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Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676.

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Haupt-Welten/ und Aristotelis Beystimmung.
durch den Gott/ der aller Ursachen Stiffter ist/ und alle Dinge/ nach
eines jeglichen Art/ erschaffet/ anders/
ohn die görtliche idealische
Welt/ darinn die Muster aller Geschöpffe vorher gebildet stehen/ andeu-
ten? Jndem er schreibt/ GOtt sey von andren Dingen unterschieden;
bewege und bleibe doch selber unbewegt; gibt er so viel zu verstehen/ daß
GOtt/ so wie Er/ in dem Centro seiner Einbarkeit/ betrachtet wird/ ewig/
und unermeßlich sey/ und alles belebe. Wie nahe kommt auch die RedeErklärung
obiger Ari-
stotelischer
Worte.

dieses scharffsinnigen Heiden unsren Apostolischen Worten; wenn er
spricht: Es werden alle Dinge/ von Jhm/ in Jhm/ und durch oder zu
Jhm/ bewogen! Wird nicht/ mit den Worten/ in Jhm/ angezeigt/ Er
sey die Ursache aller Ursachen/ der erste Anfang aller Dinge/ und/ wie die
Egypter reden/ die erste Form der Gottheit? Mit den Worten von
Jhm/
wird angewiesen die andre Form der Gottheit/ der andre Ver-
stand/ welcher die/ in dem ersten Verstande concipirte/ Dinge geordnet
und bequemlich gefügt. Durch sich selbst aber/ oder/ wie man in theils
Exemplarien liset/ zu Jhm selbsten/ zielet auf die dritte Form der Gott-
heit (NB. man redet hie/ auf Egyptische Art) nemlich auf die Vollenzie-
herin der concipirten und geordneten Dingen/ als auf den Finger der
Rechten GOttes. Treffen also diese drey von Jhm/ in Jhm und
durch Jhn/
mit der göttlichen Muster-Welt/ oder Welt-Muster/
so der Egypter/ durch die geflügelte Kugel/ fürbildet/ vollkömmlich über
ein. Zweytens/ wird/ durch die Welt der Verständnissen/ oder intel-
tectual Welt/ die Engel-Welt der Egypter verstanden. Welche engli-
sche Welt/ weil sie eine Figur und Muster und das nechste Exempel der
göttlichen Güte ist/ gar füglich/ von den Egyptern/ gleich nechst der Ur-
Welt gesetzt/ und mit vielen Zeichen gerüstet worden: um dadurch anzu-
zeigen die Manchfältigkeit der göttlichen Formen/ (Gestalten oder Bil-
dungen) so in derselben anzutreffen/ nach welcher Varietät sie/ in die ni-
dere Sache/ stets einfliessen.

Mit der allgemeinen Himmels-Seele/ die ihre Krafft vom Ver-
stande hat/ imgleichen mit der Würdigkeit der Gestirne und deß Liechts/
meinet er die gestirnte Welt/ deren Fürsteher die Jntelligentien (oder
englische Verständnissen und Geister) sind: in welcher Sternen-Welt
Osiris gleichsam die Seele und Regentinn ist/ so unter dem Bilde deß
Habichts/ der ein Sinnzeichen deß Liechts und Lebens giebt/ so wol auch
unter andren Eigenschafften deß Habichts/ wie nicht weniger mit der
Schlangen-beflochtenen Kugel/ die auf Leben und Fruchtbarkeit deutet/
der Nachsinnlichkeit fürgestellet wird.

Die

Haupt-Welten/ und Ariſtotelis Beyſtimmung.
durch den Gott/ der aller Urſachen Stiffter iſt/ und alle Dinge/ nach
eines jeglichen Art/ erſchaffet/ anders/
ohn die goͤrtliche idealiſche
Welt/ darinn die Muſter aller Geſchoͤpffe vorher gebildet ſtehen/ andeu-
ten? Jndem er ſchreibt/ GOtt ſey von andren Dingen unterſchieden;
bewege und bleibe doch ſelber unbewegt; gibt er ſo viel zu verſtehen/ daß
GOtt/ ſo wie Er/ in dem Centro ſeiner Einbarkeit/ betrachtet wird/ ewig/
und unermeßlich ſey/ und alles belebe. Wie nahe kommt auch die RedeErklaͤrung
obiger Ari-
ſtoteliſcher
Worte.

dieſes ſcharffſinnigen Heiden unſren Apoſtoliſchen Worten; wenn er
ſpricht: Es werden alle Dinge/ von Jhm/ in Jhm/ und durch oder zu
Jhm/ bewogen! Wird nicht/ mit den Worten/ in Jhm/ angezeigt/ Er
ſey die Urſache aller Urſachen/ der erſte Anfang aller Dinge/ und/ wie die
Egypter reden/ die erſte Form der Gottheit? Mit den Worten von
Jhm/
wird angewieſen die andre Form der Gottheit/ der andre Ver-
ſtand/ welcher die/ in dem erſten Verſtande concipirte/ Dinge geordnet
und bequemlich gefuͤgt. Durch ſich ſelbſt aber/ oder/ wie man in theils
Exemplarien liſet/ zu Jhm ſelbſten/ zielet auf die dritte Form der Gott-
heit (NB. man redet hie/ auf Egyptiſche Art) nemlich auf die Vollenzie-
herin der concipirten und geordneten Dingen/ als auf den Finger der
Rechten GOttes. Treffen alſo dieſe drey von Jhm/ in Jhm und
durch Jhn/
mit der goͤttlichen Muſter-Welt/ oder Welt-Muſter/
ſo der Egypter/ durch die gefluͤgelte Kugel/ fuͤrbildet/ vollkoͤmmlich uͤber
ein. Zweytens/ wird/ durch die Welt der Verſtaͤndniſſen/ oder intel-
tectual Welt/ die Engel-Welt der Egypter verſtanden. Welche engli-
ſche Welt/ weil ſie eine Figur und Muſter und das nechſte Exempel der
goͤttlichen Guͤte iſt/ gar fuͤglich/ von den Egyptern/ gleich nechſt der Ur-
Welt geſetzt/ und mit vielen Zeichen geruͤſtet worden: um dadurch anzu-
zeigen die Manchfaͤltigkeit der goͤttlichen Formen/ (Geſtalten oder Bil-
dungen) ſo in derſelben anzutreffen/ nach welcher Varietaͤt ſie/ in die ni-
dere Sache/ ſtets einflieſſen.

