der Elemente währen soll? entgegnete der Geist- liche. Und ich bin alt an Jahren. Gar leicht- lich mag mein Lebensstrom eher versiegend unter die Erde gehn, als die Ueberschwemmung des Waldstromes da draußen. Und überhaupt, es wäre ja nicht unmöglich, daß mehr und mehr des schäumenden Wassers sich zwischen Euch und den jenseitigen Forst drängte, bis Ihr so weit von der übrigen Erde abgerissen würdet, daß Euer Fischerkähnlein nicht mehr hinüber reichte, und die Bewohner des festen Landes in ihren Zerstreuungen Euer Alter gänzlich vergessen.
Die alte Hausfrau fuhr hierüber zusam- men, kreuzte sich, und sagte: das verhüte Gott! -- Aber der Fischer sahe sie lächelnd an, und sprach: wie doch auch nun der Mensch ist! Es wäre ja dann nicht anders, wenigstens nicht für Dich, liebe Frau, als es nun ist. Bist Du denn seit vielen Jahren weiter gekommen, als an die Gränze des Forstes? Und hast Du andre Menschen gesehn, als Undinen und mich? -- Seit Kurzem sind nun noch der Ritter und
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der Elemente waͤhren ſoll? entgegnete der Geiſt- liche. Und ich bin alt an Jahren. Gar leicht- lich mag mein Lebensſtrom eher verſiegend unter die Erde gehn, als die Ueberſchwemmung des Waldſtromes da draußen. Und uͤberhaupt, es waͤre ja nicht unmoͤglich, daß mehr und mehr des ſchaͤumenden Waſſers ſich zwiſchen Euch und den jenſeitigen Forſt draͤngte, bis Ihr ſo weit von der uͤbrigen Erde abgeriſſen wuͤrdet, daß Euer Fiſcherkaͤhnlein nicht mehr hinuͤber reichte, und die Bewohner des feſten Landes in ihren Zerſtreuungen Euer Alter gaͤnzlich vergeſſen.
Die alte Hausfrau fuhr hieruͤber zuſam- men, kreuzte ſich, und ſagte: das verhuͤte Gott! — Aber der Fiſcher ſahe ſie laͤchelnd an, und ſprach: wie doch auch nun der Menſch iſt! Es waͤre ja dann nicht anders, wenigſtens nicht fuͤr Dich, liebe Frau, als es nun iſt. Biſt Du denn ſeit vielen Jahren weiter gekommen, als an die Graͤnze des Forſtes? Und haſt Du andre Menſchen geſehn, als Undinen und mich? — Seit Kurzem ſind nun noch der Ritter und
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der Elemente waͤhren ſoll? entgegnete der Geiſt-
liche. Und ich bin alt an Jahren. Gar leicht-
lich mag mein Lebensſtrom eher verſiegend unter
die Erde gehn, als die Ueberſchwemmung des
Waldſtromes da draußen. Und uͤberhaupt, es
waͤre ja nicht unmoͤglich, daß mehr und mehr
des ſchaͤumenden Waſſers ſich zwiſchen Euch und
den jenſeitigen Forſt draͤngte, bis Ihr ſo weit
von der uͤbrigen Erde abgeriſſen wuͤrdet, daß
Euer Fiſcherkaͤhnlein nicht mehr hinuͤber reichte,
und die Bewohner des feſten Landes in ihren
Zerſtreuungen Euer Alter gaͤnzlich vergeſſen.
Die alte Hausfrau fuhr hieruͤber zuſam-
men, kreuzte ſich, und ſagte: das verhuͤte
Gott! — Aber der Fiſcher ſahe ſie laͤchelnd
an, und ſprach: wie doch auch nun der Menſch
iſt! Es waͤre ja dann nicht anders, wenigſtens
nicht fuͤr Dich, liebe Frau, als es nun iſt. Biſt
Du denn ſeit vielen Jahren weiter gekommen,
als an die Graͤnze des Forſtes? Und haſt Du
andre Menſchen geſehn, als Undinen und mich?
— Seit Kurzem ſind nun noch der Ritter und
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Fouqué, Friedrich de la Motte: Undine, eine Erzählung. In: Die Jahreszeiten. Eine Vierteljahrsschrift für romantische Dichtungen, 1811, Frühlings-Heft, S. 1–189, hier S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_undine_1811/79>, abgerufen am 16.07.2024.
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