Fouqué, Caroline de la Motte-: Magie der Natur. In: Kleine Romanenbibliothek von und für Damen. Berlin, 1812.Baronin auf ihre Brust drückend, meine Tante, Sie wissens ja, Sie sagten es selbst, Sie konnten nicht von einander lassen, die unglücklichen Eltern! Wie soll ich denn von ihm lassen! Schieben, rühren Sie nicht an seinem Bilde, Sie drücken es sonst so tief hinein, daß ich schreien muß! Es schnitt mir ja von Kindheit an blutige Wunden ins Herz, wie soll ich es denn jetzt wegwerfen können! Wie fodern nur überall Menschen grade das Unmenschlichste! Lassen Sie dem Schicksal ungehindert seinen Lauf, ich bitte Sie! Die Baronin ging nach jedem neuen Versuche trostloser von dem krankhaft verwirrten Mädchen zurück. Es stärkte sich ihr wohl das Herz an Mariens ruhigem Walten, an ihrem milden Thun mit Alexis, der unter ihrer Pflege wieder aufblühete, und sie Stundenlang auf ihren Spatziergängen begleitete, aber sie sah in dem allen keinen Ausweg, und zitterte vor irgend einem entscheidenden Schlage! Ueberall begriff sie die Fassung ihres zarten, so leicht zu verletzenden Kindes, nicht, die keine Anstrengung, keine Gattung nützlicher Thätigkeit verschmähete, niemals klagte, niemals Adalberts Namen nannte, und jeden Fremden in schicklicher Entfernung zu halten wußte. Zwar hatte sich die Präsidentin bald genug eingestellt, erst leise angechlagen, dann dreister nach dem eigentlichen Grund Baronin auf ihre Brust drückend, meine Tante, Sie wissens ja, Sie sagten es selbst, Sie konnten nicht von einander lassen, die unglücklichen Eltern! Wie soll ich denn von ihm lassen! Schieben, rühren Sie nicht an seinem Bilde, Sie drücken es sonst so tief hinein, daß ich schreien muß! Es schnitt mir ja von Kindheit an blutige Wunden ins Herz, wie soll ich es denn jetzt wegwerfen können! Wie fodern nur überall Menschen grade das Unmenschlichste! Lassen Sie dem Schicksal ungehindert seinen Lauf, ich bitte Sie! Die Baronin ging nach jedem neuen Versuche trostloser von dem krankhaft verwirrten Mädchen zurück. Es stärkte sich ihr wohl das Herz an Mariens ruhigem Walten, an ihrem milden Thun mit Alexis, der unter ihrer Pflege wieder aufblühete, und sie Stundenlang auf ihren Spatziergängen begleitete, aber sie sah in dem allen keinen Ausweg, und zitterte vor irgend einem entscheidenden Schlage! Ueberall begriff sie die Fassung ihres zarten, so leicht zu verletzenden Kindes, nicht, die keine Anstrengung, keine Gattung nützlicher Thätigkeit verschmähete, niemals klagte, niemals Adalberts Namen nannte, und jeden Fremden in schicklicher Entfernung zu halten wußte. Zwar hatte sich die Präsidentin bald genug eingestellt, erst leise angechlagen, dann dreister nach dem eigentlichen Grund <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0212" n="205"/> Baronin auf ihre Brust drückend, meine Tante, Sie wissens ja, Sie sagten es selbst, Sie konnten nicht von einander lassen, die unglücklichen Eltern! Wie soll ich denn von ihm lassen! Schieben, rühren Sie nicht an seinem Bilde, Sie drücken es sonst so tief hinein, daß ich schreien muß! Es schnitt mir ja von Kindheit an blutige Wunden ins Herz, wie soll ich es denn jetzt wegwerfen können! Wie fodern nur überall Menschen grade das Unmenschlichste! Lassen Sie dem Schicksal ungehindert seinen Lauf, ich bitte Sie!</p> <p>Die Baronin ging nach jedem neuen Versuche trostloser von dem krankhaft verwirrten Mädchen zurück. Es stärkte sich ihr wohl das Herz an Mariens ruhigem Walten, an ihrem milden Thun mit Alexis, der unter ihrer Pflege wieder aufblühete, und sie Stundenlang auf ihren Spatziergängen begleitete, aber sie sah in dem allen keinen Ausweg, und zitterte vor irgend einem entscheidenden Schlage! Ueberall begriff sie die Fassung ihres zarten, so leicht zu verletzenden Kindes, nicht, die keine Anstrengung, keine Gattung nützlicher Thätigkeit verschmähete, niemals klagte, niemals Adalberts Namen nannte, und jeden Fremden in schicklicher Entfernung zu halten wußte. Zwar hatte sich die Präsidentin bald genug eingestellt, erst leise angechlagen, dann dreister nach dem eigentlichen Grund </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [205/0212]
Baronin auf ihre Brust drückend, meine Tante, Sie wissens ja, Sie sagten es selbst, Sie konnten nicht von einander lassen, die unglücklichen Eltern! Wie soll ich denn von ihm lassen! Schieben, rühren Sie nicht an seinem Bilde, Sie drücken es sonst so tief hinein, daß ich schreien muß! Es schnitt mir ja von Kindheit an blutige Wunden ins Herz, wie soll ich es denn jetzt wegwerfen können! Wie fodern nur überall Menschen grade das Unmenschlichste! Lassen Sie dem Schicksal ungehindert seinen Lauf, ich bitte Sie!
Die Baronin ging nach jedem neuen Versuche trostloser von dem krankhaft verwirrten Mädchen zurück. Es stärkte sich ihr wohl das Herz an Mariens ruhigem Walten, an ihrem milden Thun mit Alexis, der unter ihrer Pflege wieder aufblühete, und sie Stundenlang auf ihren Spatziergängen begleitete, aber sie sah in dem allen keinen Ausweg, und zitterte vor irgend einem entscheidenden Schlage! Ueberall begriff sie die Fassung ihres zarten, so leicht zu verletzenden Kindes, nicht, die keine Anstrengung, keine Gattung nützlicher Thätigkeit verschmähete, niemals klagte, niemals Adalberts Namen nannte, und jeden Fremden in schicklicher Entfernung zu halten wußte. Zwar hatte sich die Präsidentin bald genug eingestellt, erst leise angechlagen, dann dreister nach dem eigentlichen Grund
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