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Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.

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den schmalen Paß, der sie in die Matronenkreise hinüberführt, schon zur Hälfte hinter sich hatten, und das mühsam bezwungene Herz noch an jenen Nachklängen bestechlich erweichten. Die Männer hingegen, denen eine Verlobte oder bestimmt Liebende meist uninteressant wird, gaben Antonien, des Abentheuerlichen ihrer Erscheinung wegen, größere Aufmerksamkeit. Wie still, wie untheilnehmend sie auch dasaß, ihr lautloses Erscheinen, einzelne tief hervorgeholte Worte, ihr dunkelglühendes Auge, das langsame Schreiten durch die Zimmer hin, und wieder die jähe Hast in Mienen und Geberden, die bei einzelnen Vorfällen heiter wie elektrische Funken durchbrachen, alles an ihr übte die Magie des Unbegreiflichen, der selten irgend ein Gemüth widersteht. Der Chevalier besonders sah mit einer Art leidenschaftlicher Neugier auf sie hin. Sie gehörte zu dem Wenigen, was er nicht bequem in seiner eigenen Stellung zur Welt erfassen konnte, und doch so gern verstanden, mit vielem andern, was er besaß, in Uebereinstimmung gebracht hätte! Er näherte sich ihr deshalb, und fühlte leise in sie hinein, welche Satte er anzuschlagen habe? Antoniens kürzlich zurückgelegte Reise gab sehr natürliche Veranlassung, das Gespräch zu eröffnen. Sie äußerte sich gern darüber, sie trug jene Bilder immer in ihrer

den schmalen Paß, der sie in die Matronenkreise hinüberführt, schon zur Hälfte hinter sich hatten, und das mühsam bezwungene Herz noch an jenen Nachklängen bestechlich erweichten. Die Männer hingegen, denen eine Verlobte oder bestimmt Liebende meist uninteressant wird, gaben Antonien, des Abentheuerlichen ihrer Erscheinung wegen, größere Aufmerksamkeit. Wie still, wie untheilnehmend sie auch dasaß, ihr lautloses Erscheinen, einzelne tief hervorgeholte Worte, ihr dunkelglühendes Auge, das langsame Schreiten durch die Zimmer hin, und wieder die jähe Hast in Mienen und Geberden, die bei einzelnen Vorfällen heiter wie elektrische Funken durchbrachen, alles an ihr übte die Magie des Unbegreiflichen, der selten irgend ein Gemüth widersteht. Der Chevalier besonders sah mit einer Art leidenschaftlicher Neugier auf sie hin. Sie gehörte zu dem Wenigen, was er nicht bequem in seiner eigenen Stellung zur Welt erfassen konnte, und doch so gern verstanden, mit vielem andern, was er besaß, in Uebereinstimmung gebracht hätte! Er näherte sich ihr deshalb, und fühlte leise in sie hinein, welche Satte er anzuschlagen habe? Antoniens kürzlich zurückgelegte Reise gab sehr natürliche Veranlassung, das Gespräch zu eröffnen. Sie äußerte sich gern darüber, sie trug jene Bilder immer in ihrer

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[147/0154] den schmalen Paß, der sie in die Matronenkreise hinüberführt, schon zur Hälfte hinter sich hatten, und das mühsam bezwungene Herz noch an jenen Nachklängen bestechlich erweichten. Die Männer hingegen, denen eine Verlobte oder bestimmt Liebende meist uninteressant wird, gaben Antonien, des Abentheuerlichen ihrer Erscheinung wegen, größere Aufmerksamkeit. Wie still, wie untheilnehmend sie auch dasaß, ihr lautloses Erscheinen, einzelne tief hervorgeholte Worte, ihr dunkelglühendes Auge, das langsame Schreiten durch die Zimmer hin, und wieder die jähe Hast in Mienen und Geberden, die bei einzelnen Vorfällen heiter wie elektrische Funken durchbrachen, alles an ihr übte die Magie des Unbegreiflichen, der selten irgend ein Gemüth widersteht. Der Chevalier besonders sah mit einer Art leidenschaftlicher Neugier auf sie hin. Sie gehörte zu dem Wenigen, was er nicht bequem in seiner eigenen Stellung zur Welt erfassen konnte, und doch so gern verstanden, mit vielem andern, was er besaß, in Uebereinstimmung gebracht hätte! Er näherte sich ihr deshalb, und fühlte leise in sie hinein, welche Satte er anzuschlagen habe? Antoniens kürzlich zurückgelegte Reise gab sehr natürliche Veranlassung, das Gespräch zu eröffnen. Sie äußerte sich gern darüber, sie trug jene Bilder immer in ihrer

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  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_magie_1812/154>, abgerufen am 21.11.2024.