Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189.ich weiter; er aber schrie hinter mir drein, und ich weiter; er aber ſchrie hinter mir drein, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0057" n="43"/> ich weiter; er aber ſchrie hinter mir drein, und<lb/> war ploͤtzlich mit unbegreiflicher Schnelligkeit ne-<lb/> ben mir. Ich ſprengte mein Roß im Gallopp<lb/> an; er galloppirte mit, ſo ſauer es ihm zu wer-<lb/> den ſchien, und ſo wunderliche, halb laͤcherliche,<lb/> halb graͤßliche, Verrenkungen er dabei mit ſeinem<lb/> Leibe vornahm, wobei er immerfort das Gold-<lb/> ſtuͤck in die Hoͤhe hielt, und bei jedem Gallopp-<lb/> ſprunge ſchrie; falſch Geld! falſche Muͤnz’! Fal-<lb/> ſche Muͤnz’! falſch Geld! Und das kraͤchzte er<lb/> aus ſo hohler Bruſt heraus, das man meinte,<lb/> er muͤſſe nach jeglichem Schreie todt zu Boden<lb/> ſtuͤrzen. Auch hing ihm die haͤßlich rothe Zunge<lb/> weit aus dem Schlunde. Ich hielt verſtoͤrt; ich<lb/> fragte: was willſt Du mit Deinem Geſchrei?<lb/> Nimm noch ein Goldſtuͤck, nimm noch zwei,<lb/> aber dann laß ab von mir. — Da fing er<lb/> wieder mit ſeinem haͤßlich hoͤflichen Gruͤßen an,<lb/> und ſchnarrte: Gold eben nicht, Gold ſoll es<lb/> eben nicht ſein, mein Jungherrlein; des Spa-<lb/> ßes hab’ ich ſelbſten allzuviel; will’s Euch mal<lb/> zeigen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0057]
ich weiter; er aber ſchrie hinter mir drein, und
war ploͤtzlich mit unbegreiflicher Schnelligkeit ne-
ben mir. Ich ſprengte mein Roß im Gallopp
an; er galloppirte mit, ſo ſauer es ihm zu wer-
den ſchien, und ſo wunderliche, halb laͤcherliche,
halb graͤßliche, Verrenkungen er dabei mit ſeinem
Leibe vornahm, wobei er immerfort das Gold-
ſtuͤck in die Hoͤhe hielt, und bei jedem Gallopp-
ſprunge ſchrie; falſch Geld! falſche Muͤnz’! Fal-
ſche Muͤnz’! falſch Geld! Und das kraͤchzte er
aus ſo hohler Bruſt heraus, das man meinte,
er muͤſſe nach jeglichem Schreie todt zu Boden
ſtuͤrzen. Auch hing ihm die haͤßlich rothe Zunge
weit aus dem Schlunde. Ich hielt verſtoͤrt; ich
fragte: was willſt Du mit Deinem Geſchrei?
Nimm noch ein Goldſtuͤck, nimm noch zwei,
aber dann laß ab von mir. — Da fing er
wieder mit ſeinem haͤßlich hoͤflichen Gruͤßen an,
und ſchnarrte: Gold eben nicht, Gold ſoll es
eben nicht ſein, mein Jungherrlein; des Spa-
ßes hab’ ich ſelbſten allzuviel; will’s Euch mal
zeigen.
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