Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.alles annoch Bestehende werde zusammenbrechen, und aus dem allgemeinen Umsturz solle das Neue und Bessere hervorgehn; jetzt glaubte er an ein mögliches Zurücktreten der überströmenden Willenskraft, er hoffte auf eine weise, begütigende Hand, welche die Gränzen aufs neue scharf und bestimmt ziehe. Alle konnten noch glücklich, noch zufrieden werden; er rechnete darauf mit einer Zuversicht, wie sie nur der Glückliche kennt. Marie theilte seine Hoffnungen, ihr häuslichansiedelnd Gemüth schuf sich in Gedanken schon all die freudige Wirksamkeit, die ein heimathliches Eigenthum der thätigen Frauenliebe bereitet. So innig froh durch Besitz und Hoffnung, empfingen beide junge Gatten ihre glückwünschenden Freunde. Mariens Gesichtchen glänzte wie der Schmelz des Frührothes. Sie war nur durch Eines beunruhigt. Die Schwester gab ihr Sorgen, und Niemand wußte recht, wie es mit ihr stehe? Endlich trat der Arzt in das Zimmer. Ein jeder bestürmte ihn mit Fragen. Der Chevalier war kaum noch Herr seiner Ungeduld. Er trug die Gewißheit dessen, was Antoniens Uebelbefinden zum Grunde lag, dunkel in sich, die innere Angst sagte ihm etwas, das er nicht sogleich verstehn mochte. Jetzt erschien ihm der ernste deutsche Mann wie ein rettender Engel. Er hoffte, dieser alles annoch Bestehende werde zusammenbrechen, und aus dem allgemeinen Umsturz solle das Neue und Bessere hervorgehn; jetzt glaubte er an ein mögliches Zurücktreten der überströmenden Willenskraft, er hoffte auf eine weise, begütigende Hand, welche die Gränzen aufs neue scharf und bestimmt ziehe. Alle konnten noch glücklich, noch zufrieden werden; er rechnete darauf mit einer Zuversicht, wie sie nur der Glückliche kennt. Marie theilte seine Hoffnungen, ihr häuslichansiedelnd Gemüth schuf sich in Gedanken schon all die freudige Wirksamkeit, die ein heimathliches Eigenthum der thätigen Frauenliebe bereitet. So innig froh durch Besitz und Hoffnung, empfingen beide junge Gatten ihre glückwünschenden Freunde. Mariens Gesichtchen glänzte wie der Schmelz des Frührothes. Sie war nur durch Eines beunruhigt. Die Schwester gab ihr Sorgen, und Niemand wußte recht, wie es mit ihr stehe? Endlich trat der Arzt in das Zimmer. Ein jeder bestürmte ihn mit Fragen. Der Chevalier war kaum noch Herr seiner Ungeduld. Er trug die Gewißheit dessen, was Antoniens Uebelbefinden zum Grunde lag, dunkel in sich, die innere Angst sagte ihm etwas, das er nicht sogleich verstehn mochte. Jetzt erschien ihm der ernste deutsche Mann wie ein rettender Engel. Er hoffte, dieser <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0166" n="159"/> alles annoch Bestehende werde zusammenbrechen, und aus dem allgemeinen Umsturz solle das Neue und Bessere hervorgehn; jetzt glaubte er an ein mögliches Zurücktreten der überströmenden Willenskraft, er hoffte auf eine weise, begütigende Hand, welche die Gränzen aufs neue scharf und bestimmt ziehe. Alle konnten noch glücklich, noch zufrieden werden; er rechnete darauf mit einer Zuversicht, wie sie nur der Glückliche kennt. Marie theilte seine Hoffnungen, ihr häuslichansiedelnd Gemüth schuf sich in Gedanken schon all die freudige Wirksamkeit, die ein heimathliches Eigenthum der thätigen Frauenliebe bereitet.</p> <p>So innig froh durch Besitz und Hoffnung, empfingen beide junge Gatten ihre glückwünschenden Freunde. Mariens Gesichtchen glänzte wie der Schmelz des Frührothes. Sie war nur durch Eines beunruhigt. Die Schwester gab ihr Sorgen, und Niemand wußte recht, wie es mit ihr stehe? Endlich trat der Arzt in das Zimmer. Ein jeder bestürmte ihn mit Fragen. Der Chevalier war kaum noch Herr seiner Ungeduld. Er trug die Gewißheit dessen, was Antoniens Uebelbefinden zum Grunde lag, dunkel in sich, die innere Angst sagte ihm etwas, das er nicht sogleich verstehn mochte. Jetzt erschien ihm der ernste deutsche Mann wie ein rettender Engel. Er hoffte, dieser </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0166]
alles annoch Bestehende werde zusammenbrechen, und aus dem allgemeinen Umsturz solle das Neue und Bessere hervorgehn; jetzt glaubte er an ein mögliches Zurücktreten der überströmenden Willenskraft, er hoffte auf eine weise, begütigende Hand, welche die Gränzen aufs neue scharf und bestimmt ziehe. Alle konnten noch glücklich, noch zufrieden werden; er rechnete darauf mit einer Zuversicht, wie sie nur der Glückliche kennt. Marie theilte seine Hoffnungen, ihr häuslichansiedelnd Gemüth schuf sich in Gedanken schon all die freudige Wirksamkeit, die ein heimathliches Eigenthum der thätigen Frauenliebe bereitet.
So innig froh durch Besitz und Hoffnung, empfingen beide junge Gatten ihre glückwünschenden Freunde. Mariens Gesichtchen glänzte wie der Schmelz des Frührothes. Sie war nur durch Eines beunruhigt. Die Schwester gab ihr Sorgen, und Niemand wußte recht, wie es mit ihr stehe? Endlich trat der Arzt in das Zimmer. Ein jeder bestürmte ihn mit Fragen. Der Chevalier war kaum noch Herr seiner Ungeduld. Er trug die Gewißheit dessen, was Antoniens Uebelbefinden zum Grunde lag, dunkel in sich, die innere Angst sagte ihm etwas, das er nicht sogleich verstehn mochte. Jetzt erschien ihm der ernste deutsche Mann wie ein rettender Engel. Er hoffte, dieser
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