Mit der allgemeinen Himmels-Seele/ die ihre Krafft vom Ver-
ſtande hat/ imgleichen mit der Wuͤrdigkeit der Geſtirne und deß Liechts/
meinet er die geſtirnte Welt/ deren Fuͤrſteher die Jntelligentien (oder
engliſche Verſtaͤndniſſen und Geiſter) ſind: in welcher Sternen-Welt
Oſiris gleichſam die Seele und Regentinn iſt/ ſo unter dem Bilde deß
Habichts/ der ein Sinnzeichen deß Liechts und Lebens giebt/ ſo wol auch
unter andren Eigenſchafften deß Habichts/ wie nicht weniger mit der
Schlangen-beflochtenen Kugel/ die auf Leben und Fruchtbarkeit deutet/
der Nachſinnlichkeit fuͤrgeſtellet wird.

Die
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[111/0137] Haupt-Welten/ und Ariſtotelis Beyſtimmung. durch den Gott/ der aller Urſachen Stiffter iſt/ und alle Dinge/ nach eines jeglichen Art/ erſchaffet/ anders/ ohn die goͤrtliche idealiſche Welt/ darinn die Muſter aller Geſchoͤpffe vorher gebildet ſtehen/ andeu- ten? Jndem er ſchreibt/ GOtt ſey von andren Dingen unterſchieden; bewege und bleibe doch ſelber unbewegt; gibt er ſo viel zu verſtehen/ daß GOtt/ ſo wie Er/ in dem Centro ſeiner Einbarkeit/ betrachtet wird/ ewig/ und unermeßlich ſey/ und alles belebe. Wie nahe kommt auch die Rede dieſes ſcharffſinnigen Heiden unſren Apoſtoliſchen Worten; wenn er ſpricht: Es werden alle Dinge/ von Jhm/ in Jhm/ und durch oder zu Jhm/ bewogen! Wird nicht/ mit den Worten/ in Jhm/ angezeigt/ Er ſey die Urſache aller Urſachen/ der erſte Anfang aller Dinge/ und/ wie die Egypter reden/ die erſte Form der Gottheit? Mit den Worten von Jhm/ wird angewieſen die andre Form der Gottheit/ der andre Ver- ſtand/ welcher die/ in dem erſten Verſtande concipirte/ Dinge geordnet und bequemlich gefuͤgt. Durch ſich ſelbſt aber/ oder/ wie man in theils Exemplarien liſet/ zu Jhm ſelbſten/ zielet auf die dritte Form der Gott- heit (NB. man redet hie/ auf Egyptiſche Art) nemlich auf die Vollenzie- herin der concipirten und geordneten Dingen/ als auf den Finger der Rechten GOttes. Treffen alſo dieſe drey von Jhm/ in Jhm und durch Jhn/ mit der goͤttlichen Muſter-Welt/ oder Welt-Muſter/ ſo der Egypter/ durch die gefluͤgelte Kugel/ fuͤrbildet/ vollkoͤmmlich uͤber ein. Zweytens/ wird/ durch die Welt der Verſtaͤndniſſen/ oder intel- tectual Welt/ die Engel-Welt der Egypter verſtanden. Welche engli- ſche Welt/ weil ſie eine Figur und Muſter und das nechſte Exempel der goͤttlichen Guͤte iſt/ gar fuͤglich/ von den Egyptern/ gleich nechſt der Ur- Welt geſetzt/ und mit vielen Zeichen geruͤſtet worden: um dadurch anzu- zeigen die Manchfaͤltigkeit der goͤttlichen Formen/ (Geſtalten oder Bil- dungen) ſo in derſelben anzutreffen/ nach welcher Varietaͤt ſie/ in die ni- dere Sache/ ſtets einflieſſen. Erklaͤrung obiger Ari- ſtoteliſcher Worte. Mit der allgemeinen Himmels-Seele/ die ihre Krafft vom Ver- ſtande hat/ imgleichen mit der Wuͤrdigkeit der Geſtirne und deß Liechts/ meinet er die geſtirnte Welt/ deren Fuͤrſteher die Jntelligentien (oder engliſche Verſtaͤndniſſen und Geiſter) ſind: in welcher Sternen-Welt Oſiris gleichſam die Seele und Regentinn iſt/ ſo unter dem Bilde deß Habichts/ der ein Sinnzeichen deß Liechts und Lebens giebt/ ſo wol auch unter andren Eigenſchafften deß Habichts/ wie nicht weniger mit der Schlangen-beflochtenen Kugel/ die auf Leben und Fruchtbarkeit deutet/ der Nachſinnlichkeit fuͤrgeſtellet wird. Die

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Zitationshilfe: Francisci, Erasmus: Das eröffnete Lust-Haus Der Ober- und Nieder-Welt. Nürnberg, 1676, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francisci_lusthaus_1676/137>, abgerufen am 22.12.2024.