf sich der Welt als ein interessantes Räthsel in den Weg, an welchem sich der Chevalier den Kopf zu zerbrechen schien, ob er sie gleich vollkommen auswendig wußte. So waren die drei Personen einander unentbehrlich geworden. Der Baronin gereichte es zu besonderer Lust, sie um sich zu versammeln, sie ihre Kunststückchen machen zu laßen; und hatte Viktorine gleich manches gegen die unbefangene Wahrheit dieser Frau, gegen das rasche Aussprechen ihres Gefühls, einzuwenden, ärgerte sie ihr festhaltender Blick, der sich dieser, unwillkührlich, bis auf den Grund fremder Gemüther senkte, so fand sie sich dennoch durch ihre Auszeichnung geschmeichelt, und, der Eigenliebe nichts zu vergeben, überredete sie sich, die Baronin suche ihren Umgang, die still erzogenen Nichten zu bilden.

Antonie sah indeß streng und kalt, wie ein

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Zudem war die Präsidentin Schriftstellerin, hatte einen scharfen, genauen Blick für das Einzelne, wußte dies leicht aufzufassen, und nicht ohne Witz zusammenzustellen, ihre Miniaturbildchen waren daher, der Aehnlichkeit wegen, immer interessant, um so mehr, da sie alle den Farbeton bekannter, und nur zu sehr vermißter Umgebungen trugen. Viktorine, jung, elegant, im Gemisch origineller Eitelkeit, mit Entsagung und Hingebung drappirt, warf sich der Welt als ein interessantes Räthsel in den Weg, an welchem sich der Chevalier den Kopf zu zerbrechen schien, ob er sie gleich vollkommen auswendig wußte. So waren die drei Personen einander unentbehrlich geworden. Der Baronin gereichte es zu besonderer Lust, sie um sich zu versammeln, sie ihre Kunststückchen machen zu laßen; und hatte Viktorine gleich manches gegen die unbefangene Wahrheit dieser Frau, gegen das rasche Aussprechen ihres Gefühls, einzuwenden, ärgerte sie ihr festhaltender Blick, der sich dieser, unwillkührlich, bis auf den Grund fremder Gemüther senkte, so fand sie sich dennoch durch ihre Auszeichnung geschmeichelt, und, der Eigenliebe nichts zu vergeben, überredete sie sich, die Baronin suche ihren Umgang, die still erzogenen Nichten zu bilden.</p>
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[145/0152] Zudem war die Präsidentin Schriftstellerin, hatte einen scharfen, genauen Blick für das Einzelne, wußte dies leicht aufzufassen, und nicht ohne Witz zusammenzustellen, ihre Miniaturbildchen waren daher, der Aehnlichkeit wegen, immer interessant, um so mehr, da sie alle den Farbeton bekannter, und nur zu sehr vermißter Umgebungen trugen. Viktorine, jung, elegant, im Gemisch origineller Eitelkeit, mit Entsagung und Hingebung drappirt, warf sich der Welt als ein interessantes Räthsel in den Weg, an welchem sich der Chevalier den Kopf zu zerbrechen schien, ob er sie gleich vollkommen auswendig wußte. So waren die drei Personen einander unentbehrlich geworden. Der Baronin gereichte es zu besonderer Lust, sie um sich zu versammeln, sie ihre Kunststückchen machen zu laßen; und hatte Viktorine gleich manches gegen die unbefangene Wahrheit dieser Frau, gegen das rasche Aussprechen ihres Gefühls, einzuwenden, ärgerte sie ihr festhaltender Blick, der sich dieser, unwillkührlich, bis auf den Grund fremder Gemüther senkte, so fand sie sich dennoch durch ihre Auszeichnung geschmeichelt, und, der Eigenliebe nichts zu vergeben, überredete sie sich, die Baronin suche ihren Umgang, die still erzogenen Nichten zu bilden. Antonie sah indeß streng und kalt, wie ein

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/152>, abgerufen am 10.05.2024.