trieb ich weiter, bis mich eine Welle hier unter die Bäume an Eure Insel warf.
Ja, Insel! sagte der Fischer. Vor kurzem war's noch eine Landspitze. Nun aber, seit Waldstrom und See schier toll geworden sind, sieht es ganz anders mit uns aus.
Ich merkte so etwas, sagte der Priester, indem ich im Dunkeln das Wasser entlängst schlich, und, ringsum nur wildes Gebrause an- treffend, endlich schaute, wie sich ein betretner Fußpfad grade in das Getos hinein verlor. Nun sahe ich das Licht in Eurer Hütte, und wagte mich hierher, wo ich denn meinem himm- lischen Vater nicht genug danken kann, daß er mich nach meiner Rettung aus dem Gewässer auch noch zu so frommen Leuten geführt hat, als zu Euch; und das um so mehr, da ich nicht wissen kann, ob ich außer Euch Vieren noch in diesem Leben andre Menschen wieder zu sehen bekomme.
Wie meint Ihr das? fragte der Fischer.
Wißt Ihr denn, wie lange dieses Treiben
der
trieb ich weiter, bis mich eine Welle hier unter die Baͤume an Eure Inſel warf.
Ja, Inſel! ſagte der Fiſcher. Vor kurzem war’s noch eine Landſpitze. Nun aber, ſeit Waldſtrom und See ſchier toll geworden ſind, ſieht es ganz anders mit uns aus.
Ich merkte ſo etwas, ſagte der Prieſter, indem ich im Dunkeln das Waſſer entlaͤngſt ſchlich, und, ringsum nur wildes Gebrauſe an- treffend, endlich ſchaute, wie ſich ein betretner Fußpfad grade in das Getos hinein verlor. Nun ſahe ich das Licht in Eurer Huͤtte, und wagte mich hierher, wo ich denn meinem himm- liſchen Vater nicht genug danken kann, daß er mich nach meiner Rettung aus dem Gewaͤſſer auch noch zu ſo frommen Leuten gefuͤhrt hat, als zu Euch; und das um ſo mehr, da ich nicht wiſſen kann, ob ich außer Euch Vieren noch in dieſem Leben andre Menſchen wieder zu ſehen bekomme.
Wie meint Ihr das? fragte der Fiſcher.
Wißt Ihr denn, wie lange dieſes Treiben
der
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trieb ich weiter, bis mich eine Welle hier unter
die Baͤume an Eure Inſel warf.
Ja, Inſel! ſagte der Fiſcher. Vor kurzem
war’s noch eine Landſpitze. Nun aber, ſeit
Waldſtrom und See ſchier toll geworden ſind,
ſieht es ganz anders mit uns aus.
Ich merkte ſo etwas, ſagte der Prieſter,
indem ich im Dunkeln das Waſſer entlaͤngſt
ſchlich, und, ringsum nur wildes Gebrauſe an-
treffend, endlich ſchaute, wie ſich ein betretner
Fußpfad grade in das Getos hinein verlor.
Nun ſahe ich das Licht in Eurer Huͤtte, und
wagte mich hierher, wo ich denn meinem himm-
liſchen Vater nicht genug danken kann, daß er
mich nach meiner Rettung aus dem Gewaͤſſer
auch noch zu ſo frommen Leuten gefuͤhrt hat,
als zu Euch; und das um ſo mehr, da ich nicht
wiſſen kann, ob ich außer Euch Vieren noch in
dieſem Leben andre Menſchen wieder zu ſehen
bekomme.
Wie meint Ihr das? fragte der Fiſcher.
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/78>, abgerufen am 16.02.2025.
